Stilbit

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Stilbit
Stilbit (farblos, weiß) und Apophyllit (grün) aus Indien
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

Desmin

Chemische Formel
  • Stilbit-Ca: NaCa4(Si27Al9)O72·28H2O[1]
  • Stilbit-Na: Na9(Si27Al9)O72·28H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.23
9.GE.10
77.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[2]
Gitterparameter siehe Kristallstruktur
Formeleinheiten Z = 1[2]
Zwillingsbildung Durchdringungszwillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) 2,1 bis 2,2
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe farblos, gelblich, grau, braun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis kantendurchscheinend
Glanz Glasglanz

Stilbit (auch Desmin[3] oder Blätterzeolith) ist eine Sammelbezeichnung für die beiden Minerale Stilbit-Ca und Stilbit-Na.

Beide Minerale gehören der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ an und bilden die Endglieder einer Mischreihe mit den chemischen Zusammensetzungen:

  • Stilbit-Ca: NaCa4(Si27Al9)O72·28H2O[1]
  • Stilbit-Na: Na9(Si27Al9)O72·28H2O[1]

Vereinfacht kann die Zusammensetzung auch als Mischformel in der Form (Ca,Na)9[(Si,Al)36O72]·28H2O für Stilbite mit dominierendem Calciumanteil angegeben werden. Bei einem dominierenden Natriumanteil wechselt entsprechend die Reihenfolge der Elemente in der ersten Klammer.[2]

Beide Stilbite kristallisieren im monoklinen Kristallsystem und entwickeln überwiegend durchsichtige bis durchscheinende, prismatische oder tafelige Kristalle sowie komplexe Durchdringungszwillinge mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Häufig finden sich auch garbenförmige oder körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form sind Stilbit-Ca und Stilbit-Na farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung können sie aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche, rosa bis rötliche und braune Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte

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Stilbit wurde 1756 von Axel Fredrik Cronstedt entdeckt und 1796 von René-Just Haüy beschrieben und nach altgriechisch στίλβη stílbe, deutsch ‚Glanz, Schimmer‘, wegen seines starken glas- bis permuttartigen Glanzes auf den Spaltflächen benannt.

Der Name Desmin wurde 1818 durch August Breithaupt geprägt und nimmt Bezug auf die charakteristische bündel- oder garbenförmige Aggregatform des Minerals (altgriechisch δεσμή desme, deutsch ‚Bündel‘).[4]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörten Stilbit-Ca und Stilbit-Na zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo sie zusammen mit Barrerit, Brewsterit-Ba, Brewsterit-Sr, Epistilbit, Goosecreekit, Heulandit-Ba, Heulandit-Ca, Heulandit-K, Heulandit-Na, Heulandit-Sr, Klinoptilolith-Ca, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na und Stellerit die Untergruppe „Blätterzeolithe I“ mit der System-Nr. VIII/J.23 innerhalb der Zeolithgruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet Stilbit-Ca und Stilbit-Na ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Bindungsform der Gerüste, so dass die beiden Minerale entsprechend ihrer Zusammensetzung in der Unterabteilung „Tafeln mit 4-4-1-1 Struktureinheiten“ zu finden sind, wo sie ohne weitere Mitglieder die unbenannte Gruppe 9.GE.10 bilden.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Stilbite in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier sind sie zusammen mit Heulandit-Ca, Heulandit-Na, Heulandit-K, Heulandit-Sr, Heulandit-Ba, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na, Klinoptilolith-Ca, Stellerit und Barrerit in der Gruppe „Heulandit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.04 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.

Kristallstruktur

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Beide Stilbite kristallisieren im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit jeweils einer Formeleinheit pro Elementarzelle und den folgenden, leicht voneinander abweichenden Gitterparametern[2]

  • Stilbit-Ca: a = 13,64 Å; b = 18,24 Å; c = 11,27 Å und β = 128,0°
  • Stilbit-Na: a = 13,61 Å; b = 18,33 Å; c = 11,25 Å und β = 127,7°

Die Kristallstruktur von Stilbit ist der von Heulandit ähnlich, das heißt, auch bei Stilbit sind die Formeleinheiten zu einem Gerüst verknüpft. Beim Stilbit besteht dieses jedoch aus Kanälen mit Zehnerringen parallel zur a-Achse und Achterringen parallel zur c-Achse.[3]

Deutliche Zwillingsbildung bei orangefarbenen Stilbitkristallen aus Indien

Die Kristalle des Stilbits haben oft ein charakteristisches, garbenförmiges Aussehen mit den augenscheinlich orthorhombischen Kombinationen {010}, {100} oder {111}. Tatsächlich handelt es sich jedoch um monokline Durchkreuzungszwillinge nach (010) und (001).

Chemische und physikalische Eigenschaften

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Stilbite sind in Salzsäure nur schwer löslich.

Optische Eigenschaften

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Beide Endglieder zeigen nur geringe Unterschiede in den optischen Eigenschaften:

Mineral Brechzahlen Doppelbrechung opt. Orientierung Dispersion der opt. Achsen
Stilbit-Ca[5] nα = 1,484 bis 1,500
nβ = 1,492 bis 1,507
nγ = 1,494 bis 1,513
δ = 0,010 bis 0,013 zweiachsig negativ 76° bis 78°
Stilbit-Na[6] nα = 1,479 bis 1,492
nβ = 1,485 bis 1,500
nγ = 1,489 bis 1,505
δ = 0,010 bis 0,013 zweiachsig negativ 76° bis 78°

Bildung und Fundorte

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Cavansit auf weißem Stilbit

Stilbite bilden sich durch hydrothermale Vorgänge in Blasenräumen in Vulkaniten (Basalte und Basaltmandelsteine), Erzlagern bzw. -gängen oder in der Nähe von Thermalquellen, aber auch in Sedimentgesteinen und finden sich häufig in Paragenese mit Cavansit, Apophyllit und Calcit sowie mit verschiedenen anderen Zeolithen.

Stilbit-Ca wurde bisher an 146 Fundorten[5] (Stand: 2009) nachgewiesen und findet sich damit um vieles häufiger als Stilbit-Na, der bisher an 14 Fundorten[6] nachgewiesen wurde.

Fundorte für Stilbit-Ca sind unter anderem Bertrix in Belgien; Santa Catarina in Brasilien; Bayern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen in Deutschland; Frankreich; England, Nordirland und Schottland in Großbritannien; Nova Scotia und Québec in Kanada; Indien; mehrere Regionen in Italien; Steiermark und Tirol in Österreich; die Regionen des Ural und Ost-Sibirien in Russland; Schweden; Schweiz; Böhmen und Mähren in Tschechien; Ukraine; Ungarn; sowie viele Regionen in den USA.

Fundorte für Stilbit-Na sind unter anderem South Australia und Victoria in Australien; Indien; Piemont und Sardinien in Italien; sowie einige Regionen der USA.

  • R.-J. Haüy: Traité de Minéralogie. Band 3. bei Buchhandlung Louis, Paris 1801, S. 161–166 (französisch, rruff.info [PDF; 378 kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).
  • Stilbite-(Ca). In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 793 (Erstausgabe: 1891).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 277 (Stilbit-Ca).
Commons: Stilbite – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
  3. a b Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 128.
  4. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 200 (Stichwort Desmin).
  5. a b Stilbite-Ca. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).
  6. a b Stilbite-Na. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).