Streitkräfte Boliviens
| |||
Führung | |||
---|---|---|---|
Oberbefehlshaber: | Präsident von Bolivien | ||
Verteidigungsminister: | Edmundo Novillo Aguilar[1] | ||
Militärischer Befehlshaber: | General Hugo Arandia[2] | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 34.100 (2022)[3] | ||
Wehrpflicht: | 12 Monate | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | Ab dem 16. Lebensjahr (Männer) Ab dem 18. Lebensjahr (Frauen)[4] | ||
Paramilitärische Kräfte: | 37.100 (2022)[3] | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | $ 640,31 Mio. (2022) | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 1,5 % (2022) | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 1825 |
Die Streitkräfte Boliviens (Fuerzas Armadas de Bolivia, kurz FF.AA.) sind unterteilt in das Heer (Ejército Boliviano), die Marine (Fuerza Naval Boliviana) und die Luftstreitkräfte (Fuerza Aérea Boliviana). Ebenfalls militärisch organisiert ist die Nationalpolizei (Policía Nacional de Bolivia).
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wehrpflicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt eine grundsätzliche Wehrpflicht; falls es jedoch genug Freiwillige gibt, wird auf Einberufungen verzichtet. Die Wehrpflichtigen müssen mindestens 18 Jahre alt sein; bei freiwilliger Arbeit erlaubt das Gesetz, die Altersgrenze bis auf 16 abzusenken.[5]
Der Wehrdienst dauert 12 Monate. Die Gesamtstärke der Streitkräfte schwankt zwischen 31.500 und 35.000 Mann, davon sind etwa 20.000 Wehrdienstleistende.
Militärausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Militärausgaben betrugen 2021 640,31 Mio. US-$, was 1,5 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht.[6]
Ausrüstung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das bolivianische Heer (Ejército Boliviano, kurz FF.EE.) ist mit rund 22.800 Mann die bei weitem stärkste Teilstreitkraft.[3] Sie wird von General Juan José Zúñiga kommandiert.[7] Die Beziehung zu Chile ist immer noch angespannt. Die Armee Chiles hat ein vielfach höheres Budget und ist mit hunderten Kampfpanzern auch deutlich besser ausgerüstet. Seit dem Salpeterkrieg hat sich das Heer dann auch mehr und mehr auf die „Innere Sicherheit“ konzentriert. Das Heer verfügt über folgende Ausrüstung:[3][8]
Marine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl Bolivien seit dem Verlust seines Pazifikzugangs im Salpeterkrieg (1879 bis 1884) ein Binnenstaat ist, unterhält das Land weiterhin eine 4.800 Mann (mit Marineinfanterie) starke Marine (Fuerza Naval Boliviana, auch „Armada“ genannt, abgekürzt FNB),[3] deren Aufgabe sich allerdings auf die Sicherung von Binnen-Grenzgewässern (Titicacasee sowie größere Flüsse im Amazonasbecken) beschränkt. Die formelle Aufrechterhaltung einer militärisch an sich unnötigen eigenständigen „Marine“ ist politischer Ausdruck für das Streben und die Hoffnung auf die Wiedergewinnung eines Zugangs zum Pazifik, angestrebt wird ein Korridor zwischen Chile und Peru. Die Kommandostruktur umfasst sechs Marinebezirke, jeder mit einer Flottille ausgestattet. Ein Bezirk umfasst den Titicaca-See, die übrigen liegen an den großen Flüssen.[9]
Die Marine besteht aus etwa 60 Patrouillenbooten und Patrouillenbarkassen sowie aus einem der Marine gehörenden Patrouillenflugzeug vom Typ Cessna U206.[10][11][12]
Das größte Schiff war der Hochsee-Frachter Libertador Bolívar (Befreier Bolívar), der von der Marine bemannt wird, um zu gewährleisten, dass die Marine über seemännisch ausgebildetes Personal verfügt, falls das Land über einen Korridor wieder Zugang zum Meer erhalten sollte und die Marine wieder von einem bolivianischen Hafen an der Pazifikküste operieren kann. Das 1978 in Dienst gestellte Schiff wurde als normales Handelsfrachtschiff eingesetzt, dessen Einnahmen dem Marineministerium zuflossen, und wurde 1990 aus dem Schiffsregister gestrichen. Es war ein Geschenk Venezuelas und hatte seinen Heimathafen in Argentinien.
Die Marineinfanterie besteht aus etwa 1.700 Mann in sieben Bataillonen, wovon in jedem der sechs Marinedistrikte eines steht. Im Distrikt des Titicacasees steht zusätzlich das VI. mechanisierte Bataillon „Independencia“. Dieses war in den 1980er Jahren in Stärke von 600 Mann aufgestellt und nach dem bolivianischen Nationalhelden Miguel Grau Seminario benannt worden.
Luftstreitkräfte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bolivianische Luftwaffe (Fuerza Aérea Boliviana, kurz FAB) umfasst rund 6.500 Mann. Die Ausstattung ist größtenteils veraltet; sie verfügt über folgende Flugzeugtypen (Stand Ende 2022):[8][3]
Flugzeug | Foto | Herkunft | Verwendung | Version | Aktiv | Bestellt | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Flugzeuge für Spezialmissionen | |||||||
Learjet 35 | Vereinigte Staaten | Aufklärungsflugzeug | 2 | ||||
Transportflugzeuge | |||||||
C-130 Hercules | Vereinigte Staaten | Transportflugzeug | C-130B | 3 | |||
Cessna 402 | Vereinigte Staaten | Transportflugzeug | 1 | ||||
Handley Page Jetstream | Vereinigtes Königreich | Transportflugzeug | Jetstream 31 | 2 | |||
King Air | Vereinigte Staaten | Transportflugzeug | King Air 90 King Air 200 King Air 250 King Air 350 |
5 | |||
Geschäftsreiseflugzeuge | |||||||
Boeing 727 | Vereinigte Staaten | Geschäftsreiseflugzeug | 1 | ||||
Boeing 737 | Vereinigte Staaten | Geschäftsreiseflugzeuge | B-737-200 | 3 | |||
Dassault Falcon 50 | Frankreich | Geschäftsreiseflugzeuge | Falcon 50EX | 1 | |||
Dassault Falcon 900 | Frankreich | Geschäftsreiseflugzeuge | Falcon 900EX | 1 | |||
BAe 146 | Vereinigtes Königreich | Geschäftsreiseflugzeuge | RJ70 | 2 | |||
Schulflugzeuge | |||||||
K-8 Karakorum | Volksrepublik China/ Pakistan | Schulflugzeug | 5 | ||||
PC-7 | Schweiz | Schulflugzeug | 2 | ||||
Z-242 | Tschechien | Schulflugzeug | 8 | ||||
Hubschrauber | |||||||
H125 Écureuil | Frankreich | Mehrzweckhubschrauber | H125M | 2 | |||
H145 | Frankreich | Mehrzweckhubschrauber | 2 | ||||
H215 | Frankreich | Mehrzweckhubschrauber | H215M | 6 | |||
SA.319 Alouette III | Frankreich | Mehrzweckhubschrauber | SE.3160 | 1 | |||
UH-1 Iroquois | Vereinigte Staaten | Mehrzweckhubschrauber | UH-1H | 11 | |||
Schulungshubschrauber | |||||||
Robinson R44 | Vereinigte Staaten | Schulungshubschrauber | 5 |
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Streitkräfte Boliviens haben durch knapp 200 Putsche seit Staatsgründung eine große Rolle in der Geschichte Boliviens gespielt.
Im März 2009 kündigte der bolivianische Verteidigungsminister an, die militärischen Trainings- und Tötungsübungen an zahlreichen Hunden durch eine Resolution zu verbieten. Dies ist historisch bedeutend, da es die erste gesetzliche Verfügung zum Tierschutz in Bolivien überhaupt bedeutete und im selben Jahr zu weiteren Tierschutzgesetzen führte.[13][14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jutta Deide: Ideologie und Legitimation einer abhängigen Militärdiktatur. Das Beispiel der Regierung Banzer in Bolivien (1971–1978); ein ideologiekritischer und militärsoziologischer Beitrag zur politischen Soziologie peripherer Gesellschaften in Lateinamerika. Haag und Herchen, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-88129-368-X (zugl. Dissertation, Universität Hamburg 1980).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Defense ministers to create “Argentine-Bolivian Working Group”. In: mercopress.com. 24. Mai 2022, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
- ↑ Asume nuevo Alto Mando Militar con el general Hugo Arandia como Comandante de las FFAA. In: erbol.com.bo. 1. November 2022, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
- ↑ a b c d e f International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2023. 123. Auflage. Taylor & Francis, 2023, ISBN 978-1-03-250895-5, S. 381–382.
- ↑ The World Factbook–Bolivia. Central Intelligence Agency, abgerufen am 30. Juli 2023.
- ↑ The World Factbook–Bolivia. Central Intelligence Agency, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
- ↑ SIPRI Military Expenditure Database. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 30. Juli 2023.
- ↑ Diputado del MAS dice que la advertencia de las FFAA fue parte de su libertad de expresión. In: www.noticiasfides.com. 13. Dezember 2022, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
- ↑ a b World Air Forces 2023. (PDF) Flight International, abgerufen am 30. Juli 2023.
- ↑ Jürgen Vogt: Grenzkonflikt Bolivien und Chile: Der alte Streit um das Meer. In: Die Tageszeitung: taz. 22. März 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. September 2019]).
- ↑ Matrosen ohne Meer bei Zeit Online vom 3. April 2008
- ↑ Marine ohne Meer bei Der Tagesspiegel vom 23. März 2007
- ↑ Bolivien träumt vom Meer bei Welt Online vom 21. März 2010
- ↑ Archivlink ( vom 11. April 2009 im Internet Archive)
- ↑ Tierzirkusse in Bolivien gesetzlich untersagt ( vom 14. Juni 2010 im Internet Archive)