Adtranz Incentro
Der Incentro ist ein von Adtranz ab 1998 entwickeltes 100%-Niederflur-Straßenbahnfahrzeug. Mit dem Erwerb von Adtranz durch Bombardier im Jahr 2001 ging die Fertigung auf Bombardier Transportation über. Dieses Unternehmen vermarktete jedoch aktiv bevorzugt die eigene Flexity-Modellreihe, die vergleichbare Typen enthielt. Die bisher letzten Fahrzeuge wurden 2003 hergestellt und anschließend in das Sortiment der Flexity eingegliedert.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Incentro ist eine modular aufgebaute Modellreihe, die Kurzgelenkwagen und Multigelenkwagen enthält. Die Kurzgelenk-Variante gilt als Weiterentwicklung der GTxN/M/S-Fahrzeuge, die Multigelenk-Variante als Weiterentwicklung der Variobahnen des gleichen Herstellers. Das Konzept sieht zwei-, drei-, vier-, fünf- und siebenteilige Wagen in Breiten von 2,30 m, 2,40 m und 2,65 m vor; die Frontteile können individuell konstruiert werden. Die Typenbezeichnung lautet AT x/y (Adtranz Tram x=Anzahl der Radpaare/y=Anzahl der Wagenkastensegmente), Multigelenker mit langen Mittelteilen erhalten den Zusatz „L“. Bisher wurde ausschließlich die fünfteilige Multigelenk-Ausführung produziert.
Straßenbahnen vom Typ Incentro verkehren derzeit in Nantes und stellten den ursprünglichen Fuhrpark von Nottingham Express Transit (inzwischen durch Alstom-Citadis-Fahrzeuge ergänzt). In Nottingham verkehren 15 Incentro-Straßenbahnwagen, die von Bombardier Transportation in Derby (Derbyshire) gebaut wurden.[1] Bei einer Wiederaufnahme der Produktion müssten die Fahrzeuge zur Erfüllung der Norm DIN EN 15227 (2008 veröffentlicht) umkonstruiert werden.
Die Incentro-Fahrzeuge hatten Einfluss auf die Neuentwicklung des Bombardier Flexity Berlin, der 2008 vorgestellt wurde. Auch die 2014 bestellten Bombardier Flexity Wien basieren auf der Incentro Modellreihe.
Technische Merkmale der Multigelenk-Ausführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um einen 100-%-Niederflur-Gelenkwagen bestehend aus fünf Modulen, der für den bi-direktionalen Fahrbetrieb mit bis zu 80 km/h ausgelegt ist. Die Drehgestelle vorn und hinten sind mit jeweils vier gefederten Einzelradantrieben ausgestattet, das mittlere Drehgestell ist antriebslos.
Datenblatt Incentro | AT6/5L (Nantes) | AT6/5 (Nottingham) |
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Baujahr | 2000/2001 | 2002/2003 |
Anzahl | 33 | 15 |
Spurweite | 1435 mm | 1435 mm |
Länge | 36,40 m | 33,00 m |
Breite | 2,40 m | 2,40 m |
Fußbodenhöhe | 350 mm | |
Niederfluranteil | 100 % | 100 % |
Gewicht leer | 38.900 kg | 39.300 kg |
Sitzplätze | 64 | 54+8 |
Stehplätze | 182 (bei 4 Personen/m²) | 129 (bei 4 Personen/m²) |
Höchstgeschwindigkeit | 80 km/h | 80 km/h |
Motorleistung | 8 × 45 kW | 8 × 45 kW |
Nennspannung | 750 V= | 750 V= |
Achsfolge | Bo 2 Bo | Bo 2 Bo |
Raddurchmesser | 660 mm (neu) | 660 mm (neu) |
Übernahme der Incentro-Formgestaltung in Japan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der japanische Hersteller Niigata Transys fertigt seit den 1990er Jahren Kurzgelenkwagen unter Adtranz- und später Bombardier-Lizenz in kleinen Stückzahlen für den japanischen Markt.[2] Für diese Fahrzeuge wurde ab 2002 die Incentro-Wagenkastenform übernommen. Damit entsprechen sie äußerlich den von Bombardier nicht mehr gebauten Incentro-Typen AT 4/2 und AT 6/3. Wegen der Bauart ihrer Fahrwerke und Antriebe (im Wagenkasten längs eingebaute Motoren mit Kardanantrieb zum Drehgestell) werden sie jedoch nicht zum Incentro-, sondern zum GTx-Typ gezählt.
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GT4K-Fahrzeug in Okayama
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GT6K-Fahrzeug bei der Straßenbahn Fukui–Echizen
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der nach Nantes gelieferte Prototyp des Incentro wurde nach der Erprobung als Ersatzteilspender verwendet und teilweise verschrottet.[3] Ein Kopfteil des Fahrzeuges war jahrelang im Filmpark Babelsberg als „Atomic Café“ in die Kulisse der Stuntshow eingebaut, wurde jedoch inzwischen zerlegt.[4][5]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Strassenbahn-Online: 100% Niederflur-Fahrzeuge
- ↑ H. Hondius: Entwicklung der Nieder- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen, Folge 16, Teil 2. In: Stadtverkehr, ISSN 0038-9013, Heft 1/2003, S. 6
- ↑ H. Hondius: Entwicklung der Nieder- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen, Folge 16, Teil 2. In: Stadtverkehr, ISSN 0038-9013, Heft 1/2003, S. 22
- ↑ Beitrag von Andreas Gürtler im Drehscheibe-Forum vom 29. Mai 2005
- ↑ Foto von Steffen Kahl vom 14. August 2008 auf Flickr
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Pabst: Straßenbahnfahrzeuge. Band 2: Typenbuch der Niederflur- und Stadtbahnwagen. GeraMond, München 2000, ISBN 3-932785-17-7, S. 132 f.
- H. Hondius: Adtranz Railway Conference 1998 – Organisation, Zielsetzungen, neue Produktplattformen, In: Stadtverkehr, ISSN 0038-9013, Heft 5/1998, S. 17 ff.