Kernpunkt der Bose-Einstein-Statistik ist, dass bei gleichzeitiger Vertauschung aller vier Variablen zweier Bosonen ( und : Ortsvariable; : Spinvariable) die Wellenfunktion bzw. der Zustandsvektor eines Vielteilchensystemsnicht das Vorzeichen wechselt , während es in der Fermi-Dirac-Statistik sehr wohl wechselt . Im Gegensatz zu Fermionen können deshalb mehrere Bosonen im gleichen Ein-Teilchen-Zustand sein, also die gleichen Quantenzahlen haben.
Bei Wechselwirkungsfreiheit (Bosegas) ergibt sich für Bosonen die folgende Formel:
mit
dem chemischen Potential, welches für Bosonen stets kleiner als der niedrigste mögliche Energiewert ist: ; daher ist die Bose-Einstein-Statistik nur für Energiewerte definiert.
der Energienormierung. Die Wahl von hängt von der verwendeten Temperaturskala ab:
sie beträgt , wenn die Temperatur in Energieeinheiten, etwa Joule, gemessen wird; dies geschieht, wenn auch in der Definition der Entropie – welche dann einheitenlos ist – nicht auftaucht.
Unterhalb einer sehr tiefen kritischen Temperatur erhält man bei Wechselwirkungsfreiheit – unter der Annahme, dass gegen das Energie-Minimum strebt – die Bose-Einstein-Kondensation.
Man beachte, dass es sich bei um die Besetzungszahl eines Quantenzustandes handelt. Benötigt man die Besetzungszahl eines entartetenEnergieniveaus, so ist obiger Ausdruck zusätzlich mit dem entsprechenden Entartungsgrad zu multiplizieren (: Spin, bei Bosonen immer ganzzahlig), vgl. auch Multiplizität.
Aus der Bedingung, dass im thermischen Gleichgewicht (bei konstanter Temperatur , Teilchenzahl und Volumen ) die freie Energie
ein Minimum annimmt, kann die Bose-Einstein-Statistik mit wenigen Annahmen hergeleitet werden. Es sei die Gesamtzahl aller Bosonen und die Anzahl Bosonen im Energieniveau mit , d. h. die Bosonen seien über die Energieniveaus verteilt. sei die Anzahl der möglichen Zustände im Energieniveau , d. h. die Energieniveaus seien jeweils -fach entartet. Für den Makrozustand des Systems ist es unerheblich, welche der Bosonen sich im -ten Energieniveau befinden und welche der Zustände sie darin besetzen. Der Makrozustand wird daher vollständig durch bestimmt.
Für eine beliebige Verteilung der Bosonen auf die Energieniveaus gilt:
Gleichung (2) gibt die Gesamtzahl der Bosonen wieder, die konstant gehalten werden soll, während die einzelnen variiert werden, um das Minimum von zu erreichen. Gleichung (3) gibt die zur vorliegenden Verteilung gehörende Energie des Systems an. Gleichung (4) ist (nach Ludwig Boltzmann) die Entropie des Zustands des Systems (Makrozustand), wobei die Wahrscheinlichkeit für die Besetzungszahlen angibt, d. h. die Anzahl der möglichen Verteilungen (Mikrozustände) von jeweils Bosonen auf die Plätze für alle Energieniveaus . Aus Gleichung (4) folgt damit:
Dabei gibt der Binomialkoeffizient
die Anzahl der Möglichkeiten an, dass Teilchen ohne Beachtung der Reihenfolge das -fach entartete Energieniveau zu besetzen (Kombination mit Wiederholung von Teilchen).
Mit Hilfe der beiden ersten dominierenden Glieder der Stirling-Reihe ( für ) und ergibt sich weiter
Um die Verteilung zu finden, bei der die freie Energie unter der Nebenbedingung , aber variabel, minimal wird, kann die Methode der Lagrange-Multiplikatoren benutzt werden:
für
Darin ist der (von unabhängige) Lagrange-Multiplikator. Hierbei gilt für die partiellen Ableitungen und , da jedes genau einmal linear in der Summe von Gleichung (2) bzw. (3) vorkommt. Da nur Variable von , aber nicht von mit ist, vereinfacht sich die Summe von Gleichung (5) durch die partielle Ableitung nach wie folgt: .
Damit ergibt sich aus Gleichung (1) und (7):
Die partielle Ableitung kann aus Gl. (6) mit berechnet werden:
Damit ergibt sich aus Gleichung (8)
.
Einsetzen der durch gegebenen Besetzungswahrscheinlichkeit und Umstellung ergibt
.
Dies ist die Bose-Einstein-Statistik. Der Lagrange-Multiplikator erweist sich als ihr chemisches Potential .
Walter Greiner, Ludwig Neise, Horst Stöcker: Thermodynamics and Statistical Mechanics. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1997, ISBN 0-387-94299-8 (englisch). insbes. S. 310–313
Marcelo Alonso, Edward J. Finn: Fundamental University Physics, Vol. III, Quantum and Statistical Physics. Addison-Wesley Publishing Company, Massachusetts 1968 (englisch).QRSTUV-DA-89876; insbes. Kap. 13.2, S. 519; Kap. 13.5, S. 529