Burg Reichenstein (Österreich)

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Burg Reichenstein
Reichenstein vom Süd-Westen aus gesehen

Reichenstein vom Süd-Westen aus gesehen

Alternativname(n) Schloss Reichenstein
Staat Österreich
Ort Tragwein
Entstehungszeit um 1230
Burgentyp Höhenburg, umgebaut zu Schloss
Erhaltungszustand Halbruine
Geographische Lage 48° 22′ N, 14° 35′ OKoordinaten: 48° 21′ 51″ N, 14° 34′ 52″ O
Burg Reichenstein (Oberösterreich)
Burg Reichenstein (Oberösterreich)

Die Burg Reichenstein ist die Halbruine einer zu einem Schloss umgebauten Höhenburg. Sie liegt in der gleichnamigen Ortschaft Reichenstein im Gemeindegebiet von Tragwein im Bezirk Freistadt im Mühlviertel in Oberösterreich.

Die Burg Reichenstein erstreckt sich auf einem schmalen, steil abfallenden Felsriegel oberhalb einer Flussschleife der Waldaist. Am Fuß der Erhebung befindet sich die aus einer kleinen Häuseransammlung bestehende Ortschaft Reichenstein mit einem Kindergarten und einer Volksschule (Kleinschule), sowie den Betrieben Gasthaus zur Hoftaverne (seit 1482) und überregionaler Schmiedebetrieb für Metallgestaltung (seit 1641).

Ein Ulrich von Reichenstein wird 1230 erstmals urkundlich genannt. Der Bau der mittelalterlichen Burganlage wird zwischen 1230 und 1300 angesetzt. Verschiedene Geschlechter wechselten sich im Besitz der Burg ab: Kapeller (Teilbesitz, zeitweise Alleineigentümer, 1295–1406), Wallseer, Liechtensteiner.

1565 kaufte der adelige Ritter Christoph Haym (* 31. Jänner 1517, † 6. Juni 1571) die kleine Burg. 1567 wurde er vom Kaiser mit der Herrschaft Reichenstein belehnt. Folgend baute er die mittelalterliche Burg zu einem Renaissanceschloss um, dessen Reste das Gros der heutigen Bausubstanz bilden. Möglich wurde der Neubau nur durch die Erhöhung der Abgaben- und Robotleistung der Untertanen, welche dem Christoph Haym deshalb den Gehorsam aufkündigten, sich am Neujahrstag 1569 unter ihrem Anführer Siegmund Gaisrucker zusammenrotteten und die beiden zur Burg gehörigen Meierhöfe brandschatzten, was den Beginn des Reichensteiner Robotaufstands bedeutete.[1] 1571 wurde Christoph Haym aus dem Hinterhalt erschossen. Der tatverdächtige Siegmund Gaisrucker wurde seither nicht mehr gesehen. Um dieses Geschehen ranken sich mehrere Sagen. Beigesetzt wurde Christoph Haym in der Gruft in Wartberg ob der Aist.[2] Sein Sohn Hans von Haim (* 12. Februar 1544, † 19. April 1616) übernahm 1575 die Herrschaft Reichenstein für sich allein.[3] Er setzte fort mit dem Umbau der Burg zu einem prächtigen Renaissanceschloss und war 1603 bis Ende 1605 Verwalter der Landeshauptmannschaft von Österreich ob der Enns.

Seit 1729 ist die Burganlage im Besitz der vormals fürstlichen Familie Starhemberg. 1750 wurde die Anlage von ihren Bewohnern verlassen und verödete danach. Seit 1989 wird sie restauriert. Der heutige Besitzer ist die Familienstiftung Starhemberg. Sie hat die Burgruine einem Verein verpachtet, der sich um die Renovierung und Nutzung für kulturelle Veranstaltungen bemüht. Als heutiger „Burgvogt“ gilt Roland Huber.

Jahr Urkundliche
Bezeichnung (Auswahl)[4]
1230 Volricus de Richenstein
1277 Poppo de Richenstain[5]
1326 Jans von Reichenstain
1362 ob Reychenstain pey der ayst
1411 die vest Reichenstain
1610 Reichenstein
1732 Reichenstain
1815 Reichenstein

Beim Namen Reichensteins handelt es sich um einen gefügten Burgnamen aus dem mhd. Grundwort stein (Fels, Stein) und dem mhd. Beiwort rîch(e) (mächtig, gewaltig, vornehm, stattlich, herrlich, edel). Der Name meint also sinngemäß eine mächtige, stattliche Burg auf einem Felsen.[4] Aus den Namensteilen entstand durch die im Mittelalter übliche dativische Ortsnamensnennung (zum) reichen Stein der gefügte Name Reichenstein.

Von der mittelalterlichen Höhenburg ist heute nur mehr die Burgkapelle im Burggelände erhalten. 1576 wurde anstelle des mittelalterlichen Palas ein Renaissance-Wohntrakt errichtet. Im Rittersaal des mit Doppelfensterbögen ausgestatteten Wohntrakts sind heute noch Freskenreste erkennbar. Von dem ebenso neu errichteten Tortrakt samt Flankentürmen sind heute noch ein Stück Tortrakt und der nördliche Flankenturm erhalten.

Bei Bauarbeiten für das Burgenmuseum wurden im Jahr 2012 auf dem Burggelände bedeutende Reste einer älteren Vorgängerburg entdeckt.[6]

Heutige Nutzung

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Burgenmuseum Reichenstein

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Seit 2013 befindet sich das oberösterreichische Burgenmuseum und eine „Natura 2000“-Informationstelle in einem architektonisch außergewöhnlichen halb unterirdischen Museumsneubau auf der Burg Reichenstein.

Das Museum präsentiert Schwerpunktthemen sowie die Zeit vom 11. bis zum 17. Jahrhundert. Im Museum werden „Burg und Herrschaft“, die Menschen und ihre Lebenswelten innerhalb der Burg sowie das bauliche Erscheinungsbild von Burgen und die mit den Burgräumen und Arealen verbundenen Funktionen betrachtet.

Ein weiteres Hauptanliegen des Museums ist die Vermittlung des Naturschutzes. Ein Teil der Dauerausstellung bildet die Informationsstelle „Natura 2000“ für das Waldaist-Naarn-Gebiet. Die Inhalte der Ausstellung behandeln u. a. bedeutende Schutzgüter oder bedrohte Tier- und Pflanzenarten aus der Region. Im Nahbereich der Burg befinden sich ergänzend dazu Themenwege zur Naturvermittlung.

Darüber hinaus ist die Burg heute auch ein Kulturzentrum mit eigenem Veranstaltungsprogramm. Es finden jährliche Kunstausstellungen sowie Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, verschiedene Kinderprogrammen und Skulpturenprojekte auf den Freiflächen des Areals statt.[7]

Burgkapelle Reichenstein

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Reichenstein wurde ab 1750 nicht mehr bewohnt und verkam zur Halbruine. Lediglich die Kapelle mit dem Epitaph von Christoph Haym wurde weiter gepflegt und kirchlich genutzt. Von 1785 bis 1816 war sie die Reichensteiner Pfarrkirche. Als Pfarrhof diente der Tortrakt, der daraufhin mitsamt dem nördlichen Flankenturm erhalten blieb. Heute ist die mittelalterliche Kapelle weiterhin beliebt für kirchliche Feste wie Trauungen und Taufen.[8]

  • Herbert Erich Baumert, Georg Grüll: Mühlviertel und Linz. In: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Band 1, Wien 1988, S. 134–136.
  • Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. 2. Auflage. Oberösterreichischer Landesverlag, 1970, S. 240.
  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. 2. Auflage. Birken Verlag, Wien 1968, S. 94.
  • Christina Schmid: Lebensraum Burg. Das Oberösterreichische Burgenmuseum Reichenstein. Informationszentrum zum Europaschutzgebiet Waldaist-Naarn. In: Kataloge des Oberösterreichischen Landesmuseums N.S. 149. Linz 2013, S. 4 (zobodat.at [PDF]).
  • Festausschuß (Hrsg.): Gutau einst und jetzt. Herausgegeben zur 800-Jahr- und Riedmarkfeier 1930. Akademische Preßvereinsdruckerei, Linz 1930, Schloßruine Reichenstein, S. 48–51 (landesbibliothek.at [PDF]).
  • Christian K. Steingruber: Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ von N. Grabherr, Version 2023/II. S. 260 (C/18/1 Reichenstein; online auf steyr.dahoam.net).
  • Alfred Höllhuber: Schlosskapelle Kaplanei Reichenstein. Bebilderte Broschüre. Hrsg. Alfred Höllhuber. März 1995, 83 Seiten.
Commons: Burg Reichenstein (Mühlviertel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reichensteiner Robotaufstand im RegiowikiAT abgerufen am 5. September 2019.
  2. Lorenz Hirsch: Die Sagen um Ritter Christoph Haym zu Reichenstein. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Juli–September 1952, S. 356 (ooegeschichte.at [PDF]).
  3. Hans Haym. Abgerufen am 6. September 2019.
  4. a b Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Michael Schefbäck: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Östliches Mühlviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 11). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 978-3-7001-3103-8, S. 130, Nr. 11.4.3.14.
  5. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 3. Wien 1862, DVI, S. 466 (archive.org): „1277. 26. April. Wien. — Poppo von Richenstein und Reichza seine Hausfrau verkaufen dem Dietrich von Rorau elf Pfund Einkünfte zu Wang, für welche sich Chunrat von Sumerau und Ulrich von Capellen verbürgen.“
  6. Reste älterer Burg unter Burgruine Reichenstein entdeckt. Grabungen noch nicht abgeschlossen, Bundesdenkmalamt spricht von "sensationellem" Fund. derStandard.at GmbH, 22. Mai 2012, abgerufen am 22. Mai 2012.
  7. Leitbild des Burgenmuseums (Memento vom 17. Oktober 2014 im Internet Archive) auf burg-reichenstein.at.
  8. Die Burgkapelle Reichenstein. Abgerufen am 5. September 2019.
  9. Topographia Austriae superioris modernae. Augsburg 1674, S. 161, Nr. 148 (landesbibliothek.at – „Reichenstain“).