Cafedrin und Theodrenalin

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Die fixe Kombination der beiden Wirkstoffe Cafedrin und Theodrenalin (beide chemisch Abkömmlinge des Theophyllins) im Verhältnis 20:1 (Handelsname: Akrinor) ist ein Arzneimittel zur Anhebung des Blutdrucks. Es wird vor allem in der Anästhesiologie während Operationen eingesetzt. Zum Beispiel wird Akrinor regelmäßig bei der Kaiserschnittentbindung in Spinalanästhesie zur Behebung des häufig entstehenden Blutdruckabfalls eingesetzt. Darüber hinaus findet es in der deutschen Notfallmedizin Anwendung.

Strukturformel von Cafedrin
Strukturformel von Theodrenalin

Blutdrucksteigernde Wirkung

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Die Wirkung besteht aus einer schnell eintretenden und anhaltenden arteriellen Blutdrucksteigerung. Theodrenalin ist für den schnell einsetzenden Blutdruckanstieg und Cafedrin für die anhaltende Wirkung verantwortlich.[1] Ein klinisch relevanter Effekt tritt innerhalb 1 Minute ein. Das Maximum wird nach 4 Minuten erreicht.[2][3] Die Wirkdauer beträgt circa 15–30 Minuten.[4] Die Durchblutung der Herzkranzgefäße und Gebärmutter wird dabei nicht verschlechtert.

Hämodynamische Wirkung

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Die Wirkung von Cafedrin/Theodrenalin lässt sich nicht durch die Summe der Einzelwirkungen der beiden Wirkstoffe erklären. Vielmehr führt eine synergistische Wirkung der Wirkstoffe zum Blutdruckanstieg.[5]

Der Wirkmechanismus beruht im Wesentlichen auf einer Stimulierung von Betarezeptoren, die zu einer Steigerung der Herzkraft (positive Inotropie) führt. Die Steigerung des Herzschlag- und Minutenvolumens wird zusätzlich durch eine Mobilisierung von Blutreserven aus dem kapazitiven Venensystem gefördert.[1] Es wird darüber hinaus eine regulierende Wirkung auf die α1-Rezeptoren beschrieben, die zu einer moderaten Gefäßtonisierung führt und der anästhesiebedingten Vasodilatation entgegenwirkt.[6] Der dosisabhängige Blutdruckanstieg erfolgt ohne wesentliche Änderung der Herzfrequenz.[4]

Wirkmechanismus

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Cafedrin ist eine Verbindung aus Norephedrin und Theophyllin. Bei Theodrenalin handelt es sich um eine Verbindung aus Noradrenalin und Theophyllin. Die Nettowirkung von Cafedrin/Theodrenalin wird als funktionelle Interaktionen der drei Wirkkomponenten beschrieben: Der positiv inotropen Wirkung liegt eine Stimulierung der myokardialen β1-Adrenozeptoren durch die Noradrenalin- und die Norephedrin-Komponente zugrunde. Die Theophyllin-Komponente verlängert und verstärkt die positiv inotrope Wirkung über eine Hemmung der Phosphodiesterase 3.

Die moderate Gefäßtonisierung erfolgt über eine Noradrenalin-vermittelte Alpha-1-Rezeptor Stimulation und wird im weiteren Verlauf durch die verzögert eintretende Wirkung von Cafedrin reduziert.[7]

Die intravenöse Gabe von Akrinor erfolgt fraktioniert nach klinischer Wirkung. Eine Gabe der verdünnten und unverdünnten Lösung ist möglich.[1]

Akrinor kann intravenös und intramuskulär angewendet werden.[1]

Verbreitung und Alternativen

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Akrinor hat ausschließlich eine Zulassung in Deutschland. Hier wird das Arzneimittel bereits seit den 1960er Jahren zur Behandlung der Hypotonie angewendet. In den USA und in England ist Cafedrin/Theodrenalin nicht zugelassen. Dort werden Ephedrin, Phenylephrin und Noradrenalin verwendet.

1 Ampulle Akrinor mit 2 ml Injektionslösung enthält 200 mg Cafedrinhydrochlorid und 10 mg Theodrenalinhydrochlorid.

Die Markteinführung von Akrinor in Deutschland erfolgte 1963 durch das Chemiewerk Homburg, eine Zweigniederlassung der Degussa AG. Im Jahr 2000 ging der Vertrieb über an das Arzneimittelwerk Dresden (AWD.pharma).[8] 2005 kündigte AWD.pharma die Einstellung des Vertriebs an, als Begründung gab sie die Kosten für das gesetzlich erforderliche Nachzulassungsverfahren an. Da viele Anästhesiologen in Deutschland nicht auf Cafedrin/Theodrenalin verzichten mochten und kein anderer Hersteller dies in Deutschland anbot, schaltete sich die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin ein. Gemeinsam mit dem Hersteller konnte beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Verlängerung der Verkehrsfähigkeit erwirkt werden. 2008 wurde AWD.pharma von der Teva-Gruppe übernommen und mit dem Zukauf von ratiopharm im Jahr 2010 fiel Akrinor an diesen neuen Hersteller, von dem es 2013 erstmals im eigenen Werk produziert wurde.[8] Im Juni 2012 erhielt Arkrinor vom BfArM den Status der ordentlichen Zulassung (Zulassungsnummer 78450.00.00).[1] Der Zulassungsinhaber ratiopharm hat seitdem die multizentrische Vergleichsstudie HYPOTENS (Cafedrin/Theodrenalin versus Ephedrin) initiiert und durchgeführt (NCT02893241; DRKS00010740).[3][2]  Eine weitere ratiopharm-veranlasste multizentrische Studie ist die klinische Prüfung HERO (Cafedrin/Theodrenalin versus Noradrenalin) (DRKS00028589; EudraCT-Nummer: 2021-001954-76). Erste Ergebnisse der HERO-Studie werden 2024 erwartet.[9]

  • AR. Heller, J Heger, M. Gama de Abreu, MP Müller: "Cafedrine/theodrenaline in anaesthesia : Influencing factors in restoring arterial blood pressure." In: "Anaesthesist. 2015 Mar;64(3):190-6. doi: 10.1007/s00101-015-0005-y.
  • KE. Clemens, I. Quednau, AR. Heller, E. Klaschik: „Impact of cafedrine/theodrenaline (Akrinor®) on therapy of maternal hypotension during spinal anesthesia for Cesarean delivery: a retrospective study.“ In: „Minerva Ginecol. 2010 Dec;62(6):515-24.“
  • N. Sternitzke; H. Schieffer; G. Rettig; L. Bette: „Die Beeinflussung der Herz-Kreislauf-Dynamik durch die Theophyllin-Verbindungen Cafedrin und Theodrenalin sowie durch ihre Kombination“, In: „Herz/Kreislauf“ 8/84: 401, 1984.
  • S. Kampe, H. Nori, P. M. Schneider, R. Krott: Unklare Mydriasis während einer Ösophagektomie mit unauffälligem Narkoseverlauf – Medikamentenwirkung von Akrinor®?. In: Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. 38, 2003, S. 165–167, doi:10.1055/s-2003-37776.
  • Alte Medikamente und neue Zulassungsverfahren: Akrinor bleibt verkehrsfähig und ein Nachzulassungsantrag für Arginin Vasopressin ist gestellt. In: Notfall + Rettungsmedizin. 9, 2006, S. 553–555, doi:10.1007/s10049-006-0840-0.
  • L. Aniset, C. Konrad, M. Schley: Ephedrin als Alternative zu Akrinor® in der geburtshilflichen Regionalanästhesie. In: Der Anaesthesist. 55, 2006, S. 784–790, doi:10.1007/s00101-006-1033-4.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Fachinformation Akrinor 200 mg/2 ml + 10 mg/2 ml Injektionslösung, (ratiopharm GmbH, Ulm). Stand: Mai 2023 (PDF).
  2. a b Peter Kranke, Götz Geldner, Peter Kienbaum, Hans Jürgen Gerbershagen, Daniel Chappell, Jan Wallenborn, Susanne Huljic, Tilo Koch, Thomas Keller, Stephan Weber, Oliver Kunitz, Ulf Linstedt, Leopold H.J. Eberhart: Treatment of spinal anaesthesia-induced hypotension with cafedrine/theodrenaline versus ephedrine during caesarean section: Results from HYPOTENS, a national, multicentre, prospective, noninterventional study. In: European Journal of Anaesthesiology. Band 38, Nr. 10, Oktober 2021, ISSN 0265-0215, S. 1067–1076, doi:10.1097/EJA.0000000000001474, PMID 33625060, PMC 8452326 (freier Volltext) – (lww.com [abgerufen am 22. Januar 2024]).
  3. a b L. Eberhart, G. Geldner, A. Kowark, T.-P. Zucker, S. Kreuer, M. Przemeck, S. Huljic, T. Koch, T. Keller, S. Weber, P. Kranke, the HYPOTENS study group: Treatment of intraoperative hypotension with cafedrine/theodrenaline versus ephedrine: A prospective, national, multicenter, non-interventional study—the HYPOTENS trial. In: Der Anaesthesist. Band 70, Nr. 4, April 2021, ISSN 0003-2417, S. 298–307, doi:10.1007/s00101-020-00877-5, PMID 33170310, PMC 8026467 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 22. Januar 2024]).
  4. a b A. Heller, J. Radke, T. Koch: Wirksamkeitsnachweis und Dosis-Wirkungsbeziehungen von Akrinor® bei Patienten unter Allgemein- und Regionalanästhesie. In: Anästhesiologie & Intensivmedizin, Aktiv Druck & Verlag GmbH. Nr. 49, 2008, S. 308–317.
  5. Berthold Bein, Torsten Christ, Leopold H. J. Eberhart: Cafedrine/Theodrenaline (20:1) Is an Established Alternative for the Management of Arterial Hypotension in Germany—a Review Based on a Systematic Literature Search. In: Frontiers in Pharmacology. Band 8, 21. Februar 2017, ISSN 1663-9812, doi:10.3389/fphar.2017.00068, PMID 28270765, PMC 5318387 (freier Volltext) – (frontiersin.org [abgerufen am 22. Januar 2024]).
  6. M. Weitzel, P. Hammels, C. Schorer, H. Klingler, A. Weyland: Hämodynamisches Wirkungsspektrum von Cafedrin/Theodrenalin bei Anästhesie-assoziierter Hypotension. In: Der Anaesthesist. Band 67, Nr. 10, Oktober 2018, ISSN 0003-2417, S. 766–772, doi:10.1007/s00101-018-0472-z (springer.com [abgerufen am 22. Januar 2024]).
  7. Benjamin Kloth, Simon Pecha, Eileen Moritz, Yvonne Schneeberger, Klaus-Dieter Söhren, Edzard Schwedhelm, Hermann Reichenspurner, Thomas Eschenhagen, Rainer H. Böger, Torsten Christ, Sebastian N. Stehr: AkrinorTM, a Cafedrine / Theodrenaline Mixture (20:1), Increases Force of Contraction of Human Atrial Myocardium But Does Not Constrict Internal Mammary Artery In Vitro. In: Frontiers in Pharmacology. Band 8, 23. Mai 2017, ISSN 1663-9812, doi:10.3389/fphar.2017.00272, PMID 28588484, PMC 5441130 (freier Volltext) – (frontiersin.org [abgerufen am 22. Januar 2024]).
  8. a b www.akrinor.de: Informationen rund um Akrinor sowie klinisch relevante Informationen zum hämodynamische Management.
  9. Benjamin Vojnar, Götz Geldner, Susanne Huljic-Lankinen, Melanie Murst, Thomas Keller, Stephan Weber, Christine Gaik, Tilo Koch, Andreas Weyland, Peter Kranke, Sascha Kreuer, Daniel Chappell, Leopold Eberhart: A randomized open label, parallel-group study to evaluate the hemodynamic effects of Cafedrine/Theodrenaline vs Noradrenaline in the treatment of intraoperative hypotension after induction of general anesthesia: the “HERO” study design and rationale. In: Current Medical Research and Opinion. Band 39, Nr. 6, 3. Juni 2023, ISSN 0300-7995, S. 803–810, doi:10.1080/03007995.2023.2213124 (tandfonline.com [abgerufen am 22. Januar 2024]).