Petalit

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Petalit
Fast farbloser Petalit aus Minas Gerais, Brasilien (Größe: 3 × 4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ptl[1]

Chemische Formel
  • LiAlSi4O10[2]
  • Li[AlSi4O10][3]
  • Li[4]Al[4][Si4O10][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
VIII/J.03-010

9.EF.05
72.06.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe P2/a (Nr. 13, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/13.3[4]
Gitterparameter a = 11,74 Å; b = 5,17 Å; c = 7,63 Å
β = 112,5°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Häufige Kristallflächen tafelig nach {010}, gestreckt parallel [100][6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,412 bis 2,422; berechnet: [2,40][6]
Spaltbarkeit vollkommen {001}, undeutlich nach {201}[6]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe farblos, weiß, gelblichgrau; selten rötlich oder grünlich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, auf Spaltflächen Perlglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,504[7]
nβ = 1,510[7]
nγ = 1,516[7]
Doppelbrechung δ = 0,012[7]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 82 bis 84°[6]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale Thermolumineszenz

Petalit (auch Castorit bzw. Kastorit) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Li[4]Al[4][Si4O10][4] und damit chemisch gesehen ein Lithium-Aluminium-Silikat. Strukturell gehört Petalit zu den Schichtsilikaten.

Petalit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nur selten gut ausgebildete Kristalle mit dicktafeligem bis säuligem Habitus. Meist findet er sich in Form blättriger, spaltbarer oder massiger Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann es jedoch auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelblichgraue und selten auch rötliche oder grünliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Die Strichfarbe ist jedoch immer weiß. Sichtbare Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen perlmuttartig.

Mit einer Mohshärte von 6 bis 6,5 entspricht er in etwa dem Referenzmineral Orthoklas, lässt sich also mit einer Stahlfeile gerade noch ritzen.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde das Mineral auf Utö nahe (22 km ONO) Nynäshamn in der schwedischen Provinz Södermanland und beschrieben 1800 durch José Bonifácio de Andrada e Silva, der es nach dem griechischen Wort πέταλον [petalon] für Blatt benannte, um auf dessen vollkommene Spaltbarkeit hinzuweisen.

Der schwedische Chemiker Johan August Arfwedson entdeckte 1817 im Petalit als erster das Element Lithium.

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Petalit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Bikitait im Anhang der „Nephelin-Trimerit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/F.01 und den Haupt-Mitgliedern Chkalovit (auch Tschkalowit), Kaliophilit, Kalsilit, Nephelin, Trikalsilit (auch Tri-Kalsilit) zu finden war.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/J.03-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Petalit zusammen mit Lisitsynit und Virgilit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[3]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Petalit dagegen in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache Netze aus Sechsfach-Ringen, verbunden über M[4], M[8] usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.EF.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Petalit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 72.06.01 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen: tetraedrische Al-Zwischenverbindungen“ zu finden.

Kristallstruktur

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Petalit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/a (Raumgruppen-Nr. 13, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/13.3 mit den Gitterparametern a = 11,74 Å; b = 5,17 Å; c = 7,63 Å und β = 112,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Vor dem Lötrohr färbt Petalit die Flamme rot.[9]

Mit Borax schmilzt er zu einer weiß durchscheinenden Perle und mit Natriumammoniumphosphat (Sal microcosmicum) ergibt sich eine gelblichweiße, feine blasige Perle. Er ist unempfindlich gegenüber Säuren und löst sich auch in Salpetersäure nur schwer.[10]

Bildung und Fundorte

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Weißer Petalit aus San Piero in Campo, Campo nell’Elba, (Insel Elba), Italien (Vergleichsmaßstab: 1 Zoll (= 2,54 cm) mit Einkerbung bei 1 cm)
Rosa Petalit aus Mogok, Distrikt Pyin U Lwin, Mandalay-Division, Myanmar (Größe: 3,8 × 2,4 × 1,6 cm)

Petalit bildet sich in lithiumhaltigen Granit-Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Albit, Lepidolith, Mikroklin, Pollucit, Quarz, Spodumen, Topas und verschiedene Turmaline auf.[6]

Als seltene Mineralbildung konnte Petalit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2012) rund 90 Fundorte als bekannt gelten.[11] Neben seiner Typlokalität Utö im Södermanland fand sich das Mineral in Schweden noch bei Ultevis in Lappland, bei Järkvissle und Västanå in der Gemeinde Sundsvall (Medelpad) sowie in der Åkerberg Mine und bei Varuträsk in der Gemeinde Skellefteå (Västerbotten).

Bekannte Fundorte sind unter anderem Bikita in Simbabwe und Varuträsk in Schweden, wo Kristallmassen von mehreren Metern Länge zutage traten. Bei Paprok in Afghanistan wurden gut 20 cm große Kristalle gefunden und bei Araçuaí (Minas Gerais) in Brasilien Kristalle mit etwa 10 cm Durchmesser.[12]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, Äthiopien, Westaustralien, China, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Mosambik, Myanmar, Namibia, Portugal, Russland, Tschechien, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[7]

Facettierter Petalit, 12.66ct, Brasilien

Petalit ist – neben Spodumen und Lepidolithglimmer – eine wichtige Lithiumquelle. Ansonsten ist das Mineral vorwiegend in Sammlerkreisen bekannt. Farblose Varianten werden gelegentlich als Schmuckstein geschliffen (es ist auch eine Varietät Petalit-Katzenauge bekannt).

  • J. B. d’Andrada: Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden und Norwegen nebst einigen chemischen Bemerkungen ueber dieselben. In: Alexander Nicolaus Scherer (Hrsg.): Allgemeines Journal der Chemie. Band 4, 1800, S. 28–39 (rruff.info [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 9. November 2021]).
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 204.
Commons: Petalit – Album mit Bildern
Commons: Petalite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  3. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 685 (englisch).
  5. David Barthelmy: Petalite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. November 2021 (englisch).
  6. a b c d e Petalite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 76 kB; abgerufen am 9. November 2021]).
  7. a b c d e Petalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. November 2021 (englisch).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 769 (Erstausgabe: 1891).
  10. J. B. d’Andrada: Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden und Norwegen nebst einigen chemischen Bemerkungen ueber dieselben. In: Alexander Nicolaus Scherer (Hrsg.): Allgemeines Journal der Chemie. Band 4, 1800, S. 70 (rruff.info [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 9. November 2021]).
  11. Localities for Petalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. November 2021 (englisch).
  12. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 262.