Atlantische Tritonschnecke

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Atlantische Tritonschnecke

Charonia variegata, Kreta, Griechenland (Mittelmeer)

Systematik
Teilordnung: Littorinimorpha
Überfamilie: Cassoidea
Familie: Tritonschnecken (Ranellidae)
Unterfamilie: Cymatiinae
Gattung: Charonia
Art: Atlantische Tritonschnecke
Wissenschaftlicher Name
Charonia variegata
(Lamarck, 1816)
Gehäuse von Charonia variegata

Die Atlantische Tritonschnecke (Charonia variegata) ist eine Schnecke aus der Familie der Tritonschnecken (Gattung Charonia), die sich vor allem von Stachelhäutern ernährt. Sie lebt im Atlantik und Mittelmeer und gehört zu den größten heute lebenden Schnecken.

Das kegelförmige Schneckenhaus von Charonia variegata, das bei ausgewachsenen Schnecken etwa 33 cm, bisweilen 37,5 cm Länge erreicht, hat ein längliches, spitzes Gewinde ohne Knoten. Dieses ist allerdings gedrungener als das Gewinde des pazifischen Tritonshorns Charonia tritonis. Der Siphonalkanal ist sehr kurz. Die jüngeren Umgänge sind unregelmäßig aufgebläht, mit Varices gezeichnet und haben über der Naht, die in einer unregelmäßigen Spirale absteigt, eine Wölbung. Parietal ist eine schmale dunkelbraune Innenlippe mit regelmäßig, spiralig angeordneten weißen Falten. Die Außenlippe hat innen Paare weißer Zähne auf quadratischen dunkelbraunen Flecken. Die Oberfläche des Hauses ist cremig weiß mit braunen halbmondförmigen Flecken.[1][2]

Der Körper der Schnecke ist gelblich bis orange mit dichten dunkelroten bis braunen Flecken. Die Fühler, an deren verbreiterter Basis die Augen sitzen, sind gelb mit zwei schwarzen Ringeln.[3]

Die Atlantische Tritonschnecke tritt beiderseits des Atlantischen Ozeans einschließlich des Karibischen Meers und im Mittelmeer auf.[1] Im westlichen Mittelmeer und Teilen des Atlantiks tritt an ihre Stelle die Knotentragende Tritonschnecke (Charonia lampas).

Charonia variegata lebt in der Gezeitenzone und unterhalb in Tiefen von bis zu mindestens 384 Metern, auch auf Korallenriffen.[1]

Wie andere Vorderkiemerschnecken sind Atlantische Tritonschnecken getrenntgeschlechtlich. Das Männchen begattet das Weibchen mit seinem Penis. Das Weibchen legt die Eier in Gelegen fester ovaler Eikapseln ab, aus denen nach einigen Wochen die Veliger-Larven schlüpfen. Die Larven machen eine mehr als dreimonatige pelagische Phase durch, so dass die Schnecke über die transatlantischen Strömungen weit verbreitet wird. Bei der Metamorphose zur fertigen Schnecke ist die Schale bereits länger als 5 mm. Es handelt sich um die größten bekannten Veliger-Larven des Atlantiks.[4]

Eine Atlantische Tritonschnecke frisst an einem Seestern

Charonia variegata ernährt sich vorzugsweise von Stachelhäutern (Echinodermata). Mit dem sauren Speichel der Schnecke werden die Beutetiere gelähmt und ihr Kalkskelett aufgeweicht. Die Beute wird je nach Größe und Konsistenz ganz verschlungen oder an einer Stelle angebohrt und dann ausgefressen. Beobachtungen in Trinidad und Tobago in den 1950er Jahren zeigten, dass die Tritonschnecke neben ihrer bevorzugten Beute, Seesternen und Seeigeln, ein recht breites Nahrungsspektrum hat. So fielen den Tritonschnecken auch Seegurken, Muscheln, Schnecken und selbst junge Karibik-Langusten zum Opfer. In letzterem Fall wehrte sich eine Languste noch, als die Schnecke bereits ein Loch zwischen Abdomen und Carapax bohrte. Die bevorzugte Beute beeinflusste offenbar auch die Gehäusefärbung, so war diese nach massenweisem Konsum des orangefarbenen Seesterns Echinaster sentus sehr betont farbenfroh, während sie nach vorwiegendem Konsum von Seeigeln eher blass war.[5]

Wegen des imposanten Gehäuses wird die Atlantische Tritonschnecke gesammelt. Nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung (Anlage 1) sind die Populationen des Mittelmeers geschützt.[6][7]

Charonia variegata wird von manchen Biologen als Unterart von Charonia tritonis, Charonia tritonis variegata aufgefasst, laut WoRMS dagegen als eigene Art anerkannt.[8]

  • Betty Jean Piech: Ranellidae and Personidae: A Classification of Recent Species. Delaware Museum of Natural History, Wilmington Del. 1995, OCLC 33600855, 60 S.
  • Frank Riedel: Ursprung und Evolution der „höheren“" Caenogastropoda. Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen, Reihe E, Band 32, Berlin 2000, ISBN 3-89582-077-6.

Einzelnachweise

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  1. a b c Sealifebase: Charonia variegata (Lamarck, 1816), Atlantic triton's trumpet
  2. John J. Welch: The “Island Rule” and Deep-Sea Gastropods: Re-Examining the Evidence. In: PLOS ONE. Band 5, Nr. 1, 19. Januar 2010, ISSN 1932-6203, S. e8776, doi:10.1371/journal.pone.0008776.
  3. Beispielbilder auf WoRMS: Charonia variegata, Crete (Greece), Author: Pillon, Roberto, Charonia variegata, Milos (Greece), Author: Pillon, Roberto
  4. Rudolph S. Scheltema: Larval dispersal as a means of genetic exchange between geographically separated populations of shallow-water benthic marine gastropods. (PDF-Datei; 4,6 MB). In: Biol. Bull. 140, S. 284–322, April 1971.
  5. Peter L. Perchade: Observations on the gastropod, Charonia variegata, in Trinidad and Tobago. In: Nautilus. Band 85 (3), 1972, S. 84–92, archive.org.
  6. mare-mundi.eu: Fakten (Wirbellose) – Familie Ranellidae (früher Cymatiidae), Tritonschnecken
  7. In der Anlage 1 (zu § 1) der Bundesartenschutzverordnung Nr. 26 werden die Tritonshörner unter den Namen Charonia tritonis („nur Populationen des Mittelmeeres“, mithin Subspecies Charonia tritonis variegata) und Charonia rubicunda aufgeführt, die jedoch laut WoRMS Synonyme für Charonia variegata und Charonia lampas sind.
  8. World Register of Marine Species, World Marine Mollusca database: Charonia tritonis (Lamarck, 1816): accepted, Charonia tritonis variegata Lamarck, 1816: unaccepted
Commons: Charonia variegata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien