Chlorothiazid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Chlorthiazid)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Chlorothiazid
Allgemeines
Freiname Chlorothiazid
Andere Namen
  • 6-Chlor-2H-1,2,4-benzothiadiazin-7-sulfonamid-1,1-dioxid
  • 6-Chlor-7-sulfamoyl-1,2,4-benzothiadiazin-1,1-dioxid
Summenformel C7H6ClN3O4S2
Kurzbeschreibung

weißer, geruchloser, leicht bitterer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 200-404-9
ECHA-InfoCard 100.000.368
PubChem 2720
ChemSpider 2619
DrugBank DB00880
Wikidata Q2603363
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C03AA04

Eigenschaften
Molare Masse 295,72 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Schmelzpunkt

355 °C[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 317​‐​334
P: 261​‐​280​‐​342+311[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Chlorothiazid, vereinzelt auch Chlorthiazid, ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Benzothiadiazine und kann als Stammverbindung der Benzothiadiazidderivate betrachtet werden. Pharmakologisch ist es eines der ersten Diuretika (harntreibende Substanzen) aus der Gruppe der Thiaziddiuretika.[2] Diese sind wie auch die Carboanhydrasehemmer, aus denen sie entwickelt wurden, Sulfonsäureamide und besitzen eine SO2NH2-Gruppe.[1]

Die Firma Merck (USA) befasste sich intensiv mit der Erforschung und Entwicklung von Diuretika und Blutdrucksenkern und ließ zahlreiche Ergebnisse ihrer Forschungen patentieren. Dem für Merck arbeitenden Chemiker Frederick C. Novello (1916–1986) verdankt die Firma zahlreiche Patente, unter anderem für Chlorothiazid. Für diese Erfindung und die Entwicklung der Thiazid-Diuretika[3][4] überhaupt wurde Novello im Jahr 2019 in die Liste der Mitglieder der National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

Gewinnung und Herstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Synthese von Chlorothiazid beginnt mit der Umsetzung von 3-Chloranilin mit Chlorsulfonsäure; anschließende Behandlung mit Ammoniak führt zu 4-Amino-6-chlor-1,3-disulfonamid. Durch Erhitzen mit Ameisensäure wird der Ringschluss (Cyclisierung) zum bicyclischen Thiazid erzwungen.[5]

Chlorothiazid ist ein weißer, geruchloser, leicht bitterer, kristalliner Feststoff, der sehr gering löslich in Wasser ist. Dagegen ist das Natriumsalz von Chlorothiazid, welches für die parenterale Verabreichung verwendet wird, sehr gut wasserlöslich. Chlorothiazid ist stabil unter Lichteinwirkung und in Säuren, nicht aber in Basen.[1]

Chlorothiazid wird als Arzneistoff verwendet.[2] Die Verbindung wurde Anfang 1958 von Merck als Arzneimittel zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz unter den Namen Diuril (USA) und Chlotride (Europa) auf den Markt gebracht.[6][7]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Eintrag zu Chlorothiazid bei Vetpharm, abgerufen am 3. November 2018.
  2. a b c d e f Datenblatt Chlorothiazide, thiazide diuretic bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 3. November 2018 (PDF).
  3. Jie Jack Lee: History of Drug Discovery. In: Jie Jack Li, E. J. Corey (Hrsg.): Drug Discovery: Practices, Processes, and Perspectives. John Wiley & Sons, 2013, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. N.N.: Drugs originating from the Screening of Dyes. In: Walter Sneader (Hrsg.): Drug Discovery: A History. John Wiley & Sons, 2005, S. 391 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Eintrag zu Chlorothiazide in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 3. November 2018.
  6. Gregory Higby, Elaine Condouris Stroud: The Inside Story of Medicines A Symposium. Amer. Inst. History of Pharmacy, 1997, ISBN 0-931292-32-8, S. 124 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Karl H. Beyer: The Mechanism of Action of Chlorothiazide. In: Annals of the New York Academy of Sciences. 71, 1958, S. 363, doi:10.1111/j.1749-6632.1958.tb46763.x.