Gebrüder Suhr
Die Gebrüder Christoffer, Cornelius und Peter Suhr waren deutsche Lithografen, Maler und Zeichner. Sie erschufen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere hundert Lithografien, Zeichnungen, Stiche, Grafiken sowie Radierungen und zählen – bereits seit ihren Lebzeiten – zu den bedeutendsten Künstlern Hamburgs. Als Motive dienten zumeist die Stadt Hamburg sowie die damaligen Vorstädte und deren Volksleben. Die Bilder der Gebrüder Suhr prägen bis heute den Begriff der Hamburgensie.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gebrüder Suhr entstammten einer seit dem frühen 17. Jahrhundert am Voglerswall (heute Alsterarkaden) in Hamburg ansässigen Familie von Lohgerbern. Auch ihr Vater und ein weiterer Bruder (Johannes Suhr) war noch als Lohgerber tätig.[2]
Christoffer Suhr (* 29. Mai 1771 in Hamburg; † 13. Mai 1842 ebenda) absolvierte – als einziger der drei Brüder – eine künstlerische Ausbildung. Zunächst lernte er bei dem Porträtmaler Franz Conrad Löhr in Hamburg, später ging er nach Braunschweig, um beim Landschaftsmaler P. J. F. Weitsch weitere Kenntnisse zu erwerben. Von 1792 bis 1795 bereiste er Italien und erhielt 1976 den Titel Professor extraordinarius der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Seit Ende 1796 zurück in Hamburg, versuchte er sich einige Zeit als Porträtmaler, verlegte sich aber bald auf Trachten- und Landschaftsmalerei, später auch die seinerzeit sehr beliebten Panoramen. Überregional bekannt wurde er durch seine Werke Kleidertracht und Gebräuche in Hamburg (ab 1800) und Der Ausruf in Hamburg (1806/07)[3]. Er war seit 1817 Mitglied der Hamburger Freimaurerloge St. Georg zur grünenden Fichte. Er starb nur wenige Tage nach dem Hamburger Brand.
Cornelius Suhr (* 8. Januar 1781 in Hamburg, † 3. Juli 1857 ebenda) erlernte zunächst den Beruf des Zuckersieders, den er aber wegen der Kontinentalsperre und der einbrechenden Zuckerimporte aufgeben musste.[4] Ab etwa 1805 arbeitete er mit seinem Bruder Christoffer zusammen, wurde in einer 1808 publizierten Sammlung spanischer Trachten erstmals als Radierer namentlich erwähnt, und wirkte ab 1812 maßgeblich an den Panoramadarstellungen Hamburgs mit, deren Vertrieb im In- und Ausland er auch besorgte und über viele Jahre hinweg wiederholt auf Reisen war, unter anderem in München, Wien, Salzburg, Budapest, St. Petersburg, Moskau, Paris und London. In München lernte er spätestens 1817 auch die damals noch recht neue Kunst der Lithografie kennen, die für die weitere Entwicklung des Suhrschen Werkes prägend wurde.[5] Nach seiner Rückkehr eröffnete er 1849 eine eigene ständige Ausstellung in Sillems Bazar am Jungfernstieg, wo er neben den bewährten Hamburgensien auch Ansichten von seinen zahlreichen Reiseorten ausstellte.[6] Cornelius Suhr war seit 1838 mit Wilhelmine Friederike, geb. Aumann verheiratet.[7]
Peter Suhr (* 17. Juni 1788 in Hamburg, † 20. September 1857 ebenda) war zunächst als Kaufmann tätig. Er stieß erst vergleichsweise spät, nämlich etwa 1819, ins Unternehmen seiner beiden älteren Brüder, der forthin so benannten Spielkartenfabrik und Kupferdruckerey C.C.P. Suhr. Er unterstützte Christoffer bei der Panoramenausstellung in Hamburg und baute nebenbei seine Steindruckerei auf, die er ab 1828 (nach dem Auslaufen des Speckterschen Steindruck-Privilegs) betrieb. Peter war derjenige der Brüder, der die Druckerei und das Verlagsgeschäft organisierte. Er schuf insbesondere die zeichnerischen Vorlagen für den Familienbetrieb. So hat er unter anderem wesentlich an der ab 1829 erschienenen Serie Ansichten von Hamburg und deren Umgegend mitgewirkt, die im Folio- und Oktavformat erschienen.
1831 wurde aus der Spielkartenfabrik und Kupferdruckerey C.C.P. Suhr das Lithographische Institut Peter Suhr. Ab 1838 gab er lieferungsweise das Werk Hamburg’s Vergangenheit in bildlichen Darstellungen im Folioformat heraus. Die Bilder fanden auf diese Weise eine weite Verbreitung und erreichten eine hohe Bekanntheit. Nachdem der älteste Bruder verstorben war, führte Peter ab 1842 neben der Steindruckerei auch die Panoramenausstellung weiter. Peter Suhr war verheiratet mit Dorothea Maria Amalia, geb. Wulff.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christoffer Suhr: Hamburgische Gebräuche und Kleidertrachten. 1803, Von gelehrte Sachen. In: Staats- und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 26. Oktober 1803, ohne Seitenangabe (deutsche-digitale-bibliothek.de).
- Christoffer Suhr, Gustav Andreas Forsmann (Stecher), Karl Johann Heinrich Hübbe: Der Ausruf in Hamburg: vorgestellt in Ein hundert und Zwanzig Colorirten Blättern. Hamburg 1808 (uni-hamburg.de).
- C. Suhr: Hamburgische Trachten. gezeichnet und gestochen. 1815 (uni-hamburg.de).
- Hamburger Bilderbuch. Ein Bildband mit 43 Schwarzweiß- und 50 Farbfotos, sowie 44 Kupferstichen nach Christoffer Suhr. Printas-Verlagsgesellschaft, Hamburg 1978, ISBN 3-921449-01-4 (Neuauflage).
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Millerntor um 1800
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Dammtor und Bürgerwache 1800
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Hamburger Stadtmilitär auf dem Großneumarkt 1800
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Gefecht auf der Veddel 1813
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Binnenalster beim Holzdamm 1830
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Binnenalster beim Jungfernstieg 1830
Ehrung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Suhrsweg im Hamburger Stadtteil Barmbek-Nord trägt den Gebrüdern Suhr zu Ehren seit 1914 ihren Namen.[8]
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1978: Biedermeierliche Bildermacher: Die drei Brüder Suhr in Hamburg 1796–1857 (1. Juni bis 28. Juli), BAT-Haus Hamburg
- 2019: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt (12. April bis 14. Juli), Hamburger Kunsthalle
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrich Bauche: Biedermeierliche Bildermacher. Die drei Brüder Suhr in Hamburg 1796–1857 (Ausstellungskatalog), Hamburg 1978.
- Otfried Schroeder, Rolf Müller: Hamburgs liebe Denkmale. Hamburgensien und Panoramen Peter Suhrs und seiner Brüder. Mit Bildbeschreibungen von Rüdiger Wagner. Verlag Das Topographikon, Hamburg 1967, ISBN 3-920953-04-5. (Werksübersicht)
- Wilhelm Sillem: Suhr, Christoffer. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 139–141.
- Rolf Müller, Rüdiger Wagner: Hamburg heute und gestern. Verlag Das Topographikon, Hamburg 1982, ISBN 3-920953-19-3
- Gisela Jaacks: Suhr, Christoffer. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 4. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0229-7, S. 345–346.
- Suhr, Christoffer. In: Verein für Hamburgische Geschichte (Hrsg.): Hamburgisches Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler. Band 1. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, S. 258–261 (uni-hamburg.de).
- Walter Heinrich Dammann: Panorama und Tafellandschaft. Anfänge und Frühzeit der Landschaftsmalerei in Hamburg bis 1830. Commeter, Hamburg 1910, Die Suhr-Werkstatt, S. 47–59 (uni-hamburg.de).
- Joseph Heckscher: Chr. Suhrs Hamburgische Trachten. Eine kunst- und kulturgeschichtliche Studie. Nebst einem bibliographischen Verzeichnis sonstiger hamburgischer Trachtenwerke. Hermann Barsdorf, Berlin 1909 (uni-hamburg.de).
- Hans Schröder u. a.: 3982. Suhr (Peter). In: Verein für Hamburgische Geschichte (Hrsg.): Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 7. Perthes-Besser u. Mauke, Hamburg 1879, S. 348 (uni-hamburg.de).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hamburger Abendblatt, Artikel Hamburgensie - Nur in Hamburg vom 26. Juni 2002
- ↑ Hamburgs liebe Denkmale, S. 9.
- ↑ Digitalisate, abgerufen am 29. Dezember 2018
- ↑ Hamburgs liebe Denkmale, S. 27.
- ↑ Hamburgs liebe Denkmale, S. 45 ff.
- ↑ Hamburgs liebe Denkmale, S. 36.
- ↑ Todesanzeigen. In: Hamburger Nachrichten. 7. Juli 1857, S. 3, online.
- ↑ Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte von Christian Hanke, Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, 4. Auflage, S. 62, ISBN 3-929229-41-2