Christoph Bernhard (Komponist)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Christoph Bernhardi)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Christoph Bernhard (* 1. Januar 1628[1] vermutlich in Kolberg; † 14. November 1692 in Dresden; auch Christoph Bernhardi, Christophorus Bernhardus) war ein deutscher Sänger (Tenor), Komponist, Kapellmeister und Musiktheoretiker.

Dem poetischen Nachruf seines Schwagers Constantin Christian Dedekind[Anm. 1] zufolge stammt Christoph Bernhard aus Kolberg[2] und demnach nicht, wie Johann Mattheson später angab, aus Danzig.[3] Seine erste musikalische Unterrichtung erhielt er in Danzig; als seine Lehrer sind hier vor allem die Sweelinck-Schüler Paul Siefert und Christoph Werner zu nennen. 1648 (Bestallungsdekret vom 1. August 1649) wurde er Sänger an der Dresdner Hofkapelle. Um 1650 unternahm er eine einjährige Reise nach Italien. Hier machte er die Bekanntschaft mit Giacomo Carissimi, dem Kapellmeister am Collegium Germanicum in Rom. Nach seiner Rückkehr wurde er 1655 zum Vizekapellmeister in Dresden berufen. Diese Position bekleidete er bis 1664. 1656 begab er sich ein weiteres Mal nach Italien, diesmal für neun Monate.

1664 übernahm er die Position eines Musikdirektors und Kantors am Johanneum zu Hamburg. Hier trat er die Nachfolge von Thomas Selle an.

1674 ging er zurück nach Dresden, übernahm wiederum das Amt des Vizekapellmeisters und wirkte darüber hinaus als Erzieher und Musiklehrer von Prinz Johann Georg und seinem Bruder Friedrich August, dem späteren August dem Starken. 1680 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt.

Christoph Bernhard (in der Mitte links, neben der Muse Polyhymnia) auf dem Frontispiz-Stich von Constantin Christian Dedekinds Sammlung Aelbianische Musenlust (1665)

Christoph Bernhard gilt als Meisterschüler von Heinrich Schütz. Von diesem erhielt Bernhard beispielsweise den Auftrag, für dessen Beerdigung eine Motette zu komponieren. Des Weiteren schuf er eine Begräbnismotette für Johann Rist. Weiterhin zählen Lieder, Arien und Kirchenmusik zu seinen Werken.

Bernhard ist der Verfasser bedeutender Musiktraktate. In ihnen werden vor allem die Themen Kontrapunkt, Moduslehre, Verzierungs- und Figurenlehre sowie die Stillehre behandelt. Sie gelten als Spiegelbild der Kompositionslehre von Schütz.

Kompositionen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Da pacem Domine
  • Reminiscere, miserationum tuarum Domine
  • Herzlich lieb hab ich dich, o Herr
  • Ich sahe an alles Thun
  • Heute ist Christus von den Toten auferstanden
  • Wohl dem, der den Herren fürchtet

Bernhard veröffentlichte vier musiktheoretische Schriften, von denen weder das Entstehungsjahr, noch auch nur die Reihenfolge der Entstehung bekannt sind:

  • Von den doppelten Contrapuncten
  • Ausführlicher Bericht vom Gebrauch der Con- und Dissonantien[4]
  • Tractatus compositionis augmentatus (Kompositionstraktat nach der Lehre von Heinrich Schütz)[5]
  • Von der Singekunst oder -manier[6]
  1. Dedekind überschrieb seinen Nachruf auf Bernhard Schwägerlicher Ehren-Kranz. Bernhard hatte 1659 Christina Weber geheiratet, Dedekind war in zweiter Ehe mit Maria Dorothea Weber verheiratet. Das Verwandtschaftsverhältnis wäre demnach treffender als Schwippschwager zu bezeichnen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Exequias Viri Nobilissimi, Honoratissimi, Eruditissimi Que Domini Christophori Bernhardi, Serenissimi Electoris Saxoniae Olim Capellae Magistri ... Nati 1. Ian. Anno 1628. Denati 14. Nov. Anno 1692. Honorificentissimo Concursu 22. eiusdem celebratas, Moesti Ducebant Eiusdem Generati Et Gener. Bergen, Dresden 1692; 3:637760N im VD 17., urn:nbn:de:gbv:3:1-79114.
  2. Schwägerlicher Ehren-Kranz/ dem ... Virtuosen/ Poeten und Componisten ... Herrn Christophoro Bernhardi, als den Vollkommenen bei Seiner ... Beerdigung/ am 22. Winter-Monat 1692. geflochten und ausgeworfen / von Const. Chr. Dedekinden/ P. und M. Bergen, Dresden 1692; 3:637732H im VD 17., urn:nbn:de:gbv:3:1-70828.
  3. Johann Mattheson: Grundlage einer Ehren-Pforte. Hamburg 1740, S. 17; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  4. Ausführlicher Bericht vom Gebrauche der Con- und Dissonanzen. In: bassus-generalis.org. Abgerufen am 23. Juni 2024.
  5. Tractatus compositionis augmentatus. In: bassus-generalis.org. Abgerufen am 23. Juni 2024.
  6. Von der Singekunst oder -manier. In: bassus-generalis.org. Abgerufen am 23. Juni 2024.
VorgängerAmtNachfolger
Thomas SelleCantor et Director chori musici in Hamburg
1664–1674
Joachim Gerstenbüttel