Bronzeschwanz-Saphirkolibri
Bronzeschwanz-Saphirkolibri | ||||||||||
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Bronzeschwanz-Saphirkolibri ♀ | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Chrysuronia | ||||||||||
Bonaparte, 1850 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||
Chrysuronia oenone | ||||||||||
(Lesson, RP, 1832) |
Der Bronzeschwanz-Saphirkolibri (Chrysuronia oenone) oder Bronzeschwanzsaphir, gelegentlich auch Goldschwänzchen genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das sich über die Länder Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Brasilien, Peru und Bolivien erstreckt. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bronzeschwanz-Saphirkolibri erreicht bei einem Körpergewicht von lediglich ca. 5,3 g eine Körperlänge von etwa 9,4 cm, wobei der leicht gebogene Schnabel 2 cm lang ist. Der Oberschnabel ist schwarz, der Unterschnabel rötlich. Der Kopf und die Kehle des Männchens glitzern blau, was aber in freier Natur wie schwarz aussieht. Der Rücken schimmert grün. Die Oberschwanzdecken sind kupferrot, während der leicht gegabelte Schwanz eine kupfergoldene Färbung aufweist. Spreizen sie den Schwanz, so wirkt er abgerundet. Die Brust und der Bauch sind grün und die Unterschwanzdecken graubraun. Es gibt einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus. Der Kopf und die Oberseite des Weibchens schimmern grün. Wie bei Männchen sind die Oberschwanzdecken kupferrot, während der leicht gegabelte Schwanz eine kupfergoldene Färbung aufweist. Spreizen sie den Schwanz, so wirkt auch er abgerundet. Die äußeren Steuerfedern sind dicht grau gefleckt. Die Unterseite ist weiß mit grünen Sprenkeln an den Seiten, der Kehle und der Brust. Die Unterschwanzdecken sind graubraun. Männliche Jungtiere ähneln anfangs den Weibchen, haben aber blaue Flecken an der Kehle.[1]
Verhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Trockenzeit sammeln sie in großer Anzahl in mächtigen Baumkronen mit Blüten. Dabei verbringen beide Geschlechter viel Zeit mit anderen Kolibris zu streiten und diese zu verjagen um ihre kleinen Nahrungsreviere zu verteidigen. Gelegentlich sieht man sie auch als Einzelgänger an Pflanzen wie der zu den Rötegewächsen gehörenden Gattung Palicourea. Hier sind sie von den unteren Straten in Straßennähe bis den oberen Baumkronen in kleineren Lichtungen von Waldgebieten präsent. Männchen sind territorialer als die Weibchen, dafür sieht man Weibchen eher beim Traplining, d. h., sie fliegen regelmäßig in rascher Folge ganz bestimmte Blüten an. Beide Geschlechter jagen und sammeln auch winzige Insekten. In der Regenzeit singen die Männchen deutlich häufiger. In der Zeit von Mai bis Juli sind sie eher alleine oder in losen Gruppen unterwegs.[1]
Lautäußerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gesang der Bronzeschwanzsaphire klingt sehr variabel. So ist es durchaus möglich, dass jedes Individuum sein eigenes Gesangsrepertoire hat. Meist beginnen und enden diese mit hohen Piepstönen. Während die Männchen einzeln auf einem Ast in der Baumkrone sitzen, singen sie ein hohes, hellklingendes, piepsiges und abgehacktes Lied. Dies kann z. B. wie Pik!pa-ta-la-pik-tik...pa-ta-la-pik-tik bzw. mit weniger Struktur pazik-tik,zik oder gar als piepsiges tschik, taacher-Ekik-ta-chii-E-kik... und so weiter klingen. Gelegentlich singen sie ohne erkennbare Unterbrechungen.[1]
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bronzeschwanz-Saphirkolibris halten sich gerne an feuchten Waldrändern mit Sekundärvegetation, lockeren Baumlandschaften, Kaffee- und Kakaoplantagen und Gärten auf. Meist sind diese in den Vorgebirgen und in den Bergen. In der Trockenzeit sind sie einer der häufigsten Arten an den Korallenbäumen (Erythrina) der Anden und nördlichen Kordilleren Venezuelas.[1] Es wird vermutet, dass sie im November saisonal über den Pass Portachuelo El Macho im Bundesstaat Aragua ziehen. Allerdings erfordert das Zugverhalten dieser Art weitere Forschung.[2]
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Brutzeit von April bis Mai ziehen sie laut dem venezolanischen Ornithologen Miguel Lentino eher in die nördlicheren Regionen.[2] Melbourne Armstrong Carriker beobachtete im Juni im Departamento de Norte de Santander und im Westen des Departamento de Antioquia zwei Weibchen in Brutstimmung.[3]
Unterarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sind zwei Unterarten bekannt:[4]
- Chrysuronia oenone oenone (Lesson, RP, 1832)[5] – Die Nominatform kommt im Osten Kolumbiens und dem Norden und Osten Venezuelas über den Osten Ecuador und den Nordosten Perus sowie dem Westen Brasiliens vor.
- Chrysuronia oenone josephinae (Bourcier & Mulsant, 1848)[6] – Diese Unterart ist im Osten von Peru und dem Norden von Bolivien verbreitet. Der blaue Kehlfleck des Männchens ist im Unterschied zur Nominatform wenig ausgeprägt. Außerdem haben sie einen grünen Bürzel und kupferne Schwanzdecken.[7]
Die Unterart Chrysuronia oenone alleni (Elliot, 1888),[8] die häufig in der Literatur genannt wird, gilt heute als Synonym zu Chrysuronia oenone josephinae.
Etymologie und Forschungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]René Primevère Lesson beschrieb den Bronzeschwanz-Saphirkolibri unter dem Namen Ornismya œnone.[5] Das Typusexemplar stammte angeblich aus Trinidad, was aber wahrscheinlich nicht der Sammelort war.[9] Erst 1850 führte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die Gattung Chrysuronia u. a. für diese monotypische Art ein.[10][A 1] Dieser Name ist eine Kombination zweier Artennamen chrysura und oenone, die Bonaparte der Gattung zugeordnet hatte. Chrysura leitet sich von den griechischen Wörtern »chrysos, χρυσος« für »Gold« und »-ouros, oura, -ουρος, ουρα« für »-schwänzig, Schwanz« ab.[11] Das Artepitheton und zweite Teil des Gattungsnamens ist der griechischen Nymphe Oinone gewidmet.[12]Josephinae wurde ursprünglich Benoîte Marguerite Joséphine Lacroix geb. Labruyère (1805–1874) gewidmet.[6] Sie war die Frau von Charles Jullien Lacroix (1800–1880), der 1848 zum Abgeordneten von Beaujolais ernannt wurde und ein Förderer von Jules Bourcier war. In seinem späteren Werk über Kolibris widmete Mulsant den Namen zusätzlich Joséphine Mulsant geb. Bellier de Villentroy (1833–1925), der Frau von Fleury Mulsant (1828–1909).[13] Alleni ist Joel Asaph Allen (1838–1921) gewidmet.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus generum avium. Band 1. E. J. Brill, Leiden 1850 (biodiversitylibrary.org).
- Jules Bourcier, Étienne Mulsant: Description de quelques nouvelles espèces d'oiseaux-mouches. In: Revue zoologique par la Société cuviérienne. 1848, S. 269–275 (biodiversitylibrary.org).
- Steven Leon Hilty, John A. Gwynne, Guy Tudor: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 0-691-09250-8, S. 414 (books.google.de).
- Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A guide to the birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 0-691-08371-1 (google.at).
- Daniel Giraud Elliot: Description of a New Species of Hummingbird of the Genus Agyrtria. In: The Auk. Band 58, Nr. 3, 1888, S. 263–264 (englisch, sora.unm.edu [PDF; 77 kB]).
- René Primevère Lesson: Histoire Naturelle des Colibris, suivie d’un supplement a l’histoire naturelles des Oiseaux-Mouches; Ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes, et dédié à M. le Baron Cuvier. Arthus-Bertrand, Paris (biodiversitylibrary.org – Zunächst in 2 Bänden erschienen 1829-1832).
- Étienne Mulsant, Édouard Verreaux: Histoire naturelle des oiseaux-mouches ou colibris constituant la famille des trochilidés. Band 2. Deyrolle, Paris 1876 (biodiversitylibrary.org).
- John Todd Zimmer: Studies of Peruvian birds. No. 58, The genera Chlorostilbon, Thalurania, Hylocharis, and Chrysuronia. In: American Museum novitates. Nr. 1474, 1950, S. 1–32 (amnh.org [PDF; 2,9 MB]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chrysuronia oenone in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2014.3. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 14. April 2015.
- Factsheet auf BirdLife International ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Bronzeschwanz-Saphirkolibri (Chrysuronia oenone) auf eBird.org
- Bronzeschwanz-Saphirkolibri (Chrysuronia oenone) bei Avibase
- Chrysuronia oenone im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Bronzeschwanz-Saphirkolibri (Chrysuronia oenone)
- Golden Tailed Sapphire (Chrysuronia oenone) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Steven Leon Hilty u. a. (2002), S. 414.
- ↑ a b Steven Leon Hilty u. a. (2002), S. 415.
- ↑ Steven Leon Hilty u. a. (1986), S. 270.
- ↑ IOC World Bird List Hummingbirds
- ↑ a b René Primevère Lesson, S. 157, Tafel 30.
- ↑ a b Jules Bourcier u. a., S. 272.
- ↑ John Todd Zimmer, S. 29f.
- ↑ Daniel Giraud Elliot, S. 263.
- ↑ René Primevère Lesson, S. 158.
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte, S. 75.
- ↑ Chrysuronia in The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ oenone in The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Étienne Mulsant u. a., S. 12.
- ↑ Daniel Giraud Elliot, S. 264.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Neben dem Bronzeschwanz-Saphirkolibri ordnete er auch den Goldsaphirkolibri (Hylocharis chrysura (Shaw, 1812)) (= Syn. Ornismya chrysura Lesson, 1832), den Goldschwanz-Saphirkolibri (= Syn. Hylocharis eliciae (Bourcier & Mulsant, 1846)) (= Syn. Trochilus eliciae) und eine Unterart des Blauschwanz-Smaragdkolibri (Chlorostilbon mellisugus phoeopygus (Tschudi, 1844)) (= Syn. Trochilus phaeopygus) der neuen Gattung zu.