Gelber Blasenstrauch
Gelber Blasenstrauch | ||||||||||||
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Gelber Blasenstrauch (Colutea arborescens), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Colutea arborescens | ||||||||||||
L. |
Der Gelbe Blasenstrauch (Colutea arborescens) oder Gewöhnliche Blasenstrauch[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Blasensträucher (Colutea) in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erscheinungsbild und Blatt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbe Blasenstrauch ist ein sommergrüner, reich verzweigter Strauch, der je nach Standort Wuchshöhen von 1 bis 4 Metern erreicht. Die Rinde der unbedornten Zweige ist anfangs behaart und später kahl und fasert in Längsstreifen von Ästen und Stamm ab.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist relativ lang. Die Blattspreite ist unpaarig gefiedert. Die Fiederblättchen sind bei einer Länge von bis zu 3,5 Zentimetern breit-elliptisch.
Blütenstand und Blüte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Mai bis August. In den Blattachseln stehen auf langen Blütenstandsschäften die traubigen Blütenstände.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist zweilippig. Die goldgelbe Blütenkrone besitzt den typischen Aufbau der Schmetterlingsblüten und ist bis zu 2 Zentimeter lang. Die fünf lebhaft gefärbten Kronblätter sind genagelt. Im Schiffchen befinden sich die Staubblätter und der Fruchtknoten.
Früchte und Samen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hülsenfrüchte sind bei einer Länge von 6 bis 8 Zentimetern sowie einem Durchmesser von etwa 3 Zentimetern blasig aufgetrieben und enthalten etwa 20 bis 30 Samen. Bei Reife öffnet sich durch Austrocknung diese Hülsenfrucht entlang der Rücken- und Bauchnaht um etwa 1 bis 2 Zentimeter. An 3 mm langen Stielchen (Funiculus) stehen die schwarz-braunen, linsenförmigen und linsengroßen Samen.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbe Blasenstrauch bildet Wurzelknöllchen mit stickstoffbindenden Bakterien.
Blütenökologisch handelt es sich um vormännliche, duftlose „Schmetterlingsblumen mit Bürsteneinrichtung“ und mit rotbraunen Strichsaftmalen. Neun der zehn Staubblätter sind zu einer oben offenen Röhre verwachsen, das 10. ist frei und gibt den Zugang zum Nektar frei, bildet also eine „Nektarlücke“. Bestäuber sind Hummeln und andere Bienenverwandte, da nur diese Kraft genug haben, das Schiffchen nach unten zu drücken.
Die Weibchen des Großen Wanderbläulings (Lampides boeticus) legen ihre Eier im Fruchtknoten ab.
Aufgrund der lang anhaltenden Blütezeit von Mai bis August kann man die von August bis Oktober reifenden Hülsenfrüchte gemeinsam mit den Blüten am Strauch sehen. Die Hülsenfrüchte sind bei der Reife aufgrund der pergamentartigen, gasundurchlässigen Fruchtwand durch Kohlendioxid-Bildung blasig aufgetrieben. Die als Ganzes abfallenden Früchte werden bei starken Winden als Ballonflieger oder als Bodenläufer ausgebreitet. Im Herbst und Winter verfault die Fruchtwand und gibt die Samen frei. Die Früchte sind auch Wintersteher und dann Windstreuer durch die im vorderen Drittel auf der Oberseite geöffneten Hülsenfrüchte.
Giftigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Samen und Blätter des Gelben Blasenstrauchs sind giftig.[3]
Hauptwirkstoffe: In den Blättern und Hülsen Coluteasäure; in den Blättern und Samen ein chemisch noch nicht erforschter Bitterstoff. Im Samen noch etwa 1 % Canavanin.[3]
In der Literatur wird verschiedentlich behauptet, dass die Pflanze auch Cytisin enthalten soll. In neueren Arbeiten wird das aber bestritten, und der noch unbekannte Bitterstoff für die abführende Wirkung verantwortlich gemacht.[3]
Vergiftungserscheinungen: Durchfall, gelegentlich Erbrechen.[3]
Vorkommen und Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbe Blasenstrauch ist in Südeuropa sowie dem südlichen Mitteleuropa verbreitet. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst Spanien, Frankreich, Deutschland, die Schweiz, Italien, Sardinien, Sizilien, Korsika, Albanien, Tschechien, Ungarn, das frühere Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien. In zahlreichen Ländern Osteuropas und Asiens ist die Art ein Neophyt.[4] In Deutschland kommt er von Natur aus nur im Oberrheingebiet vor.
Als Zierpflanze hat er jedoch seit dem 16. Jahrhundert ein breiteres Verbreitungsgebiet gefunden. Er wird gelegentlich an Straßenrändern oder in Gärten gepflanzt.
In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet findet man ihn überwiegend auf meist trockenen Kalkböden. Er besiedelt vor allem trockene Hänge und Felsfluren und ist gelegentlich auch in lichten, submediterranen Laubwäldern zu finden. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Quercetalia pubescenti-petraeae, überregional ist er eine Quercetalia pubescentis-Ordnungscharakterart.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]
An das südöstliche Verbreitungsgebiet anschließend wächst Colutea cilicica. Es können Hybriden zwischen Colutea arborescens und Colutea cilicica entstehen, wie es in Griechenland manchmal der Fall ist.
Systematik und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Colutea arborescens erfolgte 1753 durch Carl von Linnè in Species Plantarum, Tomus II, S. 723. Das Artepitheton arborescens bedeutet „baumartig werdend“.[6]
In Europa können folgende Unterarten unterschieden werden:[7]
- Colutea arborescens L. subsp. arborescens: Fruchtknoten kahl oder nur an der Bauchnaht behaart. Sie kommt in Frankreich, Italien, in der früheren Tschechoslowakei, im früheren Jugoslawien, Korsika, Sardinien, Sizilien, Albanien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien vor.[4]
- Colutea arborescens subsp. gallica Browicz: Fruchtknoten behaart. Sie kommt in Spanien, Frankreich, Korsika, Sardinien, Sizilien, Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in Italien, im früheren Jugoslawien und in Albanien vor.[4]
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Gelben Blasenstrauch bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Blasenbaum, Blasenstrauch, Fasanenstrauch, Fischblatter (Österreich), Knallschote (Mark), Schlaflinsen (Schweiz), Valentinspeltsche, Verbruten Kuchle (Basel) und Welsch Linsen.[8]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Baguenaude (französisch baguenaude „leere Hülse des Gelben Blasenstrauchs“, im übertragenen Wortsinn „Lappalie“) ist eine scherzhafte Gattung der französischen Lyrik.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter und Ingrid Schönfelder: Die Kosmos Mittelmeerflora. In: Kosmos. Kosmos, Stuttgart 2018, S. 208.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 604.
- ↑ a b c d Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere. 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
- ↑ a b c ILDIS World Database of Legumes 2010. (copyright © ILDIS).Datenblatt Colutea arborescens.
- ↑ Colutea arborecens L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. März 2021.
- ↑ Ruprecht und Irene Düll: Taschenlexikon der Mittelmeerflora. 1. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-494-01426-5, S. 109.
- ↑ K. Browicz: Colutea L. In: Thomas Gaskell Tutin u. a.: Flora Europaea. Band 2, Seite 107. Cambridge University Press 1968.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 106. (online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gelber Blasenstrauch. auf FloraWeb.de
- Gelber Blasenstrauch. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).