Credomesse
Als Credomesse bezeichnet man einen Typus von Messvertonungen, die durch eine besondere Betonung des Credo charakterisiert sind.
Während bei meisten herkömmlichen Vertonungen des Messordinariums die zentrale Aussage des Credo «Credo in unum deum …» (deutsch: „Ich glaube an den einen Gott …“) vom Zelebranten intoniert und somit überhaupt nicht vom Chor gesungen wird, lässt sich eine Gruppe von Messvertonungen identifizieren, die durch eine freiere Textbehandlung eine besondere Betonung der Glaubensaussage erwirken. Typischerweise wird nach jedem einzelnen Glaubenssatz des Nicäno-Konstantinopolitanums ein bekräftigender (meist wiederholter) „Credo“-Ruf eingeschoben. Für die Komponisten ermöglicht diese Art der Textbehandlung „eine musikalisch wirksame und geistvolle Lösung des spröden Formproblems“,[1] eine lange Reihe von sprachlich ähnlich geformten, dogmatisch gleichrangigen Sätzen abwechslungsreich musikalisch auszugestalten.
Die weiteste Verbreitung dieses Messtypus findet sich in Wien im 18. Jahrhundert, oftmals von Komponisten, die aus Italien stammten. Dass auch italienische Komponisten wie Niccolò Jommelli und Baldassare Galuppi, die keinen Bezug zu Wien hatten, diesen Messtypus pflegten, lässt eine Entstehung in Italien vermuten.[2]
Credomessen schufen u. a. die folgenden Komponisten:
- Marc’Antonio Ziani (um 1653–1715): Missa a 5[3]
- Johann Joseph Fux (um 1660–1741)
- Mathias Öttl (1675–1725)
- Johann Georg Reinhardt (1676/77–1742)
- Francesco Bartolomeo Conti (1682–1732)[4]
- Valentin Rathgeber (1682–1750)[5]
- Luca Antonio Predieri (1688–1767)
- Giovanni Giorgi (um 1690–1762)
- Franz Gerhard Pruneder (1692–1764)[6]
- Ferdinand Schmidt (1694–1756)
- Bernhard Paumon († 1728)
- Karlmann Pachschmidt (1700–1734)
- Baldassare Galuppi (1706–1785)
- Marianus Königsperger (1708–1769)[7]
- Georg Donberger (1709–1768)[8]
- Ignaz Holzbauer (1711–1783)
- Niccolò Jommelli (1714–1774)
- Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
- Missa brevis in F-Dur KV 192 „Kleine Credomesse“
- Messe in C-Dur KV 257 „(Große) Credomesse“
Auch die Petite Messe solennelle von Gioachino Rossini weist die besondere Behandlung des Credo-Rufs auf.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Reichert: Zur Geschichte der Wiener Messenkomposition in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Universität Wien, Diss., 1935, OCLC 734066016.
- Georg Reichert: Mozarts „Credo-Messen“ und ihre Vorläufer. In: Mozart-Jahrbuch 1955, S. 117–144 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Jochen Reutter: Ritornell- und Ostinatostrukturen in Mozarts Credo-Vertonungen. In: Mozart-Studien. 2, 1993, ISSN 0942-5217, S. 147–197, doi:10.2307/j.ctvg8p2nf.9, JSTOR:j.ctvg8p2nf.9. DNB 016701763
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Reichert 1955, S. 117.
- ↑ Reichert 1955, S. 138.
- ↑ RISM ID: 600140603
- ↑ Hermine Weigel Williams: Francesco Bartolomeo Conti: His Life and Music. Ashgate, Aldershot 1999, S. 229–246, ISBN 1-85928-388-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Reprint: Routledge, Abingdon 2018, ISBN 978-1-138-31725-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wilfried Dotzauer: Die kirchenmusikalischen Werke Johann Valentin Rathgebers. Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg, 1976., S. 123–125. Zitiert nach: Raimund Hug: Georg Donberger. 2007, S. 349.
- ↑ RISM ID: 553001013
- ↑ Friedhelm Zwickler: Frater Marianus Königsperger OSB (1708–1769). Ein Beitrag zur süddeutschen Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts. Dissertation, Universität Mainz 1964, S. 91 f. Zitiert nach: Raimund Hug: Georg Donberger. 2007, S. 349.
- ↑ Raimund Hug: Georg Donberger (1709–1768) und die Musikpflege im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg. Studio-Verlag, Sinzig 2007, ISBN 978-3-89564-032-2, S. 348–356 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).