Grenze zwischen Dänemark und Deutschland
Die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland ist 67 Kilometer lang. Die Angabe betrifft nur die Landgrenze, weil die Seegrenze nicht endgültig festgelegt ist.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 811 setzten der dänische König Hemming und Karl der Große die Eider (dän. Ejderen) als Grenze zwischen dem dänischen und fränkischen Reich fest. Einige Kilometer nördlich der Eider – zwischen Windebyer Noor und Treene – gab es an einer Landenge schon einen Grenzwall (Danewerk).[2] Nach Etablierung der Herzogtümer Schleswig als dänischem und Holstein als römisch-deutschem Lehen blieb die Eider Grenzfluss zwischen beiden Territorien. Die Grenze Holsteins zum übrigen Deutschland markierte die Elbe; die Grenze Schleswigs (Sønderjylland) zum übrigen Dänemark (Nørrejylland) markierte die Königsau (dän. Kongeåen).
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurden im zwischen Preußen, Österreich und Dänemark geschlossenen Friedensvertrag von Wien die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg aus dänischer Hoheit gelöst und der gemeinsamen Verwaltung durch Preußen und Österreich unterstellt. Mit der Einverleibung Schleswigs in den preußischen Machtbereich wurde die neue preußisch-dänische Grenze an der Königsau festgesetzt. Im Paragraph 5 des Prager Friedensvertrages von 1866 nach dem Deutschen Krieg verpflichtete sich Preußen auf französischen Druck[3] gegenüber England und Frankreich, im nördlichen Teil des nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 an Preußen abgetretenen Schleswigs binnen sechs Jahren ein Referendum zur Staatszugehörigkeit durchzuführen. Dies wurde Dänemark offiziell mitgeteilt. Bismarck ließ die sechs Jahre verstreichen und kam auch auf dänisches Anmahnen auf Erfüllung des Vertrages dieser Bestimmung nicht nach. Im Jahre 1878 wurde diese Nordschleswig-Klausel des Prager Friedens auf Betreiben Bismarcks noch vor dem Beginn des Berliner Kongresses in einem geheimen Abkommen zwischen Deutschland und Österreich aufgehoben. Dieses Abkommen wurde erst ein halbes Jahr später veröffentlicht, weil Österreich vermeiden wollte, dass es so aussah, als wenn es Deutschland vor dem Berliner Kongress entgegengekommen sei. Daher wurde dieses Abkommen erst am 4. Februar 1879 im Reichsanzeiger verkündet.[4] Trotzdem drängte Dänemark weiterhin auf die Erfüllung des deutschen Versprechens, eine Volksabstimmung in Nordschleswig durchzuführen. Erst im Jahre 1907 erkannte Dänemark im Optantenvertrag von Kopenhagen die Grenzziehung von 1864 als endgültig an.[5]
Nach der Niederlage des Deutschen Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg, an dem Dänemark nicht teilgenommen hatte, wurde im Versailler Vertrag eine Volksabstimmung für die nördlichen Bereiche Schleswigs vorgesehen und dabei die Abstimmungszonen und -modalitäten nach den Wünschen Dänemarks definiert. Seit der Volksabstimmung in Schleswig 1920 verläuft die deutsch-dänische Staatsgrenze nördlich von Flensburg (→Clausen-Linie).
Bei Verwirklichung des Morgenthauplanes von 1944 wäre die Grenze nördlich der geplanten internationalen Zone um den Nord-Ostsee-Kanal verlaufen.[6] Auch die britische Septembernote von 1946 enthielt die Möglichkeit einer Grenzrevision.
Mit dem Beitritt Dänemarks zum Geltungsbereich des Schengen-Abkommens entfielen ab 25. März 2001 die Grenzkontrollen und es wurde der freie Personenverkehr eingeführt. Allerdings muss immer noch ein Reisepass oder ein Passersatz (Personalausweis) mitgeführt werden.
2015 begann in Europa eine Flüchtlingskrise. Dänemark verschärfte seine Asyl- und Einwanderungspolitik mehrfach. Als Schweden am 4. Januar Passkontrollen an der Öresundbrücke eingeführt hatte, führte die dänische Regierung an der Grenze zu Deutschland vorübergehend ebenfalls Passkontrollen ein. Sie währten bis August 2016.
Am 14. März 2020 schloss Dänemark wegen der COVID-19-Pandemie zeitweise seine Grenzen. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte dies am Vorabend angekündigt. Pendler, dänische Staatsbürger und Personen mit legitimem Grund durften die Grenze weiterhin überqueren.[7] Zwei Tage später schloss Deutschland analog die Grenze nach Dänemark.[8][9] Nach einem starken Anstieg der Zahl der täglichen COVID-19-Neuinfektionen im Herbst 2020 gab es erneut Reiseeinschränkungen, so durften ab dem 24. Oktober 2020 Menschen aus Deutschland nur noch mit einem triftigen Grund nach Dänemark einreisen, wie etwa Verwandtenbesuch, Vorstellungsgespräch oder eine Beerdigung. Für Berufspendler, Studenten, Bewohner von Schleswig-Holstein und für Ferienhaus-Eigentümer galten Ausnahmen. Zum 26. Juni 2021 wurden die geltenden Reiseeinschränkungen weitgehend aufgehoben.[10]
Wildschweinzaun
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das dänische Amt für Naturverwaltung (Naturstyrelse) des Ministeriums für Umwelt und Lebensmittel begann am 28. Januar 2019 bei Padborg mit der Errichtung eines Wildschweinzauns entlang der Grenze. Der eineinhalb Meter hohe Zaun soll Wildschweine am Grenzübertritt hindern und war ein Teil der Vereinbarungen zwischen der Minderheitsregierung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen und der Dansk Folkeparti vom März 2018 zum verstärkten Einsatz gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP).[11] Für den Verkehr sollen 20 Grenzübergänge offen bleiben und an Wanderwegen soll es für Fußgänger und Radfahrer Durchlässe geben.[12]
Anfang Dezember 2019 wurde der Zaun fertig gestellt. Er ist etwa 70 Kilometer lang, im Schnitt 1,50 m hoch und kostete zwischen sechs und acht Millionen Euro.[13] Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Schweinepest vornehmlich durch den Menschen verbreitet wird, beispielsweise durch Schlamm in Radkästen von Fahrzeugen, Schuhsohlen oder weggeworfene Lebensmittel mit dem Fleisch infizierter Tiere. Naturschützer kritisieren zudem, dass der Zaun auch die Lebensräume anderer Wildtiere zerschneidet.[14][15]
-
Das westliche Ende des Wildschweinzauns an der Nordseeküste
-
Das östliche Ende an der Flensburger Förde (dän. Flensborg Fjord)
-
Grenzübergang bei Rønsdam mit Wildschweinzaun, Viehgitter und einer unter der Coronapandemie aufgestellten Absperrung
-
Durchlass des Wanderwegs Gendarmstien bei Padborg
Gemeinden an der Staatsgrenze (von West nach Ost)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland |
Dänemark | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bundesland | Kreis | Gemeinde | Grenz- übertritt |
Grenz- übertritt |
Kommune | Region | |
Schleswig-Holstein |
Nordfriesland |
List auf Sylt | N o r d s e e |
Tønder | Syddanmark | ||
Kampen (Sylt) | |||||||
Wenningstedt-Braderup (Sylt) | |||||||
Sylt | |||||||
Rodenäs | |||||||
Aventoft | |||||||
Humptrup | |||||||
Ellhöft | |||||||
Westre | |||||||
Aabenraa | |||||||
Ladelund | |||||||
Bramstedtlund | |||||||
Schleswig-Flensburg |
Weesby | ||||||
Böxlund | |||||||
Jardelund | |||||||
Osterby | |||||||
Handewitt | |||||||
Harrislee | |||||||
O s t s e e | |||||||
Flensburg | |||||||
Schleswig-Flensburg |
Glücksburg | ||||||
Sønderborg | |||||||
Munkbrarup | |||||||
Langballig | |||||||
Westerholz | |||||||
Steinbergkirche | |||||||
Steinberg | |||||||
Niesgrau | |||||||
Gelting | |||||||
Nieby |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernd Henningsen, Clemens Räthel, Paul Greiner (Hrsg.): GRENZ\RAUM. Dänisch-deutsche Geschichte(n), 1920–2020. Rombach Wissenschaft/Nomos Verlag, Baden-Baden 2022, ISBN 978-3-96821-845-8.
- Manfred Jessen-Klingenberg: Die Entstehung der deutsch-dänischen Grenze von 1920. In: Schleswig-Holstein Topographie, Bd. 4, Groß Sarau - Holstenniendorf. Flensburg 2004, ISBN 978-3-926055-75-0, S. 17–21
- Daniel-Erasmus Khan: Die deutschen Staatsgrenzen: rechtshistorische Grundlagen und offene Rechtsfragen. Kap. VI: Die deutsch-dänische Grenze. Mohr Siebeck, 2004, ISBN 978-3-16-148403-2, S. 347–398.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 100 Jahre Grenzziehung. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 2020, abgerufen am 3. Februar 2020.
- Oliver Auge: Der deutsch-dänische Grenzraum, in: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2020; abgerufen am März 2021; d-nb.info (PDF; 9,5 MB).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ destatis.de
- ↑ Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins. C.H.Beck, 2006, ISBN 978-3-406-50891-2, S. 9.
- ↑ Was geschah 1864 ( vom 10. Mai 2010 im Internet Archive) Geschichtszentrum Dybbøl Banke
- ↑ Troels Fink: Deutschland als Problem Dänemarks – die geschichtlichen Voraussetzungen der dänischen Außenpolitik. Christian Wolff, Flensburg 1968, S. 70 f.
- ↑ Dieter Gosewinkel: Einbürgern und ausschließen. Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 150). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-35165-8, S. 208.
- ↑ Kurt Keppler: Tod über Deutschland – Der Morgenthauplan. In: Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte. Grabert-Verlag, Tübingen 1971, ISBN 3-87847-023-1, S. 260 f.
- ↑ Coronavirus: Dänemark hat Grenze geschlossen. NDR, abgerufen am 16. März 2020.
- ↑ Tyskland lukker grænsen til Danmark. Polizei Dänemark, abgerufen am 21. Mai 2020 (dänisch).
- ↑ Tyskland har stadig lukket for turister og grænsehandel. Syd- og Sønderjyllands Politi, abgerufen am 21. Mai 2020 (dänisch).
- ↑ Dänemark öffnet die Grenzen. Deutsch-Dänische Handelskammer, abgerufen am 29. September 2021.
- ↑ Angst vor Schweinepest: Dänemark schottet sich ab. In: Deutsche Welle. 28. Januar 2019, abgerufen am 28. Januar 2019.
- ↑ Anti-Wildschwein-Zaun „Die spinnen, die Dänen“. In: Welt Online. 28. Januar 2019, abgerufen am 29. Januar 2019.
- ↑ Peer-Axel Kroeske, Susanne Betz: Schweinepest: Dänemarks grenzwertiger Zaun. In: Bayerischer Rundfunk. 15. Dezember 2019, abgerufen am 25. Dezember 2019.
- ↑ Dänemark stellt Wilschweinzaun fertig. ndr.de, 2. Dezember 2019.
- ↑ Der Wildschweinzaun trennt nun Dänen und Deutsche. In: Badische Zeitung. 2. Dezember 2019, abgerufen am 19. September 2022.