DDR-Museum Berlin
Daten | |
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Ort | Berlin-Mitte |
Art |
Zeitgeschichte
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Eröffnung | 15. Juli 2006 |
Leitung | Gordon Freiherr von Godin (Direktor), |
Website | |
ISIL | DE-MUS-706312 |
Das DDR-Museum Berlin (Eigenschreibweise DDR museum) ist ein privatwirtschaftlich geführtes Museum im DomAquarée im Berliner Ortsteil Mitte. Es behandelt in seiner Dauerausstellung das Leben und die Alltagskultur der DDR mit Vorrang in Berlin. Im Jahr 2015 gehörte es mit 584.000 Besuchern zu den meistbesuchten Museen und Gedenkstätten Berlins.[2] Seit dem 1. September 2021 gehörte die Ausstellung DDR Museum: Motorrad (ehemals: 1. Berliner Motorradmuseum) als zweites Haus zum DDR-Museum. Die Motorrad-Ausstellung auf 800 m² umfasste über 130 in der DDR produzierte Motorräder.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum behandelt die Themenbereiche Innerdeutsche Grenze, Berlin, Verkehr, Berliner Mauer, Stasi, Konsum, DDR-Produkte, Ernährung, Bauen, Wohnen, Partnerschaft, Familie, Gleichberechtigung, private Nischen, Medien, Literatur, Bildung, Kindheit, Jugend, Arbeit, Mode, Kultur, Freizeit, Musik, Urlaub, Gesundheit, NVA, Opposition, SED, DDR, Ideologie, Bruderstaaten, DDR-Opposition, Strafvollzug, Wirtschaft, Umwelt und Obrigkeit. Im Unterschied zu anderen Museen darf bei dieser Ausstellung ein Großteil der Ausstellungsstücke berührt werden: Die Besucher können sich in einen Trabant setzen, in der Plattenbauwohnung in den Schränken stöbern oder Kleidungsstücke mit einem digitalen Spiegel anprobieren.
Besondere Ausstellungselemente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dauerausstellung besteht aus drei verschiedenen Bereichen. Im ersten Ausstellungsraum Öffentliches Leben wird das Alltagsleben in der DDR vorgestellt. Eine Plattenbausiedlung im Maßstab 1:20 ist in thematische Blöcke wie Ausbildung, Konsum, Sport, Musik oder Urlaub aufgeteilt. Weiterhin gibt es eine Trabant-Fahrsimulation, mit der Besucher durch eine virtuelle Plattenbausiedlung fahren. Ein Kindergarten, Kino und Hörstationen befinden sich ebenfalls im ersten Ausstellungsteil.
Im zweiten großen Raum Partei und Staat werden die politischen Strukturen der DDR, die Verbindungen zu anderen sozialistischen Ländern (besonders der Sowjetunion) sowie die DDR-Wirtschaft und das Militär beleuchtet. Ein nachgebauter Verhörraum, eine Arrestzelle und ein Spitzel-Raum geben Einblicke in die Arbeit der Staatssicherheit. Weitere Bestandteile sind ein Multitouch-Tisch, ein originaler Volvo der Fahrbereitschaft der DDR-Regierung sowie animierte Porträts von Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Iljitsch Lenin.
Mittels eines eingebauten Plattenbaufahrstuhls gelangen Besucher in eine originalgetreu nachgebaute WBS 70-Plattenbauwohnung mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Badezimmer und Küche. Die fünf Räume sind mit originalen Exponaten ausgestattet, die aus den Schubladen und Schränken herausgenommen werden können. Im Wohnzimmer können ost- und westdeutsches Fernsehen miteinander verglichen, DDR-Musik für die museumsinterne Chartliste bewertet und auf einer Erika-Schreibmaschine Briefe geschrieben werden. Der digitale Spiegel im Schlafzimmer ermöglicht es, DDR-Kleidung virtuell anzuprobieren. In der Küche können Rezepte aus DDR-Kochbüchern ausgedruckt und mitgenommen werden.
Sammlung und besondere Exponate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Sammeln und Bewahren von DDR-Kulturgut gehört zu den Kernaufgaben des Museums. Nach eigenen Angaben umfasst die Sammlung 250.000 unterschiedliche Objekte, die in einem großräumigen Depot untergebracht sind. Die Museumswissenschaftler arbeiten seit Jahren an der Erfassung des umfangreichen Bestandes. Einen Teil der bereits katalogisierten Museumsobjekte ist in der Objektdatenbank des DDR-Museums zu finden.[3] Generell stehen in der Ausstellung nicht unbedingt die einzelnen Objekte, sondern die szenische Zusammenstellung der Exponate im Vordergrund. Diese vermittelt das Erlebnis.
Teile der Sammlung werden in der Dauer- und in Sonderausstellungen gezeigt. Ausgewählte Exponate sind:
- Druckmaschine der Umweltbibliothek (Umweltblätter)
- Motorroller IWL SR59 Berlin
- Trabant 601
- Mangeltagebuch[4]
- Krippenwagen (im Themenbereich Kindergarten)[4]
- Wandbild Lob des Kommunismus von Ronald Paris
- Dopingmittel Oral-Turinabol
- 1-Megabit-Chip
- Volvo 264 TE aus dem Ministerfuhrpark
- Simson Schwalbe KR 51/1 (im Themenbereich Garage)
Ausstellungsgestaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gesamte Ausstellung ist interaktiv aufgebaut. Von Oktober 2010 bis März 2015 war ihr ein DDR-Restaurant angeschlossen, in dem die Besucher die DDR-typische Küche erfahren konnten. Dieser Bereich wurde für die im August 2016 eröffnete dritte Ausstellungsfläche, die WBS-70-Wohnung, umgebaut.
Ausstellungsobjekte sind u. a. ein Mangeltagebuch, eine Deckenleuchte aus dem Palast der Republik sowie eine Funktionärslimousine vom Typ Volvo 264 TE. Ein neun Meter langes Wandbild[5] von Ronald Paris aus dem Jahr 1969 mit dem Titel Lob des Kommunismus, das sich früher im Haus der Statistik befand, wurde in den Museumsshop am Ende der Ausstellung umgesetzt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Freiburger Ethnologe Peter Kenzelmann hatte das Projekt DDR-Museum ins Leben gerufen. Laut Medienberichten war er auf einer Berlin-Reise auf der Suche nach einem Museum zur DDR und fand keines. Eröffnet wurde das Haus am 15. Juli 2006. Direktor ist seit Mai 2016 Gordon Freiherr von Godin, Wissenschaftlicher Leiter ist Stefan Wolle.
Am 14. Juli 2007 feierte das Museum sein einjähriges Bestehen und gab an, im ersten Jahr 180.000 Besucher empfangen zu haben. Das Museum wurde 2008 und 2012 für den European Museum of the Year Award nominiert[6] und ist im Jahr 2015 von internationalen Gästen bei der Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) auf Platz 44 und im Jahr 2016 auf Platz 36 der Top-100 Reiseziele gewählt worden. Am 23. Dezember 2009 hatte das Museum seinen einmillionsten Besucher.[7] Ein zweiter Teil der Dauerausstellung mit neuen Themenschwerpunkten und mit zahlreichen Medienstationen wurde am 10. Oktober 2010 eröffnet. Im August 2016 wurde der dritte Teil der Dauerausstellung eröffnet, der eine WBS 70-Plattenbauwohnung zeigt. Am 7. November 2017 begrüßte das Museum seinen fünfmillionsten Besucher.
Am 4. August 2018 eröffnete die multimediale Ausstellung nineties berlin, die vom Team des DDR-Museums konzipiert worden war. Bis zum um 28. Dezember 2019 befand sie sich in der Alten Münze in Berlin-Mitte. Sie zeigt das Leben in Berlin nach dem Mauerfall mit den in den 1990er Jahren neuentstandenen Freiräumen. Somit knüpft die Ausstellung nineties berlin zeitlich dort an, wo die geschichtliche Darstellung des DDR-Museum endet.[8]
Am frühen Morgen des 16. Dezember 2022 zerbarst der Acrylglas-Zylinder und der Inhalt des AquaDoms ergoss sich in das Hotel- und Straßenareal, es fand schließlich auch seinen Weg in das Museum. Von den 1200 m² Ausstellungsfläche seien nach ersten Schätzungen 300–400 m² betroffen.[9] Der sich im DomAquarée befindliche Hauptteil des DDR-Museums war infolgedessen bis zum 31. März 2023 (Stand: 17. Januar 2023) geschlossen, wobei die Motorrad-Ausstellung geöffnet blieb.[10]
Am 1. April 2023 wurde das Museum vollständig wieder eröffnet. Die Aufräum- und Reparaturzeiten wurden genutzt, um einen barrierefreien Zugang herzustellen und einige längst angestrebte Umbauten vorzunehmen. Nun sind die Bereiche in Deutsche Teilung und DDR-Kompakt aufgegliedert. Dazu konnten ein sechs Meter langes Stück der Berliner Mauer aufgestellt und die Erklärungen auf neueste Technik umgestellt werden.[11][1]
Träger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das DDR-Museum ist eine private Initiative und verzichtet auf staatliche Förderung. Träger ist die DDR Museum Berlin GmbH mit dem Direktor Gordon Freiherr von Godin und dem Geschäftsführer Quirin Gabriel Nikolaus Graf Adelmann von Adelmannsfelden (Stand: Juni 2023).[1]
Zur Unterstützung gibt es einen gemeinnützigen Förderverein, den DDR Museum Berlin e. V. Ferner besteht ein DDR Museum Verlag, der die Publikationen des Museums veröffentlicht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Quirin Graf Adelmann v. A., Gordon Freiherr von Godin (Hrsg.): DDR-Alltag in 200 Objekten. DDR Museum Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-939801-51-1.
- Quirin Graf Adelmann v. A., Gordon Freiherr von Godin (Hrsg.): DDR in Objekten II. DDR Museum Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-93-980148-1.
- Quirin Graf Adelmann v. A., Gordon Freiherr von Godin (Hrsg.): DDR in Objekten I. DDR Museum Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-939801-46-7.
- Quirin Graf Adelmann v. A., Gordon Freiherr von Godin (Hrsg.): DDR-Führer: Das Buch zur Dauerausstellung. DDR Museum Verlag, Berlin 2017, ISBN 3-939801-19-4.
- Robert Rückel (Hrsg.): DDR Museum: Führer durch die Dauerausstellung „Alltag eines vergangenen Staates zum Anfassen“. DDR Museum Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-939801-00-3.
- Robert Rückel (Hrsg.): The GDR Museum: a guide to the permanent exhibition A hands-on experience of everyday life. DDR Museum Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-939801-01-1.
- Robert Rückel (Hrsg.): DDR-Führer. Alltag eines vergangenen Staates in 22 Kapiteln. DDR Museum Verlag, Berlin 2009, ISBN 3-939801-13-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ddr-museum.de
- Jens Tönnesmann: Auferstanden aus Ruinen. (PDF; 3,7 MB) In: brand eins, Heft 02/2008
- Karlen Vesper: Ham wa nicht! Oder doch? Ein Osterspaziergang durch die DDR – am Spreeufer in Berlin. In: nd-aktuell. 7. April 2023, abgerufen am 21. April 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Florian Blumann: Comeback für das DDR.-Museum. bz-berlin.de, April 2023, abgerufen am 5. Juni 2023.
- ↑ DDR Museum. 2. September 2021, archiviert vom am 2. September 2021; abgerufen am 27. Dezember 2022.
- ↑ Die Onlinedatenbank des DDR Museum. 18. Februar 2017, abgerufen am 5. Juni 2023.
- ↑ a b Die Onlinedatenbank des DDR-Museums. 18. Februar 2017, abgerufen am 27. Dezember 2022.
- ↑ Blick in die Ausstellung. 13. Januar 2017, abgerufen am 27. Dezember 2022.
- ↑ Geschichte zum Anfassen. 8. Dezember 2016, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Das Newsportal für Sachsen. Abgerufen am 27. Dezember 2022.
- ↑ Isabel Metzger: Techno in Berlin: „Arm und sexy war einmal“. In: Spiegel Online. 4. August 2018 (spiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2018]).
- ↑ Yannick von Eisenhart Rothe: Zerstörtes Aquarium: DDR-Museum überflutet. In: t-online. 16. Dezember 2022, abgerufen am 16. Dezember 2022.
- ↑ DDR-Museum. In: DDR Museum. Abgerufen am 17. Januar 2023.
- ↑ Wiedereröffnung des DDR-Museum am 1. April 2023. In: Presseinfo des Museums. 1. April 2023, abgerufen am 7. April 2023.
Koordinaten: 52° 31′ 8,2″ N, 13° 24′ 8,1″ O