Dimercaptopropansulfonsäure

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Strukturformel
Strukturformel von Dimercaptopropansulfonsäure
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Name Dimercaptopropansulfonsäure
Andere Namen
  • 2,3 Dimercapto-1-propansulfonsäure (IUPAC)
  • (RS)-2,3-Bis-sulfanylpropan-1-sulfonsäure
  • (±)-2,3-Bis-sulfanylpropan-1-sulfonsäure
  • DMPS
  • Unithiol
Summenformel C3H8O3S3
Kurzbeschreibung

weißer bis cremefarbener Feststoff[1] (Natriumsalz, Monohydrat)

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 6321
DrugBank DB15967
Wikidata Q415659
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AB

Wirkstoffklasse

Antidot / Komplexbildner

Wirkmechanismus

Chelatkomplexbildung

Eigenschaften
Molare Masse 188,29 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

229 °C (Natriumsalz, Monohydrat)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) (Handelsname: Dimaval, Hersteller: Heyl) ist ein SH-Gruppen-haltiges Antidot (Gegengift), welches als Chelat-Therapie zur Behandlung von Vergiftungen mit Schwermetallen verwendet wird.

Es wird eingesetzt bei Kupfer-, Blei-, Arsen-, Quecksilber-, Gold-, Bismut-, Antimon- und Chromvergiftungen. Bei Vergiftungen mit Thallium, Selen, Eisen oder Cadmium ist Dimercaptopropansulfonsäure nicht sinnvoll. DMPS wird als wasserlösliches Natriumsalz eingesetzt und kann somit auch langsam intravenös verabreicht werden. Die Anwendung von DMPS ist wie bei jedem Medikament mit Nebenwirkungen verbunden und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Die Wirkungsweise von DMPS beruht auf der Bildung stabiler Chelatkomplexe. Diese Komplexbildung verhindert ein Anlagern der toxischen Metallionen an lebenswichtige Enzyme. Zudem werden die als Komplexe gebundenen Schwermetalle schneller ausgeschieden.

DMPS ist wie DMSA ein Nachfolger von Dimercaprol (BAL). Letzteres ist gut in Öl löslich (lipophil) und musste in öliger Lösung (häufig in Erdnussöl) in den Muskel gespritzt werden. Die Lipophilie von Dimercaprol hatte auch zur Folge, dass mehr Nebenwirkungen eintraten, da dieser Stoff die Blut-Hirn-Schranke überwinden und somit Schwermetalle in das Gehirn transportieren kann.[2]

Aufgrund der Gefahr chemischer Kriegsführung während des Ersten Weltkriegs ist die Rolle von Chelatbildnern, auch Gegenmittel genannt, gut dokumentiert. Schutzmethoden und Dekontaminationstechniken wurden von Regierungsbehörden untersucht und entwickelt, um Menschen möglicherweise vor den verheerenden Auswirkungen chemischer Arbeitsstoffe zu schützen. British Anti Lewisite (BAL) wurde als spezifischer Chelatbildner für Arsen entwickelt und führte zu den weniger toxischen Chelatbildnern DMPS und DMSA.

Mit der zunehmenden Umweltverschmutzung nehmen chronische Krankheiten zu, die durch die Belastung mit minderwertigen Metallen verursacht werden. Typischerweise leiden Patienten mit Umweltkrankheiten unter diffusen Symptomen und die Diagnose und Behandlung dieser subakuten Mehrfachexpositionen hängt weitgehend von einer ordnungsgemäßen Laboruntersuchung ab, die wiederum bei der Auswahl des geeigneten Chelatbildners für die Behandlung hilfreich ist.[3]

Andere Anwendung

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DMPS wird als Off-Label-Use (gerade im alternativmedizinischen Bereich) auch benutzt, um Patienten auf Schwermetallbelastungen zu testen, z. B. auf kumulative Ablagerungen im Körper, die von Zahnmetallen stammen (beispielsweise Amalgam und Metalle in Kronen, Brücken und Implantaten). Dazu wird einmalig intravenös DMPS gespritzt, alternativ wird es auch in Form einer Kapsel eingenommen.[4]

Der Urin vor und nach Gabe wird dann auf Schwermetalle untersucht.[5] Die Verabreichung von DMPS zu diagnostischen Zwecken ist keine zugelassene Anwendung.[2] Sie ist weder ein standardisiertes Verfahren, noch wird sie einheitlich durchgeführt. Dies führt zu gravierenden Unterschieden bei den Testergebnissen[4] und ist zur Diagnostik ungeeignet[6].

Diese Anwendung ist mit den gleichen Risiken verbunden wie die Anwendung zur Entgiftung, allerdings kann auch vorher gebundenes Schwermetall nun umverteilt werden.[2] Zu den Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Schwäche, Hautausschlag und Schwindel.[4] Ein weiteres Problem ist, dass durch DMPS auch für die Körperfunktion nötige Schwermetalle wie Kupfer, Chrom und Zink gebunden werden.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Datenblatt 2,3-Dimercapto-1-propanesulfonic acid sodium salt monohydrate, 95% bei Alfa Aesar, abgerufen am 6. Dezember 2019 (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. a b c Wolfgang Bayer: Durchführung, Referenzbereiche und Interpretation des DMPS-Testes Eine kritische Datenanalyse. (pdf; 1,8 MB) www.himbeerrot-design.de, 2008, archiviert vom Original am 25. Oktober 2010; abgerufen am 22. Februar 2011.
  3. E. Blaurock-Busch, Y. M. Busch: Comparison of Chelating Agents DMPS, DMSA and EDTA for the Diagnosis and Treatment of Chronic Metal Exposure. In: British Journal of Medicine & Medical Research. 9. Januar 2014, abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  4. a b c Julia Harlfinger: Fragwürdiger Quecksilbertest mit DMPS. In: Medizin transparent. 26. Oktober 2016, abgerufen am 11. Juni 2021.
  5. Medizinisches Labor Bremen: DMPS-Test (Memento vom 27. Dezember 2008 im Internet Archive).
  6. Amalgam: Stellungnahme aus umweltmedizinischer Sicht. Mitteilung der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“. In: RKI (Hrsg.): Bundesgesundheitsblatt. Band 50, 5. Oktober 2007, doi:10.1007/s00103-007-0338-z.