Dareios II.

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Dareios II. Ochos, auch Darius II., (persisch داریوش Dāriyūsch [dɔːriˈuːʃ]; altpersisch: Dārayavahusch, Dārayavausch) war von 423 bis 404 v. Chr. persischer Großkönig.

Dareios II. wurde gelegentlich (allerdings erst in späteren griechischen Quellen) auch Nothos genannt, was so viel wie uneheliches Kind bedeutet. Seine Mutter stammte aus Babylonien[1] und war eine Konkubine von Artaxerxes I. gewesen.

Dareios fungierte zunächst als Satrap von Hyrkanien. Nach dem Tod seines Vaters Artaxerxes traten zunächst seine Halbbrüder Xerxes II. und Sogdianos die Herrschaft an. Xerxes wurde nach kurzer Zeit von Sogdianos ermordet, der sich wiederum nur rund sechs Monate an der Macht halten konnte, bevor er von Dareios gestürzt wurde.

In die Regierungszeit des Dareios fällt die letzte Phase des Peloponnesischen Kriegs zwischen Athen und Sparta und damit die persische Einflussnahme auf die griechische Politik, vor allem durch finanzielle Unterstützung (Thukydides, Der Peloponnesische Krieg 8, 5; 8, 37; 8, 58). Mit Hilfe der Perser gewann schließlich Sparta, dessen General Lysander sich mit dem persischen Prinzen Kyros verständigen konnte, den Krieg. Generell hat das Perserreich in den folgenden Jahrhunderten die Kriege zwischen den griechischen Stadtstaaten geschürt und gestützt.

Dareios musste wiederholt Aufstände bekämpfen. In Ägypten, das von 525 v. Chr. bis 404 v. Chr. persische Satrapie war, kam es bereits kurz nach seiner Thronbesteigung zu Aufständen, die in der Stadt Sais ihren Schwerpunkt hatten. Gegen Ende seiner Regierungszeit schließlich erreichte Ägypten eine Teilautonomie vom Reich.[2] In Kleinasien kam es ebenfalls zu Unruhen, wobei der Aufstand in Sardes zu Beginn von Dareios’ Herrschaft von Tissaphernes niedergeschlagen wurde. Ebenso konnte ein Aufstand in Medien unterdrückt werden.

Vermutliches Grab Dareios’ II. in Naqsch-e Rostam, Iran.

Der unproblematische Thronwechsel von Dareios II. auf seinen ältesten Sohn Arses (Thronname: Artaxerxes II.) erfolgte 405/404 v. Chr.[3] Dareios starb in Babylon. Sein Sohn Kyros erlangte Berühmtheit durch seinen Umsturzversuch und den in der Anabasis Xenophons beschriebenen Zug der zehntausend griechischen Söldner.

Dareios II. wird von mehreren antiken griechischen Geschichtsschreibern erwähnt, so von Ktesias von Knidos in dessen Persika und von Xenophon in dessen Hellenika und dessen Anabasis.[4] Dareios ist außerdem in aramäischen Elephantine-Papyri bezeugt. Diese berichten unter anderem von Unruhen und einer Plünderung des JHWH-Tempels in Elephantine im Jahr 410 v. Chr.[5] Ein weiterer Papyrus, der in sein 5. Regierungsjahr datiert, enthält eine Anweisung, die an Arsames, den Satrap der Provinz Ägypten, geschickt wurde. Im so genannten Osterbrief des Dareios[6] wird das Pessachfest für die Dämmerung des 14. Tages im Nisan angesetzt. Das Fest der ungesäuerten Brote, dessen Riten ebenfalls erklärt werden, solle vom 15. Tag bis zum Sonnenuntergang des 21. Tages im Monat Nisan gefeiert werden. Des Weiteren wird Dareios II. im Alten Testament im Buch Nehemia (Neh 12, 22) im Zusammenhang mit einer Aufzeichnung der Häupter der Sippen der Leviten und der Priester, die bis zu seiner Regentschaft reichen, erwähnt.

Von Dareios II. sind vier Inschriften überliefert. Die Inschrift D2Ha ist auf einer Goldtafel angebracht und stammt aus Hamadan. Der Fundort ist allerdings nicht bestätigt. Dareios II. listet darin seinen Stammbaum bis zu seinem Namensvetter Dareios I. auf. Die Erwähnung Dareios’ I. wird nicht zufällig gewesen sein, sondern diente der Legitimation der Herrschaft nach den Wirren um den Thron. Sie suggeriert die Berechtigung des Anspruchs von Dareios II., indem sie eine Brücke zu seinem berühmten Ahnherrn schlägt, der 100 Jahre zuvor ebenfalls um seine Herrschaft gekämpft hatte. Drei weitere Inschriften stammen aus Susa. Die Inschrift D2Sa ist nur lückenhaft überliefert, aber es ist daraus ersichtlich, dass der König in Susa einen Palast gebaut hatte. Die Inschrift D2Sb wie auch D2Sc berichten ebenfalls über den Bau dieses Palastes. Da vom Vater des Dareios II. keine Inschriften aus Susa überliefert sind, ist die Inschrift D2Sb der einzige Hinweis, dass bereits Artaxerxes I. einen Palast in Susa gebaut hatte.[7][8]

Dareios II. und seine Halbschwester und Gemahlin Parysatis[9] hatten dreizehn Kinder, von denen allerdings nur vier Söhne das Erwachsenenalter erreicht hatten.[10] Die bekannten Kinder waren:

  • Carsten Binder: From Darius II to Darius III. In: Bruno Jacobs, Robert Rollinger (Hrsg.): A companion to the Achaemenid Persian Empire. Blackwell, Malden / Oxford 2021, S. 457–471.
  • Pierre Briant: From Cyrus to Alexander: A History of the Persian Empire. Eisenbrauns, Winona Lake (IN) 2002, ISBN 1-57506-574-6.
  • Matt Waters: Ancient Persia. A Concise History of the Achaemenid Empire, 550–330 BCE. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-0-521-25369-7.
  1. Pierre Briant: From Cyrus to Alexander: A History of the Persian Empire. Winona Lake 2002, S. 725.
  2. Hermann A. Schlögl: Das alte Ägypten. München 2006, S. 350.
  3. Josef Wiesehöfer: Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in frühislamische Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 54–74, hier: S. 63–64.
  4. Umfassende Auswertung bei Pierre Briant: From Cyrus to Alexander: A History of the Persian Empire. Winona Lake 2002, S. 1153 (Index, siehe dort Darius II).
  5. Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. bearbeitete und aktualisierte Ausgabe. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1996, S. 108.
  6. Übersetzung abgedruckt in Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Band 1, Alte Folge, S. 253.
  7. Rüdiger Schmitt: Die Altpersischen Inschriften der Achaimeniden: Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-89500-685-2. (archive.org) 2. Auflage Wiesbaden 2023. ISBN 978-3-7520-0716-9, S. 24.
  8. Amélie Kuhrt: The Persian Empire. A Corpus of Sources from the Achaemenid Empire. London / New York 2007, ISBN 978-0-415-43628-1, S. 334–335.
  9. Josef Wiesehöfer: Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in frühislamische Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 55–74, hier: S. 63.
  10. Ktesias von Knidos, Persika, Fragment 15, § 51.


VorgängerAmtNachfolger
SogdianosPersischer König
423–404 v. Chr.
Artaxerxes II.
SogdianosPharao von Ägypten
27. Dynastie
Artaxerxes II.