Denkmäler und Gedenktafeln für Wiener Straßenbahner
Im Bereich der Wiener Linien, der stadteigenen Verkehrsgesellschaft, befinden sich Denkmäler und Gedenktafeln, die an Opfer des Ständestaats und des Nationalsozialismus erinnern:
Denkmal für Hedy Urach und Hietzinger Straßenbahner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Denkmal besteht aus einer Gedenktafel am Betriebsbahnhof Speising der Wiener Linien in der Hetzendorfer Straße 188 im 13. Bezirk. Es ist drei Wiener Straßenbahnmitarbeitern und Hedy Urach, der Tochter eines Straßenbahners aus Hietzing, gewidmet, die vom NS-Regime aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit gegen den Nationalsozialismus zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet wurden. Das Denkmal wurde am 9. November 1947 der Öffentlichkeit übergeben.
Inschrift
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unsterbliche Opfer | |||
Hedy Urach |
Emil König |
Heinrich Lochner |
Max Schrems |
1910–1943 | 1899–1943 | 1899–1943 | 1892–1944 |
Sie starben für Freiheit und Menschenwürde unter dem Mordbeil der Hitlerfaschisten. | |||
Von den Kollegen des Bhfs. Speising. |
Stifter und Enthüllung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stifter des Denkmals waren die Wiener Straßenbahner. Die Enthüllung des Denkmals erfolgte am 9. November 1947, zwei Wochen nach der Enthüllung des Denkmals für die vom Faschismus ermordeten Feuerwehrmänner (Am Hof) in der Inneren Stadt durch Bürgermeister Theodor Körner.
Andere Denkmäler und Gedenktafeln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es besteht eine Reihe weiterer Gedenkstätten für Wiener Straßenbahner, die dem Austrofaschismus oder dem NS-Regime zum Opfer fielen (in der Reihenfolge der Wiener Gemeindebezirke):
Betriebsbahnhof Erdberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein zentrales Mahnmal, gestiftet von der Personalvertretung der Wiener Verkehrsbetriebe (1953), war im Hof des Direktionsgebäudes der Wiener Verkehrsbetriebe (4., Favoritenstraße 9) zu sehen; heute befindet es sich im Straßenbahn-Betriebsbahnhof Erdberg, 3., Kappgasse 2, bei der U-Bahn-Station Erdberg. Darauf sind die Namen von 42 Bediensteten der Wiener Verkehrsbetriebe verzeichnet, die im Februar 1934 fielen oder im Widerstand gegen das NS-Regime ihr Leben verloren.
Betriebsbahnhof Favoriten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Gedenktafel am Betriebsbahnhof Favoriten (10., Gudrunstraße 153–159) erinnert an sieben Mitglieder einer antifaschistischen Gruppe, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, weil sie von 1939 bis 1941 Geld für die Familien von Inhaftierten gesammelt hatten.
Ehemaliger Betriebsbahnhof Meidling
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Gedenkstätte am aufgelassenen Betriebsbahnhof Meidling (12., Koppreitergasse / Edelsinnstraße) an die Opfer des Faschismus zwischen 1934 und 1945 erinnert an die Opfer eines Bombenangriffs auf die Remise am 21. Februar 1945 und an die Straßenbahner, die als Angehörige der Wehrmacht ums Leben kamen, sowie mit einer Gedenktafel erinnert an vier Straßenbahner, die als Angehörige einer Widerstandsgruppe wegen Geldsammlungen für Familien von Inhaftierten und wegen Verbreitung illegaler Schriften hingerichtet wurden.
Betriebsbahnhof Rudolfsheim
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Betriebsbahnhof Rudolfsheim (15., Schwendergasse 51) befindet sich an der Betriebshütte an der Einfahrt zur Remise zwischen den Gleisen eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Im Betriebsbahnhof wirkte eine Widerstandsgruppe, der vor allem Mitglieder des Schutzbundes angehörten. Eine Gedenktafel für einen ihnen, die ihm von seinen Arbeitskollegen gewidmet wurde, war Johann Gärtner (* 1894), der von der Gestapo verhaftet und am 8. November 1944 hingerichtet wurde.
Ehemalige Hauptwerkstätte Siebeneichengasse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 24. November 1947 wurde in der Straßenbahnhauptwerkstätte Siebeneichengasse im 15. Bezirk von Vizebürgermeister Karl Honay eine Marmorgedenktafel für Josef Lengauer und Franz Mager enthüllt.[1]
Gedenktafeln in Währing
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwei Gedenktafeln erinnern an drei hingerichtete Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus aus dem Kreis der Wiener Straßenbahner, eine am Betriebsbahnhof Währing (18., Kreuzgasse 72–76), eine am Betriebsbahnhof Gürtel (18., Währinger Gürtel 131).
Gedenkstein in der Brigittenau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1946 erinnert ein Gedenkstein in der Brigittenau (20., Wexstraße 13) an sechs Straßenbahner, die im Kampf für ein freies Österreich und für die Arbeiterbewegung ihr Leben verloren haben und am 30. März 1943 im Wiener Landesgericht geköpft wurden.
U-Bahn-Station Kagran
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Gedenktafel, die ursprünglich am Straßenbahn-Betriebsbahnhof Kagran im 22. Bezirk angebracht wurde, befindet sich heute an der U-Bahn-Station Kagran. Sie erinnert an fünf Straßenbahner, die im Februar 1934 bei der Verteidigung der Demokratie gefallen sind.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erich Fein: Die Steine reden: Gedenkstätten des österr. Freiheitskampfes, Mahnmale f. die Opfer des Faschismus: eine Dokumentation. Europaverlag, 1975.
- Felix Czeike (Hrsg.): Hetzendorfer Straße. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 175 (Digitalisat).
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Wien 1934–1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Deuticke, Wien 1998, S. 108–111.
- Volker Thurm (Hrsg.): Wien und der Wiener Kreis: Orte einer unvollendeten Moderne – ein Begleitbuch. Maudrich, 2003.
- Willi Weinter: „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Ein Führer durch den Ehrenhain der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof für die Widerstandskämpferinnen und Opfer des Faschismus sowie für die auf anderen Friedhöfen in Wien und Umgebung. Stern, Wien 2011, S. 80.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Denkmal für Emil König, Heinrich Lochner, Maximilian Schrems, Hedwich Urach im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Denkmal für 42 politische Opfer der Verkehrsbetriebe 1934–1945 (2) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien[2]
- Antifaschistische Denkmäler und Gedenkstätten. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
- Weihestätte (ehemaliger Hinrichtungsraum). Gedenktafeln mit Namen von 536 Hingerichteten im Wiener Landesgericht für Strafsachen. In: nachkriegsjustiz.at (ohne Datum), Die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (FStN) (Hrsg.); zuletzt aktualisiert am 20. Februar 2017. (Siehe auch Wiener Hinrichtungsstätten.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ 24.11.1947: Gedenktafelenthüllung für justifizierte Straßenbahner. ( des vom 6. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Historischer Rückblick der Rathauskorrespondenz – Wien 1947: Berichte vom November 1947 Stadt Wien (Hrsg.), abgerufen am 16. September 2018.
- ↑ Hinweis nach Wien Geschichte Wiki: Errichtet am 31. Dezember 1991 in Wien 3., Kappgasse 1. Zuvor in Wien 4., Favoritenstraße 9, im Hof der Wiener Verkehrsbetriebe. Das Denkmal wurde von der Personalvertretung der Wiener Verkehrsbetriebe gestiftet und 1953 von Bürgermeister Franz Jonas enthüllt.