Der weiße Wolf (Käthe Recheis)
Der weiße Wolf ist ein Jugendbuch der österreichischen Autorin Käthe Recheis aus dem Jahr 1982. Es wurde 1983 mit dem Jugendbuchpreis der Stadt Wien und 1983/84 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. 1985 kam es auf die Liste Vlag en Wimpel des niederländischen Literaturpreises für Kinder- und Jugendliteratur Gouden Griffel.
Die Expertin für Kinder- und Jugendliteratur Heidi Lexe bezeichnet den Roman als einen deutschsprachigen „Klassiker des phantastischen Romans“.[1] Kerstin Gittinger schreibt im Katalog der Ausstellung Unter Wölfen. Käthe Recheis – Literatur und Politik:
Die Felswelten des Bryce-Canyons im Südwesten der USA, die Recheis 1977 bereiste, regten die Autorin bei der Gestaltung ihres Romans an. In der Bedrohung der Wälder der „Dunklen Leute“ (der Dinadan) durch die Söhne Gonds aus Aran spiegelt sich das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner wider. Eigene Erfahrungen mit dem NS-Regime verarbeitet die Autorin in der Beschreibung der Rassenideologie und der Gewaltherrschaft des Großen Gonds. Durch den Verzicht auf konkrete zeitgeschichtliche Bezüge ist die Handlung auf jedes totalitäre Regime umlegbar. Dass Der weiße Wolf formal als phantastischer Roman entwickelt wurde, ist als bewusste Entscheidung der Autorin gegen den Zeitgeist zu verstehen.[2]
In einem Interview von 1997 ging Recheis näher auf diesen Punkt ein:
Als in den siebziger Jahren Phantasie als Flucht aus der Wirklichkeit verpönt wurde, entstand in mir der Wunsch, eine phantastische Geschichte sozusagen als Gegenbeweis zu schreiben. (...) Ich war auch überzeugt, man könne sich in einer phantastischen Geschichte mit Zeitproblemen auseinandersetzen und zwar allgemeingültig.[2]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thomas entdeckt bei einem Spaziergang einen weißen Wolf, der im Wald verschwindet. Fasziniert folgt er ihm – und findet sich in einer anderen Wirklichkeit wieder. Dort leben zwei sich feindsinnig gewordene Völker: Das Volk der Dunklen Leute und die Leute aus Aran. Thomas wird von dem Mädchen Onari erwartet, das ihn hinübergeholt hat, um mit ihm und einem Kind aus Aran eine uralte Prophezeiung zu erfüllen, die die beiden Völker endlich wieder zusammenführen soll.
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der weiße Wolf wurde von Stuart Matthews illustriert und erschien 1982 im Herder-Verlag. Die 13., neu gestaltete Auflage des Buches ist 2003 bei Kerle bei Herder, die Taschenbuchausgaben sind bei dtv junior erschienen. 2017 erschien der Roman als Hörbuch im Rubikon Audioverlag, gelesen von Mark Bremer.
- Der weiße Wolf. 13. Aufl. Kerle bei Herder, Freiburg/Wien 2003, ISBN 3-451-70541-9
- Der weiße Wolf. 7. Aufl. dtv junior, München 1995, ISBN 3-423-70298-2
Das Buch wurde auch in verschiedene Sprachen übersetzt:
- Niederländisch: De Witte Wolf. Übersetzt von Johan van Nieuwenhuizen. Lemniscaat, Rotterdam 1984, ISBN 9060695593
- Spanisch: El lobo blanco. Übersetzt von Manuel Olasagasti. Madrid 1984, ISBN 8434814862
- Dänisch: Den Store Gonds sønner. Übersetzt von Lene Gulløv. Munksgaard 1987, ISBN 8716066871
- Tschechisch: Bílý vlk. Übersetzt von Anna Štorkánová. Mit Illustrationen von Markéta Laštuvková. Líbeznice 2007, ISBN 9788072224623
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der weiße Wolf auf Bibliotheka Phantastika ( vom 31. August 2010 im Internet Archive)
- Homepage der Autorin Käthe Recheis
- ↑ Heidi Lexe: Der Weiße Wolf. Motivische und genrespezifische Aspekte eines phantastischen Romans. In: Kerstin Gittinger, Sonja Loidl (Hrsg.): Unter Wölfen. Käthe Recheis – Literatur und Politik. 2018, S. 75–90, S. 80.
- ↑ a b Kerstin Gittinger: Unter Wölfen. Käthe Recheis – Literatur und Politik. Linz 2017, S. 54.