Neorenaissance

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Frontale Farbfotografie einer Gebäudefassade mit fünf Stockwerken. Im Erdgeschoss bestehen die Türen und Fenster aus Rundbögen. Der Mittelteil des ersten und zweiten Stockwerks ist mit Säulen verziert und auf einem Balkonende stehen zwei Figuren. Zwischen den Fenstern im Obergeschoss befinden sich Ornamente und auf der linken Dachseite ist eine Kuppel. Der Vordergrund ist von einer Straße und kahlen Bäumen durchzogen.
Ringstraßenpalais Hansen in Wien (2010)
Colonnaden 68 in Hamburg
Farbfotografie in der Obersicht einer Kreuzung mit Kutschen und vielen Menschen. Unten rechts steht „Wien Opernhaus“. Hinter den Straßen steht ein imposantes Gebäude mit zwei Seitenflügeln an der rechten Gebäudeseite. Der Vorbau der Vorderseite ist mit einer Loggia und Statuen ausgestattet. Auf dem Vorbau stehen zwei Reiterfiguren und vor dem Dach ist eine verzierte Fassade angebracht. Auf dem kleinen Vorplatz ist ein Springbrunnen eingezäunt.
Wiener Staatsoper um 1900

Neorenaissance (von altgriechisch νέος néos, deutsch ‚neu‘) oder Neurenaissance ist eine Richtung des Historismus im 19. Jahrhundert, in der auf die Baukunst der Renaissance zurückgegriffen wird. Je nach Einzelfall stammen die Formen vor allem aus dem Repertoire der italienischen Renaissance oder hauptsächlich aus der deutschen Renaissance bzw. Nordischen Renaissance des 16. Jahrhunderts.

Ab 1830 wurde der vorherrschende klassizistische Baustil allmählich durch Neugotik und Neurenaissance abgelöst. Da die Architektur der Neurenaissance im Prinzip auf derselben antiken Formensprache beruht wie der Klassizismus, ist die Trennlinie zwischen den beiden Stilen nicht immer eindeutig zu ziehen. Als die ersten Neurenaissance-Gebäude gelten in England der Travellers Club (1829) und der Reform Club (1837) von Charles Barry (in London), in Deutschland Klenzes Palais Leuchtenberg von 1821 und der Königsbau der Münchner Residenz. In Frankreich greift bereits die Architektur der Zeit Napoleons I. teils auf Renaissance-Vorbilder zurück. Der Stil setzte sich unter dem „Bürgerkönig“ Louis-Philippe I. (ab 1830) bei der Restaurierung und Innenausstattung diverser Schlösser durch. Hierbei wird besonders die französische Ausprägung der Renaissance seit König Franz I. zum Vorbild genommen. So entstehen nationale Zweige der Neurenaissance, die die landeseigenen Stilvarianten nachahmen, wie die „Deutsche Renaissance“, die niederländisch-flämische Neorenaissance oder die Architektur des Tudor-England im Neu-Tudorstil. Andere Architekten wie Gottfried Semper halten stärker am Vorbild der italienischen Renaissance fest.

Die Neurenaissance hatte ihre größte Wirkung zwischen 1870 und 1885, als ihre Formen im strengen Historismus als vorbildlich galten. Dieser löste dabei den romantischen Historismus ab, bei dem die subjektive Interpretation des Architekten den Stil des Gebäudes bestimmte. Propagiert wurden ihre Formen von Gottfried Semper und Hermann Nicolai (Semper-Nicolai-Schule), von Rudolf Eitelberger, dem Gründer der Wiener Kunstgewerbeschule, sowie von anderen wichtigen Architekten der Zeit. Vor allem in Wien sind ganze Straßenzüge in Bauformen der Neurenaissance gehalten, nicht zuletzt an der Wiener Ringstraße.[1] Für die dabei entwickelten Formen kam die Bezeichnung Neu-Wiener Renaissance auf.

Nach der im Historismus üblichen Zuteilung bestimmter Stile für bestimmte Bauaufgaben war die Neurenaissance vor allem für Banken, Bürgerhäuser und auch Bildungseinrichtungen bestimmt. Wie bei der Neogotik wurden teilweise Strukturen der Renaissance ergänzt, beispielsweise die Ergänzung der aufwendigen Fassade von St. Michael in Aachen.

Ungefähr gleichzeitig entwickelte sich der Neubarock, der ab 1885 begann, die Hegemonie der Neurenaissance abzulösen. Ausprägung fand die Neurenaissance auch in Innenräumen, bei Kirchenausstattungen und im Möbelbau. Sie endete – mit einigen wenigen Ausnahmen bei Möbeln – um 1900.

Europäische Beispiele

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Beispiele in Übersee

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Renaissance Revival Architektur in den USA, die Church of St. Mark in Kleindeutschland, New York, gebaut 1847
  • Kurt Milde: Neorenaissance in der deutschen Architektur des 19. Jahrhunderts. Grundlagen, Wesen und Gültigkeit. Verlag der Kunst, Dresden 1981.
  • Daniela Biffar: Schmuckstücke der Neorenaissance. Der Bijouterie-Fabrikant Hermann Bauer (1833–1919). Edition Hatje, Ostfildern-Ruit 1996, ISBN 3-7757-0638-0.
  • Walter Krause (Hrsg.): Neorenaissance. Ansprüche an einen Stil. Verlag der Kunst, Dresden 2001, ISBN 3-929744-03-1.
Commons: Neorenaissance – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Die Gliederung in die Stilphasen Romantischer HistorismusStrenger HistorismusSpäthistorismus geht zurück auf die österreichische Kunsthistorikerin Renate Wagner-Rieger.