L’Empire des steppes
L’Empire des steppes: Attila, Gengis-Khan, Tamerlan[1] (deutsch unter dem Titel: Die Steppenvölker: Attila, Dschingis Khan, Tamerlan) ist eine allgemeine Geschichte Zentralasiens, die von dem französischen Historiker und Orientalisten René Grousset (1885–1952) verfasst und in der Buchreihe Bibliothèque historique von Payot 1939 erstmals veröffentlicht wurde.
Die Steppenvölker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das sich sowohl auf mittelalterliche Quellen als auch auf die Forschungen moderner und zeitgenössischer Wissenschaftler stützende Werk untersucht die in den eurasischen Steppen lebenden Reitervölker der Hunnen, Xianbei, Turkvölker und Mongolen von der Antike bis zum Untergang des Dsungarischen Khanats in der Mitte des 18. Jahrhunderts, bis zur Befriedung des Großen und Kleinen Hodschas[2] während der Qianlong-Zeit der Qing-Dynastie. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Aktivitäten der drei großen östlichen Eroberer: Attila, Dschingis Khan und Tamerlan. Das Buch greift auf zahlreiche Quellen aus europäischen, chinesischen, persischen und anderen Kulturen zurück und richtet sich an ein breites Spektrum von Lesern, vom allgemein Interessierten bis zum professionellen Historiker. Es erlebte mehrere Auflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt.
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter der dreiteiligen Gliederung: I. Hochasien bis zum 13. Jahrhundert (1–4), II. Die Dschingiskhaniden-Mongolen (5–11) und III. Die letzten Mongolen (12–15) wird der Stoff in fünfzehn Einzelabschnitten abgehandelt:[3]
- Skythen und Hunnen 1. Alte Geschichte der Steppen:
- Tujue, Uiguren und Qitan 2. Das frühe Mittelalter:
- Türken und der Islam bis zum 13. Jahrhundert 3. Die
- Steppe vom 6. bis zum 13. Jahrhundert 4. Die russische
- Dschingis Khan 5.
- 6. Die drei ersten Nachfolger von Dschingis Khans
- Kubilai und die Mongolen-Dynastie Chinas 7.
- Turkestan unter dem Haus Tschaghatai 8.
- Hülegüs 9. Das mongolische Persien und das Haus
- 10. Das Khanat Kiptschak
- 11. Tamerlan
- 12. Die Mongolen Russlands
- 13. Die Schaibaniden
- 14. Die letzten Tschagataiden
- 15. Die letzten Mongolen-Reiche vom 15. bis 18. Jahrhundert
Rezeption und Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]L’Empire des steppes wird sowohl wegen der Breite des gewählten Zeitraums als auch wegen des Umfangs der vom Autor geleisteten Arbeit bewundert und wurde allgemein, auch mehrere Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung, als eines der beeindruckendsten Werke, die jemals über die asiatische Geschichte geschrieben wurden, angesehen. Eine Reihe von Orientalisten hat jedoch darauf hingewiesen, dass solche Behauptungen mit Skepsis betrachtet werden sollten. Ohne Groussets schriftstellerisches Talent zu schmälern, stellten sie fest, dass das Buch zu einer Zeit geschrieben wurde, als keine der wichtigsten Primärquellen, insbesondere zur mongolischen Geschichte (Geheime Geschichte der Mongolen, Dschāmiʿ at-tawārīch, Geschichte des Welteroberers) vollständig übersetzt vorlag und die moderne Forschung, die das Verständnis für den Platz der Mongolen und Turkvölker in der Geschichte veränderte, noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte, und viele der Aussagen in L’Empire des steppes bis zur Mitte des Jahrhunderts bereits ihre Relevanz verloren hatten.[4] Die Kritiker beleuchteten auch Groussets Ansichten im Allgemeinen. Kenneth Allin Luther von der University of Michigan sagt beispielsweise, dass Groussets Werk von Romantik durchdrungen sei und dass er die Energie der Nomaden und vor allem das Genie von Dschingis Khan bewundere[5]. Nach Ansicht des Gelehrten Larry J. Penrose, Professor am Hope College (Michigan), mag sich Grousset zwar in einigen Details geirrt haben, doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die die Nomadenvölker mit einem unverhohlenen Gefühl der kulturellen Überlegenheit betrachteten, war er der erste, der Einheit und Entwicklung erkannte, wo andere vor und nach ihm nur Zerstörung und Chaos sahen, und er verdiene daher Nachsicht, und sei es auch nur wegen der unglaublichen Inspirationskraft, die er einer ganzen Generation von Orientalisten hinterließ.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgaben und Übersetzungen
- Paris 1939 (Payot, Bibliothèque historique) – erste Ausgabe
- L’Empire des steppes, Attila, Gengis-Khan, Tamerlan. Quatrième édition. Payot, Paris 1965 Online (auch Paris, Payot, 2001 usw.)
Übersetzungen
- (deutsch) Grousset, René: Die Steppenvölker. Attila – Dschingis Khan – Tamerlan. (Kindlers Kulturgeschichte). München, Kindler, 1970
- (englisch) The Empire of the Steppes: A History of Central Asia. Übersetzung Naomi Wolford. zuerst 1952
- (chinesisch) 勒内·格鲁塞; 蓝琪译. 草原帝国. 北京: 商务印书馆. 2007. ISBN 978-7-100-02862-2 (auch in einer Übersetzung beim Qinghai People’s Publishing House / 靑海人民出版社, Xining 2013)
- (russisch) Империи степей, vorbereitet von Chamit Chamrajew (wurde 2005 als Teil einer Sammlung zur Geschichte Kasachstans veröffentlicht)
- (erneute russische Übersetzung) Степные кочевники, покорившие мир. Под властью Атиллы, Чингисхана, Тамерлана (Steppennomaden, die die Welt eroberten: Unter der Macht von Atilla, Dschingis Khan, Tamerlan) 2020
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Online-Ausgabe (frz.)
- Liste des cartes historiques[7]
- The Empire of the Steppes – Rutgers University Press
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Meist kurz: L’Empire des steppes. – Der Untertitel der englischen Übersetzung (The Empire of the Steppes: A History of Central Asia) trifft den Inhalt des Werkes im Grunde besser.
- ↑ chinesisch 波羅尼都 (Burhan ad-Din) und 霍集占 (Dschahan)
- ↑ vgl. Inhalt
- ↑ vgl. Sinor, Denis; Grousset, Rene (1971). Review of The Empire of the Steppes: A History of Central Asia. The Journal of Asian Studies. 30 (3): 633–638. Online abrufbar
- ↑ vgl. Grousset, Rene; Walford, Naomi; Luther, Kenneth Allin (1976). Review of The Empire of the Steppes: A History of Central Asia. Journal of the American Oriental Society. 96 (2): 295–296. Online abrufbar
- ↑ vgl. Grousset, René; Walford, Naomi; Penrose, G. Larry (1972). Review of The Empire of the Steppes. A History of Central Asia, René Grousset. Journal of Asian History. 6 (2): 187–188. Online abrufbar
- ↑ Die dt. Ausgabe (DNB 770315755) hat offenbar einen gekürzten Kartenteil.