Dir, Herr, dir will ich mich ergeben
Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, WAB 12, ist ein von Anton Bruckner komponierter Choral.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bruckner komponierte den Choral ca. 1845 während seines Aufenthaltes in Kronstorf oder zu Beginn seines Aufenthaltes im Stift Sankt Florian. Die Originalhandschrift, auf der sich auch das Tantum ergo, WAB 43 befindet, befindet sich im Archiv des Stifts St. Florian.[1] Die Motette erschien erstmals in Band II/3, S. 114–115 der Göllerich/Auer-Biographie.[1] Sie ist in Band XXI/9 der Gesamtausgabe enthalten.[2]
Melodie und Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Text basiert auf der neunten Strophe des Hymnus Herr Gott, du kennest meine Tage von Ludwig Rudolph von Senftt zu Pilsach über die Steinigung des heiligen Stephanus.[3]
Der 32-Takt Choral in A-Dur ist für einen vierstimmigen Chor (SATB) ausgesetzt und setzt sich aus sieben Choralzeilen zusammen.
Die Zeilen sind ungleichmäßig lang (4–7 Takte) und handeln von der Hingabe des lyrischen Ichs an den Herrn.
Zeile 5 und 6 bilden ein Oxymoron ("Ich lebe dir, - ich sterbe dir"), dessen Wirkung dadurch verstärkt wird, dass beide Zeilen denselben Rhythmus haben und zu Beginn der Zeilen eine Generalpause vorgeschrieben ist – das Lyrische Ich hält kurz inne.
Der Choral fand unter anderem in Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus unter anderer Melodie Verwendung. Hierfür schlug Julius Schubring eine Weiterbearbeitung des Textes vor, die allerdings von Mendelssohn verworfen wurde. Es handelte sich dabei vor allem um theologische Konkretisierungen.[4]
Wie Crawford Howie schreibt, „sowohl In jener letzten der Nächte WAB 17 (ca. 1848) und Dir, Herr, dir will ich mich ergeben WAB 12 (ca. 1845) für gemischten Chor a cappella sind Chorale Harmonisierungen, wahrscheinlich das Ergebnis seiner Studien bei Leopold von Zenetti“. [5]
Diskographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es existieren nur wenige Aufnahmen des Chorals:
- Balduin Sulzer, Chor des Linzer Musikgymnasiums: Stiftskirche Wilhering - Geistliche Musik – CD: Preiserrecords 90052CD, c. 1985
- Thomas Kerbl, Chorvereinigung Bruckner 2011: Anton Bruckner: Lieder/Magnificat – CD: LIVA 046, 2011
- Philipp von Steinäcker, Vocalensemble Musica Saeculorum: Bruckner: Pange lingua - Motetten - CD: Fra Bernardo FB 1501271, 2015
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- August Göllerich: Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffens-Bild, ca. 1922 – posthum herausgegeben von Max Auer bei G. Bosse, Regensburg 1932.
- Max Auer: Anton Bruckner als Kirchenmusiker, G. Bosse, Regensburg 1927.
- Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXI: Kleine Kirchenmusikwerke, Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Hans Bauernfeind und Leopold Nowak (Hrsg.), Wien 1984/2001.
- Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.
- Crawford Howie: Anton Bruckner - A documentary biography, Online überarbeitete Ausgabe.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dir, Herr, dir will ich mich ergeben: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Gemeinfreie Noten von Dir, Herr, dir will ich mich ergeben in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
- Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, Choral A-Dur, WAB 12 Kritische Diskografie von Hans Roelofs
- Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, WAB 12 − Leon Chu mit dem Chor der Chinesischen Universität von Hongkong, Live, Chung Chi Chapel, 18. April 2024
- Es gibt auch eine Transkription der Motette als Ave verum corpus: Ave Verum Corpus - Anton Bruckner
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b C. van Zwol, S. 701.
- ↑ Gesamtausgabe - Kleine Kirchenmusikwerke
- ↑ Ulrich Schröter: „Dir, Herr, dir will ich mich ergeben“. Bibel und Gesangbuch in Mendelssohns „Paulus“, Archiv für Musikwissenschaft, 64: 1, 2007.
- ↑ Armin Koch: Choräle und Choralhaftes im Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, ISBN 978-3-525-27911-3, S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ C. Howie, Kapitel II, S. 26.