Diskussion:Ezio (Hasse)
Die Originalbeschreibung bei Moritz Fürstenau
[Quelltext bearbeiten]Am 7. Januar 1755 wurde mit der schon 1754 gegebenen Oper Artemisia" der Carneval eröffnet. Am 20. Januar fand die erste Vorstellung der Oper EZIO von Metastasio und Hasse statt, mit Decorationen von Jean Hieronymus Servandoni, „welcher expresse hierzu aus Paris verschrieben worden und der das natürliche und künstliche in denen prächtigen Verwandlungen und Decorationen darbey auf eine ausnehmende Art zu zeigen sich beflissen".[1] Die Ausstattung.der Oper überbot Alles, was man bis dahin gesehen hatte, selbst die des „Soliman". Dieser „Ezio" gehört übrigens wohl zu den besten Opernbüchern des Metastasio, weshalb ihn Hasse mit besonderer Vorliebe componirt haben soll; Hiller hält ihn wegen des mannichfaltigen und charakteristischen Ausdrucks für eine der gelungensten Opern Hasse's. Er füllte daher auch ganz allein den Carneval hindurch das Haus „bis zum Bersten." Im Gesang und Spiel zeichnete sich vor Allen die Signora [[Albuzzi-Todeschini aus, eine zweite Faustina, welche — sagt Törmer — keiner Oboe, auch jener des jüngern Befozzi nicht, den Rang an Höhe lasse und so lange Triller schlage, daß dem Zuhörer bange werde um ihr Leben. Im 3. Akte (10. Sz.) hatte nämlich Hässe eine Arie mit obligater Oboe geschrieben, welche die Albuzzi und F. Besozzi meisterhaft ausführten. Hiller (Lebensb.) erinnert sich dabei lebhaft des schönen Tones und der meisterhaften Spielart seines eben aus Italien zurückgekehrten Freundes Besozzi[2]. Auch die Pilaja, Monticelli, Amorevoli, Belli und Rochetti gefielen sehr und insbesondere die Kapelle, welche großen Ruhm erntete. —
Unter den Decorationen zeichneten sich besonders aus: Rom bei nächtlicher Beleuchtung, ein Garten mit natürlichen Springbrunnen und Wassersall (damals ungemeines Aufsehen machend), sowie das Capitol. Die Maschinen, gefertigt und geleitet durch den Theatermaschinenmeister Reuß, gingen vortrefflich, erforderten aber auch, nebst der Beleuchtung durch mehr als 8000 Lichter und Lampen, an 250 Personen zur Anstellung. Im Triumphzuge des Aetius, der Alles, was Dresden bis dahin gesehen, überstrahlte, erschienen 400 Menschen, 102 Pferde, 5 Wagen, 8 Maul- und 8 Trampelthiere in folgender Ordnung: 1 römischer Offizier mit einem römischen Feldzeichen; 6 Velites (leicht bewaffnete Soldaten); 30 lorbeerbekränzte Musiker mit Trompeten, Krummhörnern und andern Instrumenten; 2 römische Offiziere mit Feldzeichen und 24 Soldaten mit Piken (hastati); 12 gefangene Hunnen; 23 Principes (schwer bewaffnete Soldaten); 8 Maulthiere und 8 Kameele mit kostbaren Decken, Waffen und Beute, geführt von je 1 Sklaven; 4 Wagen (mit je 2 Pferden, 1 Knecht und 2 Soldaten), schwer mit Beute beladen, deren noch jetzt ein Teil im grünen Gewölbe prangt; 14 Triarii (Kernleute); 3 römische Feldzeichen von Offizieren getragen; 4 Soldaten mit 2 Tragen voll Beute und 4 Soldaten ebenso, insbesondere mit massiv goldenem Geschirr; 6 Soldaten mit Siegeszeichen; 4 lorbeerbekränzte Römer mit einer Trage, auf welcher ein alter, liegender Mann, gestützt auf ein dem Anscheine nach Wasser ausgießendes Gefäß, der den Marne-Fluß darstellte; 2 lorbeerbekränzte Römer mit einem Bilde, den Sieg des Aetius bei Chalons darstellend; das Dekret des Kaisers Valentinian III., die Bewilligung des Triumphzugs an Aetius enthaltend, an einer Stange befestigt, getragen von einem ebenfalls mit Lorbeer bekränzten Römer; 26 Prätorianer; 6 Handpferde des Aetius mit kostbarem Geschirr und je 2 Knechten; 28 Ritter auf lauter schwarzen Pferden; 5 römische Feldzeichen, worunter eins mit des Kaisers Brustbild; 1 römischer Adler, getragen von einem römischen Ofsizier; 8 Lictoren; 9 Senatoren mit Lorbeerzweigen,' 3 Römer mit Lorbeerkränzen und Rauchfässern; 12 römische Musiker; der Triumphwagen des Aetius, von 4 prächtigen Isabellen gezogen, neben einander gespannt, begleitet von Offizieren und Soldaten; 9 Musiker; 3 Römer mit Lorbeerkränzen und Rauchfässern; 9 bekränzte Freunde und Anverwandte des Triumphators; 28 leichte Reiter; 20 lixe calones (Troßknechte); 20 schwer bewaffnete römische Soldaten, deren 60 überdies noch den prächtigen Thron des Kaisers umgaben. Dieser Zug dauerte 25 Minuten; er wurde im Zwingergarten aufgestellt, weshalb sich dort immer Tausende von Menschen versammelten. Es war eine genaue Beschreibung desselben zum Gebrauche der Zuschauer gedruckt. —
Die Tänze hatte Pitrot arrangirt; das Schlußballet, welches 3 Viertelstunden dauerte, wurde von 42 Gefangenen der 4 Welttheile ausgeführt, die jedoch nach und nach durch neue „Corps" verstärkt wurden, so daß zuletzt 300 Personen auf der Bühne waren. [3]
Rechtschreibung des Originals beibehalten--Haendelfan (Diskussion) 18:57, 8. Okt. 2015 (CEST)
- ↑ Servandoni (1695 zu Florenz geboren) war Architekt des Königs von Frankreich, Mitglied der französischen Akademie und Ritter des militairischen Christusordens. Er war zu seiner Zeit sehr berühmt, verdiente ungeheure Summen, verschwendete diese aber wieder und starb arm zu Paris 1766. Das Königl. Kupferstichkabinet zu Dresden besitzt ein Portrait Servandoni's nach Colson von Miger gestochen. (Originalanmerkung Fürstenau)
- ↑ Nach einem sehr schön gearbeiteten instrum. Recitativ folgt die Arie (Iento, G-Dur), welche mit einem lang ausgehaltenen zweigestrichenem d der Oboe anfängt. (Originalanmerkung Fürstenau)
- ↑ Der Deutsch-Franzose (=Johann Christian Trömer - d.A.) gab eine ausführliche Beschreibung der Oper heraus (Hofbuchdruckerei. Fol.). Vergl. auch Curiosa saxonica 1755. (Originalanmerkung Fürstenau)