Diskussion:Liste von Denkmälern für den Februaraufstand 1934
Kandidatur vom 12. Januar bis 4. Februar 2024 (Ergebnis: Informativ)
[Quelltext bearbeiten]Diese Liste von Denkmälern für den Februaraufstand 1934 enthält Denkmäler (Gedenktafeln, Mahnmale, Grabstätten, aber auch weitere Erinnerungszeichen wie Straßenbenennungen), die mit dem Februaraufstand 1934 in Österreich in Verbindung stehen.
Der Februaraufstand 1934 ist ein dunkles und komplexes Kapitel der österreichischen Geschichte mit einer ganz speziellen Gedenkkultur, die von den wechselnden politischen Systemen der Zeit 1933-1945 und danach abhängig ist. Diese Liste hat mich in den vergangenen Wochen einige Zeit und Nerven gekostet und ich bin ehrlichgesagt auch recht stolz darauf, weil:
- Der österreichische "Bürgerkrieg" ein gerne übersehenes bzw. von der nachfolgenden Epoche bis 1945 vollkommen überschattes Thema ist...,
- offensichtlich dennoch eine erkleckliche Zahl dieser Monumente mehr oder weniger beachtet in der Gegend herumsteht...,
- die Ereignisse sich in exakt einem Monat zum 90. mal jähren und...
- diese Liste mMn wesentlich übersichtlicher (und auch etwas vollständiger) ist, als die Darstellung von Kurt Bauer, auf der sie basiert.
Ich würde mich also sehr freuen, wenn auch andere sie als informativ empfinden. Das Thema wird zumindest in Österreich in Kürze aktuell werden, daher freue ich mich auch über Vorschläge zur weiteren Verbesserung, sodass die Liste bis dahin wirklich gut dasteht. Vielen Dank im Voraus,--Schreckgespenst • Buh! 14:05, 12. Jan. 2024 (CET)
- Danke für diese umfangreiche Überblicksliste. Ich hätte ein, zwei Kleinigkeiten zum Abschnitt "Kontext" anzumerken: Im ersten Satz wird der "Ständestaat" als Konfliktpartei genannt, genau genommen gab es den aber erst mit der Maiverfassung knapp 3 Monate später. Der wichtigen Hinweis darauf, dass gemeinsame Gedenkveranstaltungen von Schwarz und Rot absolute Ausnahmen sind, wäre ev. wert, genauer ausgebaut zu werden (vielleicht mit einem Hinweis auf das Konfliktpotential der Schuldfrage bzw. der großkoalitionären Burgfriedenformel von der "geteilten Schuld"). Im letzten Satz glaub ich, wurde die Aussage Bauers im EN missverstanden: Nicht die Erfahrungen des "Bürgerkriegs" (den ja Bauer nicht als solchen betrachtet) wurde ideologische Stütze der großen GroKo, sondern "Bürgerkrieg" wurde neben dem "Geist der Lagerstraße" zu einem der wichtigsten Gründungsmythen der Proporzdemokratie (im Sinne von: "Kinder, damals im Bürgerkrieg hamma uns die Schädln eingeschlagen, jetzt kriegt jede Einrichtung im öffentlichen Dienst und der verstaatlichen Industrie je einen roten und einen schwarzen Chef, damit mir uns das ausreden können und damit sowas nimma passiert"). Patscherter alternativer Formulierungsvorschlag: Die nun als "Bürgerkrieg" bezeichneten Kämpfe vom Februar 1934 wurden laut Bauer nach 1945 Legitimation der nun über viele Jahre bestehenden Proporzdemokratie. MfG --IllCom (Diskussion) 21:35, 12. Jan. 2024 (CET)
- Bevor ich mich im Lauf des Wochenendes an die Abarbeitung der genannten Punkte mache schonmal vorab vielen Dank für die guten Gedanken (Und für dein scharfes Auge ;-)--Schreckgespenst • Buh! 22:40, 12. Jan. 2024 (CET)
- Lieber Benutzer:IllCom, ich habe die Einleitung überarbeitet bzw. noch erweitert - kannst du mit dieser Darstellung leben? Was Bauers Aussage betrifft hast du recht, er ist da differenzierter und lässt (wohl zurecht) anklingen, dass vieles erst nach 1945 ideologisch verbrämt wurde, eben um die große Koalition etc. zu rechtfertigen. Meine Lösung war hier das Wort "uminterpretiert." Gleichzeitig will ich Bauer auch nicht zu sehr nach dem Mund reden - die Aussage, dass der Begriff "Bürgerkrieg" erst nach 1945 Verwendung fand ("Nach 1945 kam auch das Reden vom "Bürgerkriegsjahr 1934" auf.") ist auch etwas zu vereinfacht; die Unterlegenen haben ihn natürlich auch 1934 schon verwendet (siehe die Publikation von Julius Deutsch),wohl mit der Intention, den Ereignissen Größe zu verleihen und einen Opfermythos zu schaffen. Umgekehrt war der Ständestatt sicherlich bemüht, die Ereignisse möglichst kleinzureden etc...--Schreckgespenst • Buh! 16:13, 17. Jan. 2024 (CET)
- Gute Ergänzungen, danke dafür! Die Wiedergabe von Bauers Aussage über Bürgerkrieg als "Legitimationslegende" ist jetzt besser (wäre fein, falls es noch deutlicher gemacht werden könnte was Bauer meint, aber mir fällt derzeit auch keine optimale Formulierung ein). Und ich stimme Dir zu, dass man Bauers Ansicht nicht als der Wahrheit letzten Schluss darstellen sollte, es gibt durchaus ernstzunehmende Stimmen, die das anders sehen (eben auch als Resultat der nie von den beiden großen Lagern ernsthaft gemeinsam aufgearbeiteten Geschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass Heidemarie Uhl kluge Sätze über die Thematik geschrieben hat – wenn ich einmal mehr Zeit habe als derzeit, werd ich schauen, ob ich da was finde). Eine inhaltliche Nachfrage zu einem neuen Nebensatz hätte ich noch: Nämlich bin ich mir nicht so sicher, ob es stimmt, dass von den Kämpfen "letztlich nur die radikalen Deutschnationalen […] profitiert" hätten. Denn es war für das Regime der optimale Vorwand, um die andere große Massenpartei des Landes zu verbieten, was ihren antiparlamentarischen Weg in die Autokratie erheblich erleichterte. MfG --IllCom (Diskussion) 13:31, 20. Jan. 2024 (CET)
- Danke wiederum für den guten Beitrag. Es braucht wirklich einige Hirnakrobatik, diese komplexen Ereignisse auf relativ wenige Sätze runterzudampfen, ohne dabei Missverständnisse zu ermöglichen. Ich stehe jetzt schon länger an der Grundsatzfrage, wie weit die Einleitung einer Liste in die Tiefe oder Breite gehen soll. Einerseits will man Kontext bieten und auch die hypothetisch ahnungslose Wikipedia:OMA abholen, andererseits gibt es dazu den Artikel Februarkämpfe 1934, dessen entsprechende Abschnitte aber leider viel Luft nach oben haben.
- Was das "letztlich profitiert" betrifft: Mein Gedanke war da nicht bei 1934-1938, sondern bei 1938-1945. Auch die "Gewinner" konnten sich nicht wirklich etablieren, sowieso nicht gegen Deutschland, aber auch nicht nach innen. Schuschnigg, von dem ich rein intellektuell - nicht menschlich oder politisch! - viel halte, hat ein paar Jahre bemüht weitergewurschtelt, aber erst fünf nach Zwölf (ein paar Tage vor der geplanten Volksbefragung im März 1938) begriffen, dass er die ~40% der Bevölkerung, die 1930 rot gewählt hatten, auch auf seiner Seite bräuchte... Der Einschub kann aber auch einfach ganz weg, er greift ja so oder so weit über das Thema hinaus.--Schreckgespenst • Buh! 14:30, 22. Jan. 2024 (CET)
- Ah so war das gemeint, alles klar. Noch eine Anregung: Vielleicht könnte man die bestehende Schwammigkeit der Bezeichnung und Bedeutung der Ereignisse explizit thematisieren (manche sehen es als Bürgerkrieg, andere lehnen die Bezeichnung ab), z.B. im Abschnitt zur Erinnerungskultur. Im Großen und Ganzen jedenfalls eine sehr schöne Liste, die vielleicht auch als Ausgangspunkt für einen intensiveren öffentlichen Diskurs über die Geschehnisse dienen kann. Mehr Reflexionsprozesse über die ganz autochthonen faschistischen und antidemokratischen Neigungen in Österreich wären meiner Meinung nach nach Ablegung der Opfer(mythos)rolle weiterhin nötig, auch wenn Manche die Vergangenheit schon gern als ausreichend "bewältigt" betrachten mögen. Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg bei der Auszeichnungskandidatur. MfG --IllCom (Diskussion) 13:08, 2. Feb. 2024 (CET)
- Gute Ergänzungen, danke dafür! Die Wiedergabe von Bauers Aussage über Bürgerkrieg als "Legitimationslegende" ist jetzt besser (wäre fein, falls es noch deutlicher gemacht werden könnte was Bauer meint, aber mir fällt derzeit auch keine optimale Formulierung ein). Und ich stimme Dir zu, dass man Bauers Ansicht nicht als der Wahrheit letzten Schluss darstellen sollte, es gibt durchaus ernstzunehmende Stimmen, die das anders sehen (eben auch als Resultat der nie von den beiden großen Lagern ernsthaft gemeinsam aufgearbeiteten Geschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass Heidemarie Uhl kluge Sätze über die Thematik geschrieben hat – wenn ich einmal mehr Zeit habe als derzeit, werd ich schauen, ob ich da was finde). Eine inhaltliche Nachfrage zu einem neuen Nebensatz hätte ich noch: Nämlich bin ich mir nicht so sicher, ob es stimmt, dass von den Kämpfen "letztlich nur die radikalen Deutschnationalen […] profitiert" hätten. Denn es war für das Regime der optimale Vorwand, um die andere große Massenpartei des Landes zu verbieten, was ihren antiparlamentarischen Weg in die Autokratie erheblich erleichterte. MfG --IllCom (Diskussion) 13:31, 20. Jan. 2024 (CET)
- Schöne Liste in die eindeutig viel Zeit und Recherchearbeit geflossen ist. Meiner Meinung nach ein wichtiger Beitrag zu einem gerne übersehenen Kapitel der österreichischen Geschichte. LG -- InformativLiuthalas (Diskussion) 20:57, 31. Jan. 2024 (CET)
- Kann mich dem Vorredner nur anschließen. -- InformativIllCom (Diskussion) 13:08, 2. Feb. 2024 (CET)
- Interessant. -- InformativChewbacca2205 (D) 22:26, 3. Feb. 2024 (CET)
Auswertung: Die Liste erhielt drei Informativ-Voten und keine Gegenstimmen. Inhaltlich und formal ist nichts zu beanstanden. Daher wird die Liste als informativ ausgezeichnet. Gratulation. Benutzer:Vive la France2 (Diskussion) 10:31, 4. Februar 2024 (CET) --[[Benutzer:Vive la France2|Vive la France2](Diskussion) 10:32, 4. Feb. 2024 (CET)
- Danke für die Blumen und auch Benutzer:IllCom nochmals für seinen Hinweis auf die Grundfrage zu den Begrifflichkeiten, den ich noch berücksichtigen werde. Ebenso erwarte ich mit einiger Sicherheit, dass die Liste sich in den nächsten zwei Wochen um das eine oder andere nagelneue Denkmal erweitern wird.--Schreckgespenst • Buh! 17:39, 4. Feb. 2024 (CET)
Zum Bild der Publikation von Julius Deutsch
[Quelltext bearbeiten]Hallo Benutzer:Commander-pirx, ich habe mir nach etwas Bedenkzeit erlaubt deinen Edit rückgängig zu machen und das Cover des Buches von Deutsch zurück in die Galerie zu verfrachten. Meine Begründung ist, dass das Buch wohl keinesfalls als neutraler Bericht gelten kann und man durch seine Heraushebung doch recht deutlich von der Neutralität des Artikels (die bei diesem Thema sowieso ein ganz schwieriger Eiertanz ist...) abrückt. Das fängt gerade bei der Frage, ob Bürgerkrieg oder nicht, an, zu der es keine klare Antwort gibt und die man in einem eigenen Abschnitt behandeln müsste, bevor man durch eie Hervorhebung des Buchcovers ein Statement setzt. Ich habe die Galerie absichtlich so angelegt, dass dort beide Seiten ein bisschen nebeneinander stehen - Soldaten vor der Staatsoper neben "Bürgerkrieg in Österreich", Frontapell der Sieger neben Anhaltelager Wöllersdorf. Ich hoffe, du kannst meine Gedanken nachvollziehen.
Lg,--Schreckgespenst • Buh! 11:58, 15. Feb. 2024 (CET)
- Als Nachtrag zur Illustration der Problematik hier ein aktuelles Interview - leider hinter Paywall, aber die ersten Sätze sind schon recht aussagekräftig. Wobei auch das nur Meinungen sind, denen manch einer widerpsrechen würde.--Schreckgespenst • Buh! 13:28, 15. Feb. 2024 (CET)