Diskussion:Nationale Mythen der Schweiz
Läßt sich der Artikel dahingehend verbessern, daß der Widerspruch im Begriff Nationalmythos verschwindet? Eine Nation ist die Schweiz ja gerade nicht. Mythen sind sehr wohl vorhanden. In der jetzigen Fassung ist der Artikel wenig wert. --Filmtechniker (Diskussion) 15:07, 18. Nov. 2012 (CET)
Der Artikel gibt vor, über "Nationale Mythen" zu handeln, befasst sich dann aber mit der 'Befreiungstradition' an sich.
Um die Terminologie klarzustellen: "Mythos" hat eine doppelte Bedeutung, eine primäre, neutrale, und eine politische, abwertende. Die meisten angeblichen "Mythen" zur Schweizergeschichte sind keine eigentlichen Mythen im primären Sinn, sondern historiographische Tradition vermischt mit Legendenbildung und Volkserzählungen. Die populäre, identitätsstiftende Rezeption von solchen Erzählungen (egal ob historisch oder unhistorisch) wird dagegen dann als "politischer Mythos" bezeichnet, wenn sie als ungebildet oder fehlerhaft "dekonstruiert" werden soll.
Zum eigentlichen Thema (die Diskussion der spätmittelalterlichen Befreiungstradition und ihrer Rezeption als "Mythen") hören wir nur:
- Ab den 1950er Jahren setzte in der Öffentlichkeit eine Strömung der «Entmystifizierung» der Schweiz ein, die von Max Frisch beispielsweise in seiner Erzählung Wilhelm Tell für die Schule aufgegriffen wurde.
Dieses Abschnittchen steht erst noch ohne Belege da (so wird nicht klar, wessen Begriff "Entmystifizierung" sein soll, und inwiefern hier zwischen "(National-)Mythos" und "(nationaler) Mystik" unterschieden werden soll), aber tatsächlich bildet die "Mythen-Debatte" eine intellektuelle Mode zwischen etwa 1950 und 1980. Nicht zu verwechseln ist eine Debatte über Historizität: z.B. ist Tell sehr wahrscheinlich nicht historisch und Winkelried wahrscheinlich historisch, General Guisan dagegen sicher historisch. Inwiefern alle drei eine "Mythifizierung" erfahren haben mögen ist davon komplett unberührt.
Die 1970er bis 1990er ganz gewiss viel akademische Literatur über "My(s)t(h)ifizierung" im 19. Jh. geschrieben wurde, aber die müsste halt zitiert werden. Sekundärliteratur über zum Trend der Dekonstruktion dieser (tatsächlichen oder angeblichen) "Mythen" dürfte eher spärlicher sein, existiert aber gewiss auch. --Dbachmann (Diskussion) 21:03, 5. Sep. 2015 (CEST)
- Statt mich nur zu beschweren habe ich mir etwas Zeit genommen und google books verwendet. Es stellt sich heraus, dass Rütli+Tell gar nicht im Zentrum der Debatte "nationaler Mythos" stehen, sondern eher abstraktere Begriffe wie direkte Demokratie, Neutralität, Réduit usw. Rütli+Tell sind natürlich Attribute des "Mythos des wehrhaften und unabhängigen Kleinstaates", sie sind aber nicht "der Mythos", sie illustrieren ihn. Die Debatte über nationale Mythen ist nicht eine (wird aber leider oft verwechselt mit einer) Historizitätsdebatte über Tell (nein), Winkelried (unbekannt) oder Guisan (ja), sie behandelt den Stellenwert von Ideen wie "Demokratie", "Freiheit", "Wehrhaftigkeit", "Willensnation" oder "Neutralität" für das nationale Selbstverständnis. "Wehrhaftigkeit" ist nicht entweder historisch oder unhistorisch, sie ist eine Frage der historischen Wahrnehmung und Selbstreflexion.
- Jedenfalls beruht der Artikel jetzt wesentlich auf Quellenangaben, das ist sicher schon einmal ein Fortschritt, obwohl er noch weit entfernt bleibt von einer "guten" Behandlung des Themas. --Dbachmann (Diskussion) 14:22, 6. Sep. 2015 (CEST)
- Danke – allerdings: Nur mit Google-Books lassen sich weder Forschungsstand noch Stand der Diskussion ermitteln. Und dankbar ist man dir auch, wenn du ein Augenmerk auf Wiki-Gepflogenheiten hältst (z.B. Art des Einbaus von Weblinks, Typographie usw.) --B.A.Enz (Diskussion) 20:43, 7. Sep. 2015 (CEST)
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- Vielleicht ist eine archivierte Version geeignet: archive.org
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- Im Jahr 2012 bereits defekt gewesen.
- Artikel mit gleicher URL: Schweizer Réduit (aktuell)