Diskussion:Odradek
Odradeks Geschlecht
[Quelltext bearbeiten]Das sieht mir hier stark nach Unnachgiebigkeit aus. Solange Odradek noch als Wesen tituliert wird, ist er ein es. Danach wird er durchgängig als ein "er" beschrieben. Warum hat Kafka nicht durchgängig "es" verwendet, wenn Odradek geschlechtslos sein sollte. --Radulf 08:46, 28. Okt. 2006 (CEST)
- Ich sagte nicht, dass es geschlechtslos ist. Es ist ein Wesen, was später als männlich vielleicht personifiziert, vielleicht auch nicht, wird. Vollkommen unabhängig davon, bleibt es ein Wesen und ist jederzeit zweifelsfrei als es zu titulieren. Während das Er zur Diskussion anregt und ferner äußerst unästhetisch klingt.
- O wird zumächst als "es", dann nachhaltig als "er" tituliert. Ich finde Diskussion auch nichts schlimmes und Genauigkeit geht für mich vor Wohlklang. Die Entmannung gefällt mir nicht, aber ich stecke in das Thema keine Zeit mehr.--Radulf 16:37, 28. Okt. 2006 (CEST)
Qualität des Artikels
[Quelltext bearbeiten]Der Protagonist ist nicht der Erzähler und was mich überlebt, ist noch lange nicht unsterblich; wenn es heißt "Holz, das er zu sein scheint" heißt das nicht, er ist aus Holz etc. Etwas mehr Philo-logie, bitte. Am besten, dieser Artikel wird auf vernünftige Weise in den Artikel über die Erzählung integriert. Vermutlich sollen in die Wikipedia ja nicht alle Figuren aus der Literatur, es sei denn, es seien bedeutende Motive wie Faust, Ahasver, Don Juan o.ä. --Radulf 09:03, 28. Okt. 2006 (CEST)
- Odradek ist ein bedeutendes Motiv (soviel wie sich damit auseinander gesetzt wird, sodass auch zahlreiche Expertisen existieren; wenn Du der Meinung bist es gehört hier nicht hin; bitte, versuch' dich an einem Löschantrag) und der Artikel über die Erzählung ist qualitativ wesentlich schlechter. Wenn sich jemand die Mühe macht jenen über die Erzählung komplett zu überarbeiten, wäre es möglich beide zu verbinden oder beide besser von einander zu seperieren. Es sind keine Beschreibungen eines Erzählers; es sind Gedankengänge des Protagonisten, die wir durch die Ich-Erzähler-Perspektive reflektiert sehen. Hier den Erzähler mit dem Protagonisten zu verwechseln wäre fatal. Warum es kafkaesk ist, steht doch dann im weiterführenden Artikel.
- Das mit dem Holz ist ja eine Sache von wenigen Sekunden, die man korrigieren kann, anstatt sich darüber über die gesamte Qualität zu mokieren. --Grüße, Auke Creutz um 13:13, 28. Okt. 2006 (CEST)
- Es geht nicht um "wenige Sekunden", sondern um viele Einzelheiten, die man verbessern sollte und insgesamt schon die Qualität ausmachen. Dazu möchte ich etwas beitragen; vorsichtigerweise gebe ich hier erst einmal Hinweise. Ich sage ausdrücklich: der Protagonist ist nicht der Erzähler, verwechsele das also nicht. Protogonist ist für mich vulgo "Hauptfigur". Das passt hier nicht so recht auf den Hausvater. Was heißt "als metaphorisch deutbar"? Ich würde vorschlagen "metaphorisch" oder "als Metapher" deutbar. Was heißt "Odradek ... wird als Frage nach einem Sinn rezipiert"? Was heißt: die Kurzgeschichte "rezipiert" die "Frage nach dem Sinn auf den Leser"?? Das verstehe ich nicht. Ich finde auch, "abgeschlossen" ist nicht dasselbe wie "vollendet". Auch ob "Unsterblichkeit" eine Form der Vollendung ist, scheint mir fraglich. Was heißt "anzusehenen"? Meinst Du "wahrgenommenen"? Und warum ist der Zweifel ein "Gefühl"? Oder muß es heißen "als Zweifel"? Wie gesagt, das sind vorsichtige Hinweise zur möglichen Verbesserung, etwa im Sinne einer besseren Klarheit.--Radulf 16:50, 28. Okt. 2006 (CEST)
- Das was Erzähler erscheint ist in meinen Augen der Protagonist. Das als habe ich entfernt. Ein rezipiert durch gedeutet ersetzt. Die Kurzgeschichte rezipiert die Frage nach dem Sinn, den der Hausvater zu entdecken versucht, auf den Leser. Ich empfinde es als verständlich, aber man kann es auch gerne konkretisieren. Vollendet durch abgeschlossen ersetzt. Wenn die Kritik, ob etwas Unsterbliches eben dadurch vollendet sei, hier stehen bleibt, reicht das in meinen Augen aus. Anzusehenen durch wahrgenommenen ersetzt. Zweifel nicht mehr als ein Gefühl dargestellt. Vorsichtige Hinweise dankend entgegen genommen. --Grüße, Auke Creutz um 02:33, 27. Dez. 2006 (CET)
Zusammenführung
[Quelltext bearbeiten]Vor dem Löschantrag war ich ja bereits dabei diesen Artikel mit Die Sorge des Hausvaters zusammenzuführen. Die Frage ist jetzt, ob jemand signifikante Argumente hat, dass beide Artikel im Lemma der Kurzgeschichte selbst eingepflegt werden sollen? Vergleiche hierzu auch die Löschdiskussion. --Grüße, Auke Creutz um 15:03, 6. Jan. 2007 (CET)
- auf alle Fälle muss man 'Odradek' erhalten und ausbauen! Es ist ein offenes Spielwort geworden und existiert völlig losgelöst in der Literatur weiter. z.B. Enrique Vila-Matas: Dada aus dem Koffer. suhrkamp 1991, S. 50ff - Grüße, Florianitó (Der vorstehende, nicht signierte Beitrag stammt von 87.176.204.35 (Diskussion • Beiträge) --Grüße, Auke Creutz um 21:13, 6. Mär. 2007 (CET))
- Kenn ich gar nicht. Wie wird es denn dort verwendet? --Grüße, Auke Creutz um 21:13, 6. Mär. 2007 (CET)
- Leider hat sich in der Löschdiskussion niemand gefunden, der dazu Belege liefern wollte. --jha 01:06, 7. Mär. 2007 (CET)
Neuere Deutungsansätze
[Quelltext bearbeiten]Ich bin gerade bei der Lektüre von Slavoj Zizeks "Die politische Suspension des Ethischen" auf einen Deutungsversuch des Odradek gestoßen und wollte zur Diskussion stellen, ob man diesen unter "Neuere Deutungsansätze" einfügen kann.
Zizek sieht im Odradek eine politische Kategorie. Es ist ein Objekt, das transgenerational, unsterblich, außerhalb der Endlichkeit, außerhalb der Zeit, ohne zielorientierte Aktivität, ohne Zweck, ohne Dienlichkeit ist und nennt es demnach "die verkörperte Jouissance".
"Jouissance, 'das ist das, was zu nichts dient'" (nach Jacques Lacan). Jouissancen kommen nach Zizek in Kafkas Werken häufig vor, als verschiedene Gattungen eines "unsterblichen (oder, genauer, untoten) Exzesses". Zizek fasst diese Objekte zusammen als "das, was wir nie zu erreichen, zu erlangen, und zugleich das, was wir nie loszuwerden vermögen". Auch wenn Odradek viele Merkmale eines menschlichen Wesens hat, ähnelt er keinem menschlichen Wesen sondern macht "einen eindeutig nicht-menschlichen Eindruck".
Die Essenz: "In Übereinstimmung mit einer Reihe anderer Helden Kafkas wird Odradek erst menschlich, wenn er einem menschlichen Wesen nicht mehr ähnlich sieht (weil er sich in ein Insekt oder eine Spule oder was auch immer verwandelt hat). Er ist in Wirklichkeit ein allgemeiner Singular, ein Stellvertreter für das Menschsein, und zwar dadurch, daß er dessen unmenschlichen Exzeß verkörpert, nichts Menschlichem gleicht."
Zizek kommt auf diese Definition, weil für ihn diese Interpretation des Odradek dem "Homo Sacer " nach Agamben gleicht, der "aller phänomenalen Bestimmungen entkleidete Mensch "als solcher" als unmenschliches Monster".
Quelle: Žižek, Slavoj, 2005, Die Politische Suspension Des Ethischen. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 46, S. 55-62.
Freue mich auf Feedback. --Ludacrizzz (Diskussion) 15:57, 3. Mär. 2013 (CET)
- Ich finde, es spricht nichts dagegen, das als eine Deutungsvariante aufzunehmen. Am besten prägnant, gut verständlich und in einem den Rest nicht dominierenden Umfang ;-) --Radulf (Diskussion) 17:33, 3. Mär. 2013 (CET)
Günther Anders hat eine schöne Interpretation vorzuweisen (Die Antiquiert des Menschen II): Der Odradek als Sinnbild für moderne Technologie, die sich immer mehr zur "eierlegenden Wollmilchsau" hin entwickelt, während man ihrem Design ihre Funktion nicht mehr ansehen kann - ja das Design bewusst täuscht, etwa im Gegensatz zum Aussehen eines Hammers oder eines Messers, wo die Funktion noch klar erkennbar ist, kann man einem Telefon oder einem Computer nicht direkt ansehen, dass er zur Überwachung benutzt werden kann. (nicht signierter Beitrag von 87.79.104.125 (Diskussion) 00:07, 22. Okt. 2014 (CEST))
Besinnung
[Quelltext bearbeiten]Entweder Kafka macht sich einen Spass mit Zizek oder Zizek macht sich einen Spass mit Kafka. Nur bei Kafka ist schon etwas dahinter - das den Kleingermanisten nicht aufzufallen scheint, obwohl sie doch das "Urteil" und deas "Schloss" gelesen haben dürften. Ich führe es einfach an, denn es spricht für sich. "Familienvater" wäre eine psychologische Reduktion von "Vater", eine weitergehende ist "Hausvater". Seine Verfügungsgewalt wird nicht nur von bürgerlicher Wohlanständigkeit gesteuert, sondern auch von etwas, das ein wirklicher Dichter nicht analytisch, sondern komplex und rekursiv schildert. Die Nachsilbe "-ek" funktioniert wie das "l" bei Stilzl, dem bösen Geist, oder beim "Gwichtl", dem übergroßen Gewicht. Der Dämonisierung entspricht eine Personalisierung, deshalb der Wechsel des grammatischen Geschlechts. Kafka verbindet seine Kritik an den Vertretern institutionalisierter Macht hier mit schelmischem Hohn. Die ganze Aufgabe, die ganze Sorge der Autoritäten ist ein Kerlchen und selbst als solches ein Phantom. Ein Abraterchen, geboren aus der Angst, wie der Stilzl (auch ein männliches Diminutiv). 178.19.224.44 20:00, 14. Jan. 2015 (CET)
Bluntschli
[Quelltext bearbeiten]Zum meinem Erstaunen finde ich den Bluntschli nicht erwähnt.
Im gleichnamigen Lied von Georg Kreisler geht es in ähnlichem Umfeld um ein ähnliches Objekt - wobei hier der Sinn des Bluntschlis zu ergründen versucht wird. Sollte man ggf. einen Satz ergänzen?
Vorschlag: „Der im gleichnamigen Lied von Georg Kreisler erwähnte Bluntschli ähnelt dem Odradek; sein Zweck ist unverständlich und seine Existenz wird als quälend empfunden. Beim Bluntschli jedoch steht der soziale Aspekt im Vordergrund, welcher dem Odradek abgeht.“ --Jwilkes (Diskussion) 01:38, 6. Apr. 2023 (CEST)