Diskussion:Tropentechnik
Konkretes
[Quelltext bearbeiten]Dieser Artikel enthält nichts Konkretes. Es ist alles immer nur "hochkomplex" oder "unterschiedlich anspruchsvoll". Wäre es möglich, diese Tropentechnik, die keine Kompositionstechnik ist, sondern "ein Hilfsmittel, wie man bestimmte kompositionstechnische Probleme konstruktiv unter Zuhilfenahme der Tropen lösen kann", irgendwie zu erläutern, am besten an einer Komposition Hauers? Was übrigens sind "hochkomplexe Zwölftonreihen"? Eine 12tonreihe hat 12 Töne, da sind ein paar Spiegelungen möglich oder das Vorkommen eines jeden Intervalls je einmal - das ist doch nicht "hochkomplex"!--Rarus 23:37, 9. Dez. 2010 (CET)
PS. Stimmt es denn, daß es hier auf 12tonreihen abgesehen ist? Die Version, die man überall liest, besagt, daß innerhalb eines Hexachords die Reihenfolge der Töne beliebig veränderbar ist. In einer "Reihe" geht aber gerade das nicht, die Definition einer bestimmten Tonreihenfolge (und dadurch Intervallstruktur) gilt normalerweise als das Unterscheidungsmerkmal der Reihe zur Trope. --Rarus 23:46, 9. Dez. 2010 (CET)
Ich stimme Ihnen einerseits zu. Andererseits wäre ein konkretes Hauer-Beispiel nur möglich, wenn man einer bestimmten Komposition Hauers eine bestimmte tropentechnische Arbeitsweise konkret zuordnen könnte. Doch liegt genau hier das Problem, denn dies geht aus mehreren Gründen nicht: 1) Hauer hat sich niemals über tropentechnische Verfahren, ja noch nicht einmal über den wirklichen "Sinn" der Tropen schriftlich geäußert. 2) Die Anwendung einer das kompositorische Material nur disponierenden Technik ist aus einer fertigen Komposition so gut wie überhaupt nicht rekonstruierbar. 3) Es scheinen keine Manuskripte Hauers erhalten zu sein, die derartige Verfahren eindeutig nachvollziehbar machen.
Dass es sich bei der Tropentechnik um kein "Hirngespinst" handelt, ist durch späte Hauer'sche Tropentafeln (etwa 1948), durch ein im Jahr 2007 bei Diederichs/Fheodoroff erstveröffentlichtes Manuskript des Hauer-Schülers Franz Ertel aus dem Jahr 1942, vor allem aber durch O. Steinbauer belegt, der in seinen Lehrtexten einige konkreten tropentechnische Verfahren andeutet (Neumann, 2001, S. 179-200 sowie Sedivy, 2006, S. 130-141). Doch ist nicht bekannt, inwieweit diese von Hauer stammen.
So hilfreich es wäre, in diesem Artikel genauere Verfahren zu demonstrieren, so schwierig gestaltet sich die Aufgabe in einem derart begrenzten Rahmen wie hier. Darstellungen wären in ihrer Kompaktheit zu unverständlich oder zu plakativ. Was würde ein nichtssagendes Beispiel wie das folgende nützen, dass eine Reihe wie z.B. D-F-Fis-Cis-B-A-G-C-H-Gis-Es-Dis-E formal einen um jeweils eine Reihenposition versetzten strengen Spiegelkanon im Abstand einer kleinen Terz ermöglicht und bei einer mehrfachen Transposition der gespiegelten Beantwortung in die Oberquint oder in den unteren Halbton bei einer [2-2-2-2-2-2] - Stimmschichteneinteilung in allen drei Transpositionsvarianten dennoch sowohl die Trope als auch die Klangreihe im wesentlichen gleich bleiben - und dass dies etwas ganz Besonderes ist, weil es ein und dieselbe Linienführung in drei gespiegelten Imitationen erscheinen lassen kann und man dazu eine stets gleichbleibende "Begleitung" schreiben könnte? Und aufgrund der 17. Trope könnte man durch nur geringfügige Modifikation einiger (max. 6) Reihentöne eine analoge, mehrfach transponierte Variante in realer Beantwortung und im Spiegelkrebs auch sehr einfach herausbilden, mit jeweils denselben Eigenschaften wie die Version im Spiegel. Und wenn man möchte, könnte man dann das alles in einer Komposition so tonal erscheinen lassen, daß niemand beim Hören oder anhand der Noten erkennen könnte, daß dem Stück eine Zwölftonreihe als formgebender Faktor zugrundeliegt... Dieses Beispiel mag demonstrieren, dass für die Erläuterung zuerst die Klärung einer zu großen Zahl an wesentlichen Begriffen und Hintergründen nötig wäre.
Und wenn jemand nicht versteht, was an einer Zwölftonreihe überhaupt "hochkomplex" sein kann, dann frage ich mich, ob beispielhafte Beschreibungen von Verfahren einem Leser wirklich die Materie näherbringen können.
Ich scheue folglich vor dem - m.A.n. ganz und gar zum Scheitern verurteilten - Versuch einer Darstellung konkreter Beispiele in einem derartigen Rahmen zurück. Für eine Abfassung einer Version Ihrerseits stelle ich gerne alles notwendige und erhältliche Material zur Verfügung.
ad PS.: Es stimmt in der Tat, daß es bei Tropen und bei Hauer auch um Zwölftonreihen geht. Die irrige, aber dennoch vielzitierte Annahme, Hauer habe sich keiner Reihen (im weitesten Sinne als festgelegte Folge der 12 Töne) bedient, ist eine Fehldeutung der wenig informierten Hauer-Rezeption insbesondere im englischsprachigen Raum und findet sich so nicht in der ernsthaften Hauerliteratur (z.B. Szmolyan, Lichtenfeld, Sengstschmid, Götte oder Diederichs/Fheodoroff). Tropen und Reihen sind völlig unterschiedliche Kategorien. (Zum Problem des Tropentechnikbegriffs in Bezug zu bausteingebundenen und reihenbezogenen Techniken, siehe Götte, 1989, S. 69 sowie Sedivy, 2006, S. 96f. und 105ff.)
- Mit freundlichen Grüßen -- Boocan 15:47, 3. Feb. 2011 (CET)
Nachtrag: Habe nun den Versuch gestartet, ein Beispiel anzuführen, das nur einige der leichter verständlichen Aspekte der Tropentechnik erwähnt. Zumindest dürfte es illustrieren, dass hier verschiedene Einzelinformationen über Tropen zusammenspielen und einander multiplizieren können, wodurch für den Komponisten in Summe ein relativ umfassender Überblick über die Dynamiken des Zwölftonsystems entstehen kann, der ihn in die Lage versetzt, Vorhersagen über die Eigenschaften des Materials unter bestimmten Voraussetzungen zu treffen.
Inwiefern dieses Beispiel tatsächlich zur Erläuterung nützt oder verständlich ist, möchten bitte andere WikiBenutzer beurteilen... Boocan (Diskussion) 15:35, 29. Aug. 2012 (CEST)
- Jetzt erst bemerkt. Das bringt auf jeden Fall eine Menge, vielen Dank! Ich komme erst in den nächsten Tagen dazu, es gründlich zu lesen. Beim Überfliegen schien es mir schon viel zu erklären. Ich bin jedenfalls gespannt! -- Rarus (Diskussion) 00:14, 13. Nov. 2012 (CET)