Die dritte Kultur

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Die dritte Kultur (Originaltitel The Third Culture) ist ein Buch des Literaturagenten John Brockman aus dem Jahr 1995. Darin wird die Arbeit von einigen bekannten Denkern vorgestellt, die auch selbst Gelegenheit haben, ihre teils recht provokativen Thesen der Öffentlichkeit vorzustellen.

Der Titel des Buchs verweist auf C. P. Snows 1959 erschienene Arbeit The Two Cultures and the Scientific Revolution (Die zwei Kulturen und die wissenschaftliche Revolution).[1] Snow beschrieb in dem Buch die Kluft, welche „die zwei Kulturen“ trennt; auf der einen Seite die Literatur-Intellektuellen und auf der anderen Seite die Naturwissenschaftler. Als Ursache diagnostizierte er die einseitigen Lehrpläne der Universitäten und als Folge nannte er die Verarmung beider Kulturen. Das Heranwachsen einer „dritten Kultur“, eine neue Generation von Wissenschaftlern, die die Kommunikationslücke zwischen den zwei traditionellen Kulturen schließen soll, hat er in seiner zweiten Studie The Two Cultures: A Second Look 1963 prophezeit.

In The Third Culture verneint Brockman Snows optimistische Haltung, dass eine effektive Kommunikation zwischen den zwei Kulturen in Sichtweite sei. Er behauptet stattdessen, dass die aktuelle Bewegung zeitgenössischer Wissenschaftler, die in ihren populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen versuchen, Antworten zu den sogenannten „letzten Fragen“ einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, die dritte Kultur sei.

Zu den im Buch vorgestellten Wissenschaftlern gehören u. a.

Die Idee der Dritten Kultur wurde in Deutschland insbesondere von der FAZ aufgegriffen, die ihr Feuilleton Wissenschaftlern aus diesem Bereich geöffnet hat. Wie der Journalist Gábor Paál in seinem Buch Was ist schön?[2] zeigt, deckt sich Brockmans „Dritte Kultur“ weitgehend mit dem, was Hegel Realphilosophie nannte: Eine Art von Philosophie, die sich sehr stark an den wissenschaftlichen Fakten orientiert und dort weiterdenkt, wo die empirische Wissenschaft an ihre Grenzen stößt.

Brockman hat die Arbeit mit den Themen von The Third Culture auf den Webseiten der Edge Foundation fortgesetzt. Führende Wissenschaftler und Denker vermitteln dort ihre Ideen in einfacher Sprache.

  • The Third Culture: Beyond the Scientific Revolution. Simon & Schuster, New York 1995, ISBN 0-684-82344-6.
deutsch
  • Die dritte Kultur. Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft. Aus dem Amerikanischen übertragen von Sebastian Vogel. Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-72035-4.
  • Cultural Studies versus the "Third Culture". Slavoj Žižek. The South Atlantic Quarterly, Vol 101, No 1, S. 19–32 (2002). (article)
  • Counterculture, Cyberculture, and the Third Culture: Reinventing Civilization, Then and Now. Lee Worden. In: West of Eden: Communes and Utopia in Northern California, S. 199–221 (Oakland, 2012).
  • Nehmt die Geisteswissenschaften wieder ernst. Michael Hagner. NZZ.ch, 10. Februar 2012. (link)
  • The "Third Culture Intellectuals" and Charles Darwin. Pascal Fischer. Anglistentag Konstanz 2013: Proceedings (XXXV), S. 71–80 (2014). (article)
  • Der Geist des Users. Oder: vom Ende des "Boole'schen Traums". Max Stadler. Nach Feierabend 2013: Digital Humanities, S. 55–78 (Zürich/Berlin, 2013). (article)
  • Neurohistory Is Bunk?: The Not-So-Deep History of the Postclassical Mind. Max Stadler. Isis, Vol 105, No 1, S. 133–144 (2014). (article)
  • The Rise of the Third Culture. Transnationale Überlegungen zur Erschaffung eines intellektuellen Mythos. Patricia Gwozdz. In: Vom kritischen Intellektuellen zum Medienpromi. Zur Rolle der Intellektuellen in Literatur und Gesellschaft vor und nach 1989, S. 377–398 (Bielefeld, 2015).
  • Network Celebrity: Entrepreneurship and the New Public Intellectuals. Fred Turner. Christine Larson. Public Culture, Vol 27, No 1, S. 53–84 (2015). (article)
  • Schirrmacher: Ein Portrait. Michael Angele. Aufbau-Verlag, Berlin (2018).
  1. C. P. Snow: The Two Cultures and the Scientific Revolution. Cambridge University Press, Cambridge 1960.
  2. Gábor Paál: Was ist schön? Ästhetik und Erkenntnis. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2425-7.