Dux Pannoniae secundae ripariensis et Saviae

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Spätrömischer Offiziershelm (Typ Berkasovo/Jarak) aus der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts, Muzej Vojvodine, Novi Sad

Der Dux Pannoniae secundae ripariensis et Saviae (Heerführer der Pannonia II und Saviae) war ab dem 3. Jahrhundert Kommandeur der am Donaulimes (Limes Pannonicus) stationierten Limitanei- und Flotteneinheiten. Wie sein westlicher Amtskollege, der Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis, befehligte er die Aufgebote von zwei Provinzen. Das Amt ist nur aus der Notitia Dignitatum bekannt.[1]

Der Zuständigkeitsbereich (ducat) des Dux erstreckte sich auf den Limes der Provinzen Pannonia secunda und Saviae, d.s. die südungarische, kroatische und serbische Donauregion und das Tal der Save, genauer der Abschnitt der mittleren Donau, der von Ad Novas (dem heutigen Zmajevac) an der Mündung der Drau bis Taurunum (heute Zemun) an der Mündung der Save verlief. Die Stützpunkte der Patrouillenflotillen (classis) lagen nicht direkt an der Donau, sondern an den Nebenflüssen Drau und Save. In seinem Verantwortungsbereich lag auch die Stadt Sirmium, die zweitweise als kaiserliche Residenz und Operationszentrum für Feldzüge gegen die Barbarenstämme nördlich der Donau diente.[2]

In der Rangordnung des römischen Reichsadels nahm der Dux seit Valentinian I. die Stellung eines vir spectabilis (zweite senatorische Rangklasse) ein.

Verwaltungsstab

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Das Officium (Verwaltungsstab) des Dux umfasste folgende Ämter:[3]

  • Principem de eodem officio (Kanzleileiter)
  • Numerarium (Zahlmeister)
  • Adiutorem (Assistent)
  • Commentariensem (Buchführer und Rechtskundiger)
  • Subadiuuam (Hilfskraft)
  • Regrendarium (Verwalter oder Archivar)
  • Exceptores (Schreiber)
  • Singulares et reliquos officiales (Ordonanzen)

Der Großteil der Einheiten (einige werden in mehreren Standorten genannt) gehörte zu den Limitanei. Sie waren auf Kastelle oder Städte direkt an den Flussufern oder deren Hinterland verteilt. Ein paar von ihnen finden sich aber auch in den Feldarmeen (Comitatenses) des Magister Equitum (OB der Reiter) und des Magister peditum (OB der Infanterie). Die Notitia Dignitatum zählt insgesamt 22 Kastelle/Städte für die Pannonia II und Saviae auf. Allerdings werden nur 10 Präfekten und 4 Tribunen angegeben. Wie auch in einigen anderen Donauprovinzen war der Uferlimes (ripae) der Pannonia II organisatorisch in zwei Abschnitte geteilt:

  • oberer Abschnitt (partis superioris) und
  • unterer Abschnitt (partis inferioris).

Diese Abschnitte wurden auffällig oft von der fünften Kohorte gesichert. Laut Karlheinz Dietz handelte es sich dabei wohl um eine Fehlinterpredation des Kürzels CHTV (c[o]h[or]t[i]u[m]) seitens der mittelalterlichen Kopisten der Notitia.[4] Im Gegensatz zur benachbarten Provinz Valeria wird der untere Abschnitt nicht erwähnt; Die dort stationierten Einheiten könnten in den späten 370er Jahren, nach der Niederlage der öströmischen Armee gegen Visigoten und Alanen in der Schlacht von Adrianopel, vernichtet oder zersprengt worden sein.

Distributio Numerorum

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Laut der ND Occ. standen dem Dux folgende Einheiten zur Verfügung:[5]

Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Novas Aus den dalmatinischen Stämmen, im frühen 4. Jahrhundert, rekrutierte Reitersoldaten.
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Albano
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites promoti, Teutibarcio Der Name bedeutet „ausgewählte Reiter“, sie wurden vermutlich unter Gallienus oder Diokletian aus einer der Grenzlegionen abkommandiert.
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Cornaco Die Einheit teilte sich das Kastell mit den Cuneus equitum scutariorum und den Equites Promoti.
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites sagittarii, Cuccis Eine Einheit berittener Bogenschützen.
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Bornoriae
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Cusi
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites sagittarii, Acimirci
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Ricti
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites Dalmatae, Burgentas
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Equites promoti, Tauruno
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Ala Sirmensis, Sirmi
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum scutariorum, Cornacii In der Notitia werden neben dieser Einheit noch sieben weitere Scutari Formationen, in der Armee des

angegeben.[6]

Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum Dalmatarum, Teutiborgio
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum Constantianorum, Burgenas
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum promotorum, Cuccis Wahrscheinlich identisch mit dem Cuneus equitum promotorum (Comitatenses) in der Armee des Magister Equitum.[7]
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum constantium, Aciminci
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Cuneus equitum Italicianorum Secundarum, (kein Kastell angegeben) Eine Reiterabteilung, die wohl ursprünglich aus der norischen Legio II Italica herausgezogen wurde.
Schildzeichen unbekannt
Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Legiones - limitanei
Praefectus legionis quintae Ioviae cohortis quintae partis superioris, Bononiae Die unter Diokletian aufgestellte Legion zählte ab dem späten 4. Jahrhundert zu den Limitanei, ihre 5. Kohorte sicherte den Grenzabschnitt bei Bononiae. Sie dürfte jedoch keine Vexillationen an das Feldheer (Comitatenses) abgegeben haben. Da dies höchst ungewöhnlich ist, sind wohl einige ihrer Vexillationen sehr wohl in der Notitia verzeichnet, aber unter Namen, die wenig oder keinen Hinweis auf ihre Herkunft geben.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus sextae Herculeae cohortis quintae partis superioris, Aureo Monte Die von Diokletians Mitkaiser Maximian aufgestellte Legion zählte ab dem späten 4. Jahrhundert zu den Limitanei, ihre 5. Kohorte sicherte den Grenzabschnitt bei Aureo Monte.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis quintae Ioviae, Burgenas
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis sextae Herculeae, Teutiborgio
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis quintae Ioviae sextae Herculeae, Onagrino
Schildzeichen unbekannt
Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Auxilia - limitanei
(kein Offizier angegeben) Auxilia Hercul[ensia], Ad Hercules
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Auxilia Novensia, Arsaciana oder Novas
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Auxilia Augustentia, Onagrino Brückenkopf gegenüber Bononiam Diese Truppe ist möglicherweise mit den Augustei identisch, eine Einheit der auxilia palatina in der Truppenliste des Magister peditum.
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Auxilia Praesidentia, Herculis
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Auxilia ascarii, Tauruno oder Marsonia Vielleicht identisch mit den Taurunenses, die als Pseudocomitatenses in der Truppenliste des Magister peditum angegeben sind.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus militum Calcariensium, Sirmi
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis tertiae Alpinorum Dardanorum, (kein Kastell angegeben)
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis tertiae Alpinorum, nahe Siscia
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis primae Ioviae, Leonatae
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis primae Thracum civium Romanorum, Caput Basensis Eine Auxiliareinheit, die zur Zeit der Abfassung der Notitia wohl schon über zwei Jahrhunderte bestand und deren Soldaten einst mit dem römischen Bürgerrecht belohnt wurden. Vielleicht war diese Truppe eine Vexillation der Romanenses, Pseudocomitatenses in der Armee des Magister Equitum Galliarum.
Schildzeichen der Romanenses

Flotteneinheiten

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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Classis
Praefectus classis primae Flaviae Augustae, Sirmi Wahrscheinlich ein Teil der ehemaligen Classis Pannonica, die unter den Flaviern unter dem Namen Classis Flavia Pannonica umorganisiert wurde.[8]
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis secundae Flaviae, Graio
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis Histricae, Mursae Vermutlich ging diese Einheit aus der Classis Pannonica bzw. der Classis Flavia Histrica hervor.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis primae Pannonicae, Servitii
Schildzeichen unbekannt
(kein Offizier angegeben) Classis Aegetensium siue secundae Pannonicae, Sisciae Marinesoldaten, die die Residenzstadt der Pannonia II und die Save sicherten. Die Flottille war ursprünglich wohl ein Teil der Classis Pannonica und wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Aegeta am Eisernen Tor an der unteren Donau (Provinz Dacia ripensis) verlegt. Im späten 4. Jahrhundert kehrte die Einheit nach Pannonien zurück und wurde in das Kastell von Siscia gelegt.[9]
Schildzeichen unbekannt

Liste der Limeskastelle in Ungarn

  1. Notitia Dignitatum, IN PARTIBUS OCCIDENTIS, XXXII.
  2. John Wilkes: «Provinces and frontiers (Appendix III: Frontier deployment, A.D. 193-337)». Averil En Cameron, Peter Garnsey, Peter; Alan Bowman: The Cambridge Ancient History. Vol. XII: The Crisis of the Empire A.D. 193-337. Cambridge Univesity Press. 2005 S. 724-767.
  3. Officium autem habet idem vir spectabilis dux hoc modo
  4. Dietz 1993, S. 298 und 312.
  5. sub dispositione
  6. ND. occ.: 33, ND. orient: 32, 34, 39, 40.
  7. ND.occ. VI, 45
  8. László Borhy: Hinweise auf Schifffahrt und Fernhandel in Brigetio, Komárom/Szőny, Ungarn. In: Histria Antiqua. 21/2012, S. 42.
  9. Ilkka Syvänne: 2015, S. 199.
  • Ingo Maier: Appendix 4: Numeration of the new edition of the compilation ‘notitia dignitatum’ (Cnd).
  • Ingo Maier: The Barberinus and Munich codices of the ‘Notitia Dignitatum omnium’. Latomus 28.4, 1969, S. 960–1035 und S. 1022.
  • Arnold H.M. Jones: The Later Roman Empire, 284–602. A Social, Economic, and Administrative Survey. Blackwell, Oxford 1964, S. 365, Vol. 3.
  • Otto Seeck: Notitia Dignitatum accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula prouinciarum. Weidmann, Berlin 1876, S. 189.
  • Péter Kovács: The late Roman army in Pannonia. In: Acta Ant. Hung. 44, 2004, S. 115–122.
  • Ralf Scharf: Der Dux Mogontiacensis und die Notitia Dignitatum. Eine Studie zur spätantiken Grenzverteidigung (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände, Band 48). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-018835-X. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Michael S. DuBois: Auxillae: A Compendium of Non-Legionary Units of the Roman Empire. Lulu Press, 2015, ISBN 978-1-329-63758-0.
  • Ilkka Syvänne: Military History of Late Rome 284–361. Pen & Sword Books, Barnsley 2015, ISBN 978-1-84884-855-9.
  • Karlheinz Dietz: Cohortes, ripae, pedaturae. Zur Entwicklung der Grenzlegionen in der Spätantike. Selbstverlag des Seminars für Alte Geschichte, Würzburg 1993.
  • John Wilkes: «Provinces and frontiers (Appendix III: Frontier deployment, A.D. 193-337)». Averil En Cameron, Peter Garnsey, Alan Bowman: The Cambridge Ancient History. Vol. XII: The Crisis of the Empire A.D. 193-337. Cambridge Univesity Press. 2005 ISBN 978-0-521-30199-2.