Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis

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Heerführer der Comitatenses und Limitanei im 5. Jahrhundert n. Chr.
Notitia Dignitatum: Die pannonischen Kastelle Arrabona, Quadriburgio, Alanova, Aequinoctiae, Ad Hercules, Gerolate, Flexo und Quadrato an der mittleren Donau unter dem Kommando des Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis

Der Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis (Heerführer der Pannonia I und Ufernoricums) war ab dem 3. Jahrhundert Kommandeur (Dux limitis) der Limitanei- und Flotteneinheiten, die am Grenzabschnitt der oberen Donau stationiert waren.

Wie sein westlicher Amtskollege, der Dux Raetiae, befehligte er die Aufgebote mehrerer Provinzen. Der Zuständigkeitsbereich des Dux erstreckte sich auf den Limes der Provinzen Noricum ripense und Pannonia prima, die österreichisch-slowakisch-ungarische Donauregion zwischen den Flüssen Aenus (Inn) und Arrabo (Raab). In der Rangordnung des Reichsadels nahm der Dux – seit Valentinian I. – die Stellung eines vir spectabilis ein.

Folgende Duces sind namentlich bekannt:

  • Aurelius Senecio (311–312),
  • Aurelius Iustinianus (Anfang des 4. Jahrhunderts),
  • Ursicinus (wohl unter Valentinian I.).

Verwaltungsstab

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Das Officium (Verwaltungsstab) des Dux umfasste folgende Ämter:[1]

  • Principem de eodem officio (Kanzleileiter)
  • Numerarium (Zahlmeister)
  • Adiutorem (Assistent)
  • Commentariensem (Buchführer und Rechtskundiger)
  • Subadiuuam (Hilfskraft)
  • Regrendarium (Verwalter oder Archivar)
  • Exceptores (Schreiber)
  • Singulares et reliquos officiales (Ordonanzen)

In Klosterneuburg wurden zahlreiche spätantike Ziegelstempel der sog. OFARN-Gruppe [OF]ficinia [A]uxiliares [R]ipenses [N]orica = „Verwaltung der Norischen Grenztruppen“ gefunden. Diese lassen sich in die Zeit der Herrschaft der Kaiser Constantius II. (337–361) und Valentinian I. (364–375) datieren. Da sich die Stempelabkürzungen AR, ARN bzw. ARAN einstweilen jedoch nicht eindeutig erklären lassen, bleiben die bisherigen Übersetzungsvorschläge spekulativ.

Laut der norischen Truppenliste der Notitia dürfte gegenüber dem exercitus Noricus der mittleren Kaiserzeit mit einer Legion (ab dem späten 2. Jahrhundert) sowie einer bis drei Alae (plus zwei Alen um 100 n. Chr.) und meist acht Kohorten in der Provinzarmee die Kavallerie und die Flussflottillen auf Kosten der Infanterie aufgestockt worden sein. Dort werden nun gleich sechs Reiterverbände genannt, neben den zwei Flottenverbänden existierte auch noch die wohl im Mannschaftsstand schon stark reduzierte Legio II Italica, die vermutlich auch Soldaten an die Legio I Noricorum, in drei bzw. zwei Standorten abgegeben hatte. In drei der Limeskastelle standen Marinesoldaten (Liburnarii), wohl ehemalige Legionäre. Da in drei Garnisonsstandorten (Lentia/Linz, Lauriacum/Lorch und Arelape/Pöchlarn) jeweils zwei Einheiten genannt sind, hatte sich allerdings die Zahl der Standorte insgesamt mit 13 gegenüber der Prinzipatszeit gar nicht oder nur um eins erhöht. Noricum mediterraneum kommt in der Truppenliste der Notitia dignitatum überhaupt nicht vor und scheint in der Spätantike wie auch in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. völlig demilitarisiert gewesen sein.[2]

Nach wie vor waren – wie in die unter einem gemeinsamen Kommando zusammengefassten Truppen der Pannonia prima – alle in der Notitia genannten Einheiten, zumindest soweit ihre Lager bekannt sind, linear an der Donau aufgereiht; ganz im Gegensatz zur Provinz Raetia, wo einige der dortigen Einheiten die Nachschubwege und die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum/Augsburg schützen sollten. Die Truppenliste (distributio) in der Notitia Dignitatum zählt die Garnisonen des Dux nach ihrer Wertigkeit und ihrer geographischen Lage (von West nach Ost in Fließrichtung des Stromes) an der Donau auf. Angeführt werden aber offensichtlich nur die pannonischen Militärstützpunkte, die wohl auch Sitz eines befehlshabenden Offiziers waren, d. h. ohne alle damals besetzten Lager (Ufernoricum) oder Wachtürme (burgi), wie z. B. Oberranna. Die Listen für die Grenztruppen an der Donau weisen unterschiedliche und oft widersprüchliche Eintragungen auf. Es ist auch fraglich, ob die der norisch-pannonischen Limitanei über den Zeitraum zwischen 375–378 hinausreichen.[3]

Die Grenze in beiden Provinzen war organisatorisch in zwei Abschnitte geteilt:

  • oberer Abschnitt (partis superioris) und
  • unterer Abschnitt (partis inferioris).

Sie wurden bemerkenswerterweise immer von einer fünften Kohorte gesichert. Laut Karlheinz Dietz handelte es sich dabei wohl um eine Fehlinterpredation des Kürzels CHTV (c[o]h[or]t[i]u[m]) seitens der mittelalterlichen Kopisten der Notitia.[4] Bis um 400 verfügte Ufernoricum laut der Notitia Dignitatum über ein relativ kampfstarkes Heer. Zwei Legionen bildeten dessen Rückgrat,

Zusätzlich waren drei Infanteriekohorten, vier Kavallerieeinheiten und zwei Einheiten berittener Bogenschützen verfügbar. Zusammengerechnet dürften dem Dux im Idealfall rund 10.000 Mann in unterschiedlicher Qualität zur Verfügung gestanden haben.[5] In mehreren Kastellen waren nun auch (den Legionen zugeteilte) Patrouillenschiffe stationiert. Ihre Besatzungen hatten wohl die Funktion einer Art Strompolizei. Ab dem frühen 5. Jahrhundert unterstanden die an der mittleren Donau stationierten Truppen einem Comes Illyrici. Später den für das westliche Illyricum gesondert ernannten Heermeistern. Nach Bericht des Zosimos war um 409 der Magister militum Generidus Oberbefehlshaber der Truppen an der Donau.[6] Sein Zuständigkeitsbereich umfasste Dalmatien, die norisch-pannonischen Provinzen und die beiden Rätien.

In der letzten literarischen Quelle für Ufernoricum, der Vita Sancti Severini, gibt es keine konkreten Hinweise mehr auf das Vorhandensein regulärer Besatzungen in den von Severin aufgesuchten norischen Limeskastellen. Ein übergeordneter Dux oder Comes wird in der Severinsvita ebenfalls nicht erwähnt. Nur in Favianis existierte laut der Vita Sancti Severini bei Ankunft Severins offenbar noch eine reguläre Garnisonstruppe. Sie stand unter dem Befehl eines Tribunen namens Mamertinus.[7] In der Vita ist ansonsten noch von vigiles (= Wächter, die Lauriacum bewachen) und den exploratores (= Späher, die den Feind beobachten) die Rede. Sie könnten Veteranen der beiden norischen Legionen oder von Auxiliareinheiten bzw. deren Nachkommen gewesen sein. Rajko Bratoz nimmt an, dass es sich im 5. Jahrhundert bei den in der Severins Vita erwähnten Wachtrupps in Comagena, Favianis und Batavis[8] bis um 476 nicht um Wehrbauern oder Bürgermilizen, sondern noch um reguläre Einheiten der weströmischen Armee gehandelt hat.[9] In Batavis und Lauriacum wurden sogar neue Einheiten aufgestellt, die vielleicht aus versprengten Limitanei und neu angeworbenen Romanen bestanden. Germanische Foederati wurden dafür anscheinend nicht mehr herangezogen.[10]

Distributio Numerorum

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Laut der ND Occ. standen dem Dux 17 Einheiten (einige in mehreren Standorten genannt) zur Verfügung:[11]

Provinciae Noricum ripense

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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Equites
Equites promoti, Ad Mauros Der Name bedeutet "Ausgewählte Reiter" im Kastell Eferding, A, sie wurden wohl im 3. Jahrhundert aus einer Legion herausgezogen.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, Lacufelicis Eine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Mauer bei Amstetten, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, Lentiae Eine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Linz, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, Arlape Eine Einheit, ursprünglich in Dalmatien ausgehobene, Reiter im Kastell Pöchlarn, A. Auf eine der für Noricum angeführten Dalmatae-Abteilungen könnte sich die Inschrift eines gut erhaltenen Votivaltar aus Putting (D) aus der Zeit von 311-313 beziehen.[12] Die darauf abgebildeten Muskelkürasse und sechseckigen Schilde waren damals wahrscheinlich schon stilistische Archaismen, aber es ist durchaus möglich, dass sie zu dieser Zeit noch vereinzelt in Gebrauch waren. Beachte, dass die Altarinschrift sie schon als Comitatenses bezeichnet, obwohl die Dalmatae unter dem Kommando dieses Dux, alle noch zu den Limitanei zählten.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, Augustianis Eine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Traismauer, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, Comagenis Eine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell von Tulln, A.
Schildzeichen unbekannt

Provincia Pannonia primae

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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Equites - Cuneus
Equites Dalmatae, Ala Nova Eine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Schwechat, A. Für die Spätantike lässt sich – im Zusammenhang mit den Überlieferungen aus der Notitia dignitatum – eine namensgleiche Reitereinheit für das benachbarte Kastell Aequinoctium/Fischamend eindeutig zuordnen.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, Aequinoctoiae Eine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Fischamend, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, Gerolate Eine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Rusovce, SLO.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, Flexo Eine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell Mosonmagyaróvár, HU.
Schildzeichen unbekannt
Equites Mauri, Quadrato Eine Einheit maurischer Reiter, die Lage ihres Kastells ist unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, Arrabonae Eine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell Győr, HU.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, Ad Herculem Eine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Kishegy/Pilismarót (HU), die dort zusammen mit den auxilia Herculensia, der Hilfstruppeninfanterie stationiert waren. Einen weiteren inschriftlichen Nachweis vor Ort lieferte ein von den equites Dalmatae gestifteter Altar,[13] der heute im Depot des Balassa Bálint Múzeums in Esztergom verwahrt wird.[14]
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, Quadriburgio Eine Einheit berittener Bogenschützen, wahrscheinlich in einer Kleinfestung, Quadriburgi, stationiert. Deren geographische Lage ist unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Cuneus equitum Dalmatarum, Flexo Eine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Mosonmagyaróvár, HU.
Schildzeichen unbekannt
Cuneus equitum stablesianorum, Arrabonae Eine Reitereinheit der Provinzgarde im Kastell Győr, HU. Weitere solcher Abteilungen finden sich in der Armee
Schildzeichen unbekannt

Infanterie und Flotte

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Provinciae Noricum ripense

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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Legiones
Praefectus legionis secundae Italicae, Lauriaco Die Legio II Italica war die norische Stammlegion und seit den Markomannenkriegen des Marc Aurel, 171 n. Chr. am oberösterreichischen Donauabschnitt im Lager von Enns, A, stationiert. Vermutlich dienten zwei ihrer Vexillationen,
  • die Lanciarii Lauriacenses (Lanzenwerfer aus Lauriacum), als Pseudocomitatenses in der Armee des Comes Illyrici (98/9.133), während
  • die Secundani Italiciani in der Italienarmee des Magister Peditum und in der Armee des Comes Africae standen.[15]

Die Secundani Italiciani waren möglicherweise die Stammeinheit der Divitenses Gallicani unter dem Magister Militum per Thracias (Ostreich). Es ist möglich, dass die Secundani, eine der legiones comitatenses (21.19) unter dem Magister Militum per Illyricum, ein weiterer Abkömmling der norischen Legion war. Eine andere derartige Vexillation könnten auch die Divitenses seniores in der Italienarmee des Magister Peditum gewesen sein.

Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister peditum: Schildzeichen der Secundani Italiciani
Praefectus legionis secundae Italicae,
partis inferioris
,
Lentiae
Eine Vexillation der Legio II Italica im Kastell Linz, A, die den "unteren Abschnitt" der Donau sicherte.
Schildzeichen unbekannt
Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Cohortis
Tribunus cohortis, Boiodoro Laut norischer Truppenliste in der Notitia dignitatum waren in diesem Kleinkastell eine nicht näher bezeichnete Cohors, vermutlich Angehörige der Ripenses, und einem Tribunen als Lagerkommandant stationiert. Anhand der vor Ort gemachten Funde (Münzen) nimmt man in Fachkreisen an, dass es zwischen 378 und 400 von seiner Besatzung geräumt und aufgegeben wurde, vermutlich weil sie keinen Sold mehr erhielt.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, Asturis In der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Zwentendorf an der Donau, A.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, Cannabiaca In der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Zeiselmauer, A.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, Caratensis Der dort stationierte Tribun befehligte eine Kohorte, die möglicherweise mit den Catarienses ident sind, pseudocomitatenses in der Feldarmee des Comes Illyrici. Wo sich ihr Kastell befand ist bislang unbekannt geblieben.
Schildzeichen unbekannt
Marineeinheiten
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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Classis
Praefectus legionis primae Noricorum militum liburnariorum
et cohortis Quintae,
partis superioris,
Adiuvense
Eine Abteilung Marinesoldaten und die fünfte Kohorte der Legio I Noricorum im Kastell Wallsee, A. Sie sicherten den "oberen Abschnitt" der Donau.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis, Arlapensis et (Co)Maginensis Patrouillenbootflottille der Legio I Noricorum im Kastell von Pöchlarn, A. Ob die beiden, vielleicht selbstständig operierenden, Flottillen in Pöchlarn und Tulln später vereinigt oder nur unter ein gemeinsames Kommando gestellt wurden, ist bis dato unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis Lauriacensis (Lauriacum) Eine Patrouillenbootflottille der Legio II Italica im Legionslager von Enns, A.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis secundae Italicae militum liburnariorum, Ioviaco Eine Abteilung Marinesoldaten der Legio II Italica im Kleinkastell Schlögen, A. Vermutlich befand sich hier auch eine Werft. Sie versahen mit ihren Schiffen wohl den Patrouillendienst auf der Donau.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis liburnariorum primorum Noricorum, Fafianae Eine Abteilung Marinesoldaten der Legio primae Noricorum im Kastell Mautern an der Donau, A. Sie wurde mit ziemlicher Sicherheit zur Verstärkung des norischen Grenzheeres unter Kaiser Diokletian, in der Zeit der ersten Tetrarchie, aufgestellt, da sie erst in den letzten Dekaden des 3. Jahrhunderts in den Quellen auftaucht. Zusammen mit
  • den Lanciarii aus Lauriacum, wurden auch
  • die Lanciarii Comaginenses,

eine im Kastell Comagenis (Tulln) stationierte, mutmaßliche Vexillation der Legio I Noricorum im Krisenfall als Pseudocomitatenses in die Feldarmee des Comes Illyrici eingezogen.[16] Sie scheint jedoch nie Vexillationen für die in der Notitia aufgeführten Feldarmeen abgestellt zu haben, denn keine der diesbezüglichen Einheiten weist eine offensichtliche namentliche Verbindung zu ihr auf.

Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister peditum: Schildzeichen der Lanciarii Comaginenses
Praefectus classis, (Co)Maginensis Eine Patrouillenbootflottille der Legio I Noricorum im Kastell Tulln, A.
Schildzeichen unbekannt

Provinciae Pannonia primae

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Legionen und Marineeinheiten
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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Legiones
Praefectus legionis decimae geminae, Vindomarae Die Soldaten unter den praefecti legionis decimae geminae waren Angehörige der Wiener Stammlegion, der legio X Gemina Pia Fidelis. Ihre Resttruppe stand im frühen 4. Jahrhundert auch noch in Vindomarae (Vindobona/Wien), A, wo diese Legion schon seit dem frühen 2. Jahrhundert nachweisbar ist. Eine ihrer Vexillationen, die decimae geminae, wird in der Notitia Dignitatum unter den Comitatenses des Magister militum per Orientem (Ostreich) angeführt. Eine andere Abteilung der Legion könnte die decimanique fortenses gewesen sein, die bei Ammianus Marcellinus (res gestae 18.9.3) erwähnt wird und bei der Belagerung von Amida im Jahr 359 aufgerieben wurde.
Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister militum per Orientem: Schildzeichen der decimae geminae
Limitanei - Legiones/Classis
Praefectus classis Histricae, Vindomarae Ab der Mittleren Kaiserzeit war Vindobona auch Flottenstützpunkt eines Geschwaders der Donauflotte. In der Notitia Dignitatum ist ein praefectus classis Histricae, [C]Arr[n]unto siue Vindomanae verzeichnet. Die Verlegung der Classis Histricae von Carnuntum nach Vindobona im 4. Jahrhundert brachte wohl auch eine Aufwertung des Standortes mit sich.[17]
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum et
cohortis quintae (der Legio XIIII), partis superior, Carnunto
Die Marinesoldaten der milites liburnarii, befehligt von einem 'Präfekten, sind eine Abteilung von einer der ältesten Legionen in Oberpannonien und wurden offenbar als Marinesoldaten auf Patrouillenschiffen eingesetzt. Nur ihre fünfte Kohorte befand sich in der Spätantike noch in deren einstigen Hauptquartier Bad Deutsch Altenburg, A, wo die Legion seit dem 2. Jahrhundert stationiert war. Eine andere Abteilung lag im Kastell Arrabona, siehe unten. Eine weitere Vexillation, die Quartodecimani(18.17), stand in der Armee des Magister militum per Thracias (Ostreich). Ob die Marineeinheit dieser Legion zu den übrigen Flotteneinheiten zählte, die ebenfalls unter diesem Dux anfgeführt sind, ist unklar.
Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister militum per Thracias: Schildzeichen der Quartodecimani
Praefectus classis Histricae, (C)Arr(n)unto (= Carnuntum) Eine Flottille Patrouillenschiffe, die vermutlich aus der Classis Pannonica hervorgegangen ist und zuerst im Legionslager Bad Deutsch Altenburg, A, stationiert war. Sie wurde im 4. Jahrhundert nach Vindobona (Wien, A) verlegt. (Praefectus classis Histricae, Arrunto siue Vindomanae a Carnunto translata.)
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis decimae et
quartae decimae geminae geminarum militum liburnariorum
,
Arrabonae
Diese im Kastell Győr, HU, liegenden Verbände bestanden aus Liburnarii, die diesen beiden Legionen zugeteilt waren. Die Liburna war ein Schiffstyp, der im Laufe der Zeit zum Synonym für römische Kriegsschiffe wurde. Als Liburnarii bezeichnete man in der Spätantike auch die Besatzungsmitglieder bzw. Marinesoldaten solcher Flusskampfschiffe. Laut der Notitia verfügten vier Donau-Legionen über solche Liburnariieinheiten: die
Schildzeichen unbekannt
Kohorten und Föderaten
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Offiziere/Einheit/Kastelle Bemerkung Abbildung
Limitanei - Cohortes
Tribunus cohortis, Arrianis In der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Klosterneuburg, A.
Schildzeichen unbekannt
Gentes
Tribunus gentis Marcomannorum Der Offizier befehligte ein Aufgebot markomannischer Foederaten (Volk nach der Verfassung = „populus“; Volk nach Abstammung = „gens“). Der Stationierungsort des Tribunen wird in der Notitia nicht angegeben. Seine Residenz wird im Nahebereich des Legionslagers Vindobona bzw. auf dem Oberleiser Berg, nördlich der Donau im Barbaricum vermutet. Die Vita Sancta Ambrosii Mediolanensis Episcopi erwähnt einen Briefwechsel zwischen der Markomannenherrscherin Fritigil und Bischof Ambrosius von Mailand. Ambrosius gab ihr darin den Rat, das ihr Mann sich in den Dienst der Römer stellen sollte. Diese Episode bringt man in der Forschung gern mit diesem Markomannentribunen in Verbindung. Er ist ein Hinweis auf den Übertritt ganzer markomannischer Stammesverbände ins Römische Reich (receptio), die dann wohl in Ufernoricum, bei Wien, im Burgenland und Westungarn angesiedelt wurden. Ihre Kämpfer sollten als Foederaten wahrscheinlich den Grenzschutz zwischen Vindobona und Carnuntum verstärken. Vielleicht stammt auch die in der Severinsvita (vor 467) erwähnte Foederatengarnison in Comagena (Tulln) von diesen Kriegern ab.[18]
Schildzeichen unbekannt
  1. Officium autem habet idem vir spectabilis dux hoc modo
  2. Orsolya Heinrich-Tamáska (Hrsgb.): Keszthely-Fenekpuszta im Kontext Spätantiker Kontunitärsforschung Zwischen Noricum Und Moesia. Castellum Pannonicum Pelsonense Vol. 2, Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaftliches Zentrum, Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. Balatoni Múzeum (Balatoni-Museum) Verlag Marie Leidorf GmbH, Budapest • Leipzig • Keszthely • Rahden/Westf. 2011. Darin: Peter Scherrer: Noricum in der Spätantike – Zu den Forschungen des vergangenen Jahrzehnts (mit einem Beitrag von Bernhard Schrettle), S. 105.
  3. Hannsjörg Ubl 1982. Zuerst die Reiterverbände, dann die Legionskohorten und Flottillen und am Schluß die Grenzwächter.
  4. Dietz 1993, S. 298 und 312.
  5. Peter Heather 2011, S. 470.
  6. Zosimos 5, 46, 2.
  7. S. Jilek: Zur Truppengeschichte von Mautern. In: Das Kastell Mautern-Favianis (= Der Römische Limes in Österreich Band 39). Wien 2000, S. 353–362.
  8. Vita Sancti Severini 1, 4; 4, 2; 20, 1.
  9. Rajko Bratoz 1983.
  10. Peter Stadler 1988, S. 298.
  11. sub dispositione
  12. CIL 03, 11771 EQQ DALM AQUESIANIS COMIT d. h. „Eqq(uitum) Dalm(atarum) Aqu[a]esianis comit(atensium)“
  13. Endre Tóth: Die spätrömische Militärarchitektur in Transdanubien. In Archaeologiai Értesitő 134, 2009, S. 42. (Fußnote)
  14. AE 1990, 00822
  15. ND occ.: V.
  16. Notitia Dignitatum Occ. 5, 109; 5, 110; 5, 259; 7, 58–59.
  17. Notitia Dign. Occ. 34,28
  18. ND occ. XXXIV, 24, Paulinus, vit. Ambros. 36, Gassner/Pülz 2015, S. 123–124, Lafer 2003, S. 266–267.
  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2.
  • Hannsjörg Ubl: Österreich in römischer Zeit. In: Severin: Zwischen Römerzeit und Völkerwanderung. Ausstellungskatalog Linz 1982, S. 99–107.
  • Die Römer an der Donau, Noricum und Pannonien. Ausstellungskatalog Landesausstellung Schloß Traun, Petronell/NÖ 1973. Darin: Herma Stiglitz: Militär und Befestigungen am österreichischen Limes. S. 45ff, Sándor Soproni: Militär und Befestigungen am pannonischen Limes. S. 59ff.
  • Zsolt Visy: Historischer Überblick. In: Von Augustus bis Attila. Leben am ungarischen Donaulimes. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 11.
  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6, S. 241.
  • Herwig Wolfram: Salzburg, Bayern, Österreich: Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1995, ISBN 3-486-64833-0, S. 108.
  • Michael S. DuBois: Auxillae: A Compendium of Non-Legionary Units of the Roman Empire. Lulu Press 2015, ISBN 978-1-329-63758-0.
  • Rajko Bratoz: Severinus von Noricum und seine Zeit. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, Philosophisch-Historische Klasse: Denkschriften, ISBN 3-7001-0584-3.
  • Peter Stadler: Die Bevölkerungsstrukturen im 5. Jahrhundert in Österreich nach Eugippius und den archäologischen Quellen. In: Germanen, Hunnen und Awaren. Ausstellungskatalog Nürnberg und Frankfurt, 1988. homepage.univie.ac.at PDF
  • Karlheinz Dietz: Cohortes, ripae, pedaturae. Zur Entwicklung der Grenzlegionen in der Spätantike. Selbstverlag des Seminars für Alte Geschichte, Würzburg 1993.
  • Renate Lafer: Barbaren in der Grenzverteidigung des mittleren Donauabschnittes: Das Beispiel von Noricum und Pannonien. In: Visy Zsolt (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies. Universität Pécs, Pécs 2003.
  • Michael Zerjadtke: Das Amt ›Dux‹ in Spätantike und frühem Mittelalter: Der ›ducatus‹ im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung. Walter de Gruyter, 2018. [1]
  • Orsolya Heinrich-Tamáska (Hrsgb.): Keszthely-Fenekpuszta im Kontext Spätantiker Kontunitärsforschung Zwischen Noricum Und Moesia. Castellum Pannonicum Pelsonense Vol. 2, Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaftliches Zentrum, Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. Balatoni Múzeum (Balatoni-Museum) Verlag Marie Leidorf GmbH, Budapest • Leipzig • Keszthely • Rahden/Westf. 2011. Darin: Peter Scherrer: Noricum in der Spätantike – Zu den Forschungen des vergangenen Jahrzehnts (mit einem Beitrag von Bernhard Schrettle).
  • Der Römische Limes in Österreich
  • Der römische Limes in der Slowakei. Archiviert vom Original am 1. Februar 2011; abgerufen am 7. März 2018.
  • Der Dux in der Notitia Dignitatum (englisch)
  • Notitia Dignitatum
  • Das Lusoria-Projekt der Universität Regensburg