Traganth

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Traganth

Traganth (auch Tragant, Tragakant, Tragantgummi, Gummitragant) ist ein Gummi[1] bzw. ein natürliches Polysaccharid. Es besteht aus dem nach dem Einritzen von Stämmen und Zweigen austretenden und eintrocknenden Pflanzensaft von strauchigen Vertretern der Schmetterlingsblütler-Gattung Tragant (Astragalus), Astragalus gummifer, Astragalus bustillosii und Astragalus tragacantha sowie von Astracantha adscendens, Astracantha microcephala, Astracantha kurdica und Astracantha strobilifera, welche vormals zur Gattung Astragalus gehörten.

Astragalus gummifer und eingeschnittener Zweig mit Ausscheidungen

Der Name Traganth, aus lateinisch tragacanthum (auch dragagantum), tragacantha, laut Zekert der Gummisaft verschiedener Astragalusarten,[2] von griechisch tragákantha, ‚Bockshorn‘, setzt sich aus altgriechisch τράγος (trágos; Ziegenbock) und ἄκᾰνθος (ákanthos, lateinisch „acanthus“, „Dornblume“, von ákantha, Stachel, Dorn) zusammen; er bezieht sich auf die dornigen Pflanzen und die ziegenbockhörnigen Gummi-Ausscheidungen.[3][4]

Ein ähnliches Gummi, Karaya (Indischer Traganth), das von Arten aus der Gattung der Stinkbäume (Sterculia spp.) produziert wird, findet ebenso wie Kutira-Gummi, das von dem Schneckensamenbaum (Cochlospermum religiosum Syn.: Cochlospermum gossypium) abgeschieden wird, oft als Surrogat Verwendung. Falschen Traganth oder Pseudotraganth liefert auch z. B. Albizia adianthifolia und Moringa oleifera.[5][6]

Bereits in der Bibel findet Traganth Erwähnung (vgl. Gen 37,25 EU und Gen 43,11 EU).

Traganth ist gummiartig. Das gummiartige Gemisch setzt sich aus Polysacchariden und Estern zusammen und wird als säure- und hitzestabiles Verdickungsmittel in Lebensmitteln eingesetzt.[7] Es besteht zu 60–70 % aus Tragacanthin (auch Tragacanthinsäure oder Traganthin) und zu 30–40 % aus Bassorin (auch Traganthinsäure). Tragacanthin ist ein wasserlösliches Polysaccharid und besteht in der Hauptkette aus D-Galacturonsäure und D-Xylose, in den Seitenketten aus L-Fucose sowie D-Galactose. Das wasserunlösliche, aber in Wasser gut quellbare Bassorin ist aus L-Arabinose, D-Galactose, L-Rhamnose und dem Methylester der D-Galacturonsäure aufgebaut.[7]

Traganth ist farblos bis dunkelbraun, durchscheinend, geruch- und geschmacklos, zäh und schwer pulverisierbar. Er erscheint in blattartigen, bandartigen oder sichelförmigen flachen, nur etwa 1 bis 3 mm dicken und mindestens 0,5 cm breiten oft gestreiften Stücken (diese werden Maftuli genannt) oder als ovale und spröde Flocken mit einer Dicke von 10 bis 50 mm (diese werden Kharmani genannt). Jede Sorte wird auf der Grundlage von Farbe, Viskosität und Dicke in mehrere Grade klassifiziert. Große Flocken und lange Bänder mit heller Farbe sind die besten Sorten. Nur eine Sorte wird üblicherweise pro Standort hergestellt.[8][9][10]

Traganth stammt hauptsächlich aus Iran, der Türkei, Indien und Afghanistan.

Als Füllstoff, Stabilisator, Verdickungsmittel oder Geliermittel wird es z. B. Salatsaucen, Backwarenfüllungen und Speiseeis zugesetzt. Es wird Dekormassen wie Blüten- und Modellierpasten beigefügt, um ihnen die erforderliche Elastizität zu verleihen.

Als Bindemittel wird es in der Aquarellmalerei verwendet.[11]

Im Tierversuch zeigte es sich problematisch im Hinblick auf Allergien.[12]

Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 413[13] ohne Höchstmengenbeschränkung (quantum satis) für Lebensmittel allgemein zugelassen.[12]

Traganth (bei Paracelsus Tragagantum[14] genannt) wurde auch in der Heilkunde verwendet. Es wirkt immunstimulierend und entzündungshemmend und diente auch als Füll- und Verdickungsmittel.[15]

Traganth wurde 1890 dazu verwendet, die Reliquie des Heiligen Rocks zu konservieren. Allerdings verfärbte es sich braun und wurde spröde. Um das Gewebe dennoch flexibel zu halten, musste die Luftfeuchtigkeit erhöht werden, was zu einer höheren Schimmelgefahr führte.[16]

Einzelnachweise

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  1. G. A. Buchheister, Georg Ottersbach: Handbuch der Drogisten-Praxis. 16. Auflage, Springer, 1949, ISBN 978-3-642-49131-3 (Reprint), S. 334–338.
  2. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 157 (Tragacantha).
  3. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, 1976, ISBN 978-3-0348-7651-3 (Reprint), S. 367.
  4. Alois Walde: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage, besorgt von Johann Baptist Hofmann, 3 Bände, Heidelberg 1938–1965, Band 2, S. 697.
  5. Amos Nussinovitch: Plant Gum Exudates of the World. CRC Press, 2010, ISBN 978-1-4200-5224-4, S. 227.
  6. E. F. Anthon: Handwörterbuch der chemisch-pharmazeutischen, technisch-chemischen und pharmakognostischen Nomenklaturen. Zweite Auflage, Schrag, 1861, S. 149.
  7. a b Eintrag zu Tragant. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 22. Februar 2013.
  8. Robert Jaretzky: Lehrbuch der Pharmakognosie. 2. Auflage, Vieweg, 1949, ISBN 978-3-663-03153-6, S. 20 ff.
  9. Roy L. Whistler, James N. BeMiller: Industrial Gums: Polysaccharides and Their Derivatives. 3nd. Ed., Academic Press, New York, 1993, ISBN 978-0-12-746253-0, S. 289–99.
  10. Raymond E. Kirk, Donald F. Othmer: Kirk-Othmer Encyclopedia of Chemical Technology. Vol. XII, 4th. Ed., Wiley, New York, 1994, ISBN 978-0-471-52681-0, S. 853.
  11. Winfried Nerdinger: Elemente künstlerischer Gestaltung. Martin Lurz Verlag, München 1986, ISBN 3-87501-077-9, S. 194 f.
  12. a b zusatzstoffe-online.de: E 413 - Traganth.
  13. Eintrag zu E 413: Tragacanth in der Europäischen Datenbank für Lebensmittelzusatzstoffe, abgerufen am 6. August 2020.
  14. Friedrich Dobler: Die chemische Fundierung der Heilkunde durch Theophrastus Paracelsus: Experimentelle Überprüfung seiner Antimonpräparate. In: Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, Neue Folge, 10, 1957, S. 76–86, hier: S. 80.
  15. Eva Shenia Shemyakova: ‘Des Juden buch von kreuczenach’. Untersuchung und Edition des Rezeptteils des Heidelberger Cpg 786. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 207–265, hier: S. 225.
  16. Ein Gewand mit vielen Schichten In: Trierischer Volksfreund. vom 21. Februar 2012.