Alleinregierung

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Alleinregierung (auch Einparteienregierung) bezeichnet in den Staatswissenschaften eine Form der Regierungsbesetzung in parlamentarischen und semi-präsidentiellen Regierungssystemen.

Man versteht darunter eine Regierung, deren Regierungsmehrheit nur auf einer einzigen Parlamentsfraktion basiert. Eine ähnliche Definition lautet, dass die Mitglieder der Regierung nur von einer einzigen politischen Partei gestellt werden, was in der Regel zutrifft; jedoch können auch Parteilose einer Regierung angehören oder sogar Mitglieder anderer Parteien, die aufgrund ihrer Fachkompetenz berufen werden, ohne dass mit dieser Partei eine förmliche Koalitionsvereinbarung besteht.

Zu unterscheiden ist die Alleinregierung von der Koalitionsregierung, in der die Regierungsmitglieder von mehreren Parteien gestellt werden und der Allparteienregierung, in der die Regierung von allen im Parlament vertretenen Parteien gestellt wird und somit keine Opposition vorhanden ist. Bei einer Alleinregierung verfügt die regierungsbildende Partei meist auch über die absolute Mehrheit der Mandate im Parlament. Ist dies nicht der Fall, spricht man im Allgemeinen von einer Minderheitsregierung. Alleinregierungen sind in Staaten mit Verhältniswahlrecht selten, da meist keine Partei über die notwendige absolute Mehrheit der Mandate verfügt. In Staaten mit Mehrheitswahlrecht ist eine Regierung, deren Mitglieder nur von einer Partei gestellt werden, der Regelfall; eine besondere Bezeichnung dieser Normalität mit dem Begriff „Alleinregierung“ ist daher ungebräuchlich.

Alleinregierungen in Deutschland und Österreich nach 1945

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In Österreich regierte zuletzt die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) von 1970 bis 1983 alleine, davon in der XII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates (1970 bis 1971) als Minderheitsregierung. Zuvor bildete die Österreichische Volkspartei (ÖVP) von 1966 bis 1970 eine Alleinregierung. In Deutschland erreichten die Unionsparteien CDU und CSU bei der Bundestagswahl 1957 zwar eine absolute Mehrheit der Mandate, dennoch wurde die seit 1949 bestehende Zusammenarbeit mit der Deutschen Partei (DP) fortgesetzt. Nach dem Austritt der Bundesminister Hans-Joachim von Merkatz und Hans-Christoph Seebohm aus der DP-Fraktion am 1. Juli 1960 und ihrem Eintritt in die CDU/CSU-Fraktion am 20. September 1960 bestand bis zum Ende der 3. Wahlperiode im Jahr 1961 eine Alleinregierung der CDU/CSU.[1]

Zwei weitere Alleinregierungen der Bundesrepublik Deutschland bestanden nur wenige Wochen als Minderheitsregierungen, jeweils nachdem die Freie Demokratische Partei (FDP) die Zusammenarbeit mit ihrem größeren Koalitionspartner beendet hatte:

  • vom 28. Oktober bis zum 1. Dezember 1966: Minderheitsregierung der CDU/CSU unter Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU)
  • vom 17. September bis zum 1. Oktober 1982: Minderheitsregierung der SPD unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD)

Alleinregierungen in deutschen Bundesländern nach 1945

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 und der anschließenden Wiederherstellung der deutschen Länder kam es in fast allen westdeutschen Ländern und später auch in fast allen ostdeutschen Ländern mindestens einmal zu Alleinregierungen; die wenigen Ausnahmen bilden Mecklenburg-Vorpommern sowie die ehemaligen Länder Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern.

Alleinregierungen in den deutschen Ländern seit 1945 1
Land Alleinregierung durch Zeitraum Regierungschef Anmerkung
Baden BCSV 1948–1952 Leo Wohleb
Baden-Württemberg CDU 1972–1992 Hans Filbinger (1972–1978)
Lothar Späth (1978–1991)
Erwin Teufel (1991–1992)
Bayern CSU 1947–1950 Hans Ehard Von 1946 bis 1947 bestand trotz absoluter Mehrheit der CSU im Bayerischen Landtag eine Koalitionsregierung mit der SPD
1966–2008 Alfons Goppel (1966–1978)

Franz Josef Strauß (1978–1988)
Max Streibl (1988–1993)
Edmund Stoiber (1993–2007)
Günther Beckstein (2007–2008)

Von 1962 bis 1966 bestand trotz absoluter Mehrheit der CSU im Bayerischen Landtag eine Koalitionsregierung mit der BP
2013–2018 Horst Seehofer (2013–2018)
Markus Söder (2018)
Berlin SPD 1971–1975 Klaus Schütz Von 1955 bis 1971 bestanden trotz absoluter Mehrheit der SPD im Abgeordnetenhaus von Berlin
Koalitionsregierungen:
  • 1955–1963: SPD, CDU
  • 1963–1971: SPD, FDP
CDU 1981–1983 Richard von Weizsäcker Minderheitsregierung
Brandenburg SPD 1994–1999 Manfred Stolpe
Bremen SPD 1971–1991 Hans Koschnick (1971–1985)
Klaus Wedemeier (1985–1991)
Von Juni bis Dezember 1971 als Minderheitsregierung nach dem Bruch der Koalition von SPD und FDP. Von 1955 bis 1967 bestanden trotz absoluter Mehrheit der SPD in der Bremischen Bürgerschaft
Koalitionsregierungen:
  • 1955–1959: SPD, CDU, FDP
  • 1959–1967: SPD, FDP
Hamburg SPD 1950–1953 Max Brauer Von 1946 bis 1950 bestanden trotz absoluter Mehrheit der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft
Koalitionsregierungen:
  • 1946–1948: SPD, FDP, KPD
  • 1948–1950: SPD, FDP
1966–1970 Herbert Weichmann Von 1957 bis 1966 sowie von 1970 bis 1974 bestanden trotz absoluter Mehrheit der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft Koalitionsregierungen mit der FDP
1978–1987 Hans-Ulrich Klose (1978–1981)

Klaus von Dohnanyi (1981–1987)

Davon Minderheitsregierungen:
  • Juni 1982 bis Januar 1983
  • November 1986 bis September 1987
1991–1993 Henning Voscherau
CDU 2004–2008 Ole von Beust
SPD 2011–2015 Olaf Scholz
Hessen SPD 1951–1955 Georg-August Zinn
1967–1970 Georg-August Zinn (1967–1969)

Albert Osswald (1969–1970)

Von 1963 bis 1967 bestand trotz absoluter Mehrheit der SPD im Hessischen Landtag eine Koalitionsregierung mit der GDP/BHE
1982–1985

1987

Holger Börner Minderheitsregierungen
CDU 2003–2009 Roland Koch Minderheitsregierung: April 2008 bis Februar 2009
Niedersachsen SPD 1970–1974 Alfred Kubel
CDU 1976–1977

1978–1986

Ernst Albrecht Minderheitsregierung: Februar 1976 bis Januar 1977
SPD 1994–2003 Gerhard Schröder (1994–1998)

Gerhard Glogowski (1998–1999)
Sigmar Gabriel (1999–2003)

Nordrhein-Westfalen CDU 1950 Karl Arnold Minderheitsregierung als Übergangskabinett: August bis September 1950
1958–1962 Franz Meyers
SPD 1980–1995 Johannes Rau
Rheinland-Pfalz CDU 1947 Wilhelm Boden Minderheitsregierung
1971–1987 Helmut Kohl (1971–1976)

Bernhard Vogel (1976–1987)

Von 1955 bis 1963 bestand trotz absoluter Mehrheit der CDU im Landtag Rheinland-Pfalz eine Koalitionsregierung mit der FDP
SPD 2006–2011 Kurt Beck
Saarland CVP 1951–1952
1954–1955
Johannes Hoffmann
CDU 1970–1977 Franz-Josef Röder Minderheitsregierung: Juli 1975 bis März 1977
SPD 1985–1999 Oskar Lafontaine (1985–1998)

Reinhard Klimmt (1998–1999)

CDU 1999–2009 Peter Müller
SPD seit 2022 Anke Rehlinger
Sachsen CDU 1990–2004 Kurt Biedenkopf (1990–2002)

Georg Milbradt (2002–2004)

Sachsen-Anhalt SPD 1998–2002 Reinhard Höppner Minderheitsregierung
Schleswig-Holstein SPD 1947–1950 Hermann Lüdemann (1947–1949)

Bruno Diekmann (1949–1950)

CDU 1971–1988 Gerhard Stoltenberg (1971–1982)

Uwe Barschel (1982–1987)
Henning Schwarz (kommissarisch, 1987–1988)

Minderheitsregierung: Oktober 1987 bis Mai 1988
SPD 1988–1996 Björn Engholm (1988–1993)

Heide Simonis (1993–1996)

Thüringen CDU 1999–2009 Bernhard Vogel (1999–2003)

Dieter Althaus (2003–2009)

1 
In den heutigen deutschen Ländern; ohne die auf dem Gebiet der SBZ/DDR bestehenden Länder von 1945 bis zu ihrer Auflösung 1952.
Wiktionary: Alleinregierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Peter Schindler: Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1999. Gesamtausgabe in drei Bänden. Hrsg.: Verwaltung des Deutschen Bundestages; Abteilung Wissenschaftliche Dienste / Referat Parlamentsgeschichtliche Dokumentation. Band 1. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-5928-5, S. 1127.