Afroschweizer
Afroschweizer oder Afro-Schweizer ist eine Bezeichnung für Menschen mit Schweizer Staatsbürgerschaft und Herkunft aus Subsahara-Afrika.[1][2]
Der offiziellen Schweizer Bevölkerungsstatistik zufolge lebten 2007 insgesamt 66.599 Einwanderer aus Afrika in der Schweiz (0,9 % der Gesamtbevölkerung bzw. 4,5 % der in der Schweiz lebenden Ausländer).[3]:S. 72
Bereits im Jahre 2008 waren insgesamt 30 % der in der Schweiz lebenden Afrikaner Asylbewerber.[3]:S. 14
In der Schweiz lebende Afrikaner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2007 wurden 51.867 Personen mit einer afrikanischen Nationalität als ständige Einwohner der Schweiz eingestuft.
Diese Zahl hat sich von 1980 bis 2007 verfünffacht (durchschnittlicher Anstieg 6 % pro Jahr, Verdopplungszeit 12 Jahre).
Da in der Volkszählung keine ethnische Herkunft erfasst wird, gibt es keine offizielle Angaben zur Zahl der eingebürgerten Schweizer Staatsbürger afrikanischer Herkunft. Für einige afrikanische Staaten gibt es inoffizielle Schätzungen. So wird geschätzt, dass 1995 mehr als 1.500 Einwanderer aus den Kapverdischen Inseln in der Schweiz lebten.[4]
Verteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nord- und Nordostafrikaner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nordafrika: 19.496 (1980: 6.205)
- Ostafrika: 9.578 (1980: 1.597)
Die grösste Gruppe von Einwanderern nordafrikanischer Herkunft stammt aus Tunesien.[5]
Subsaharische Afrikaner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zentralafrika: 11.006 (1980: 860)
- Westafrika: 10.187 (1980: 1.390)
- Südliches Afrika: 1.600 (1980: 487)
Der Grund für die überdurchschnittliche Zunahme der aus Zentralafrika stammenden Schweizer Einwohner ist die Einwanderung aus Angola, Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo.[5]
Einwanderung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast ein Drittel der in der Schweiz lebenden Afrikaner sind Asylbewerber. Ausserdem leben in der Schweiz Asylbewerber als sans papiers, die dort geblieben sind, nachdem ihr Asylantrag abgelehnt wurde; ihre Zahl ist unbekannt.
2009 stieg die Zahl der Asylanträge von Nigerianern steil an. Im April 2010 gab der Direktor des Bundesamtes für Migration, Alard du Bois-Reymond, eine Erklärung zur grossen Zahl möglicherweise unbegründeter Asylanträge von Nigerianern ab. Du Bois-Reymond sagte, dass 99,5 % der Asylbewerber nigerianischer Herkunft Kriminelle seien, die das Asylsystem ausnutzen wollten und in die Schweiz einreisten, um sich als Kleinkriminelle zu betätigen und mit Drogen zu handeln.[6] Der nigerianische Botschafter in Bern, Martin Ihoeghian Uhomoibhi, verurteilte Boi-Reymonds Erklärung als eine ungerechtfertigte Verallgemeinerung.[7]
Die Frage der Repatriierung wird in der Schweizer Politik regelmässig im Kontext der "Einwandererkriminalität" aufgegriffen, z. B. im Zusammenhang mit einer Welle der Kriminalität im Genfer Landkreis Pâquis, an der überwiegend Algerier beteiligt waren, oder im Zusammenhang mit den landesweiten Aktivitäten der Nigeria-Connection. Die Schweiz hat mehrere Repatriationsvereinbarungen mit afrikanischen Staaten abgeschlossen. Auch mit Algerien gibt seit 2006 es ein solches Abkommen; wegen der Weigerung Algeriens, Zusatzprotokolle zu ratifizieren, ist es allerdings ins Stocken geraten. Mit Guinea, der Demokratischen Republik Kongo und Sierra Leone hat die Schweiz technische Rückübernahmeabkommen für die Repatriierung abgelehnter Asylbewerbern getroffen.[8] Auch mit Nigeria gibt es eine Repatriationsvereinbarung, diese wurde jedoch von Nigeria nach dem Tod eines nigerianischen Staatsbürgers während einer erzwungenen Repatriation im März 2010 ausgesetzt.[9]
Bekannte Einwanderer aus Afrika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bekannte Einwanderer aus Afrika sind vor allem im Sport und besonders im Fussball anzutreffen, z. B. Gelson Fernandes, Oumar Kondé, Mobulu M’Futi, Blaise Nkufo, Cédric Tsimba, Johan Djourou, Breel Embolo. Der erste Schweizer, der jemals in der NBA gespielt hat, ist Thabo Sefolosha, der Sohn eines Südafrikaners.
Ebenfalls bekannt ist der aus Angola emigrierte Ricardo Lumengo, der bei den Schweizer Parlamentswahlen 2007 in den Nationalrat gewählt wurde. Mandy Abou Shoak, deren Familie aus dem Sudan stammt, ist Politikerin der Sozialdemokratischen Partei und Menschenrechtsaktivistin. Seit 2023 ist sie Mitglied im Zürcher Kantonsrat.[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ein Gespräch mit Rapper Nativ: «Diese Revolution beginnt in unseren Köpfen». 17. Juni 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
- ↑ Wie lebt es sich als Afro-Schweizer? Dieser Dokfilm zeigt es. Abgerufen am 24. Juli 2020.
- ↑ a b Bundesamt für Statistik (BFS): Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz – Bericht 2008 ( vom 2. August 2013 im Internet Archive; PDF; 1,17 MB)
- ↑ umassd.edu: 1995 Cape Verdean Diaspora Population Estimates ( vom 29. August 2009 im Internet Archive) (englisch)
- ↑ a b BFS: Ständige ausländische Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeit, 1980 bis 2011 ( vom 16. Januar 2013 im Internet Archive; Excel-Datei, 239 KB)
- ↑ Task-Force gegen Asylmissbrauch ( des vom 23. Juli 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 11. April 2010.
- ↑
Nigerianer rascher zurückführen. NZZ 11. April 2010.
Nigerianischer Botschafter verlangt Aussprache mit Schweizer Bundesamtschef. 29. April 2010 - ↑ Refugee repatriation debate rears its head; Debatte um die Repatriierung von Flüchtlingen (englisch) ( des vom 29. September 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. swissinfo.ch vom 4. März 2010.
- ↑ Nigeria setzt Ausschaffung faktisch ausser Kraft 16. April 2010.
- ↑ Kantonsrat Zürich. Abgerufen am 19. August 2024.