Friedrich Halm

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Friedrich Halm, Lithographie von Joseph Kriehuber 1858
Friedrich Halm. Grafik von Adolf Neumann.
Grabstätte von Friedrich Halm

Friedrich Halm (eigentlich Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen; * 2. April 1806 in Krakau; † 22. Mai 1871 in Wien) war ein österreichischer Dichter, Novellist und Dramatiker. Er gilt als literarischer Repräsentant der sogenannten Makart-Zeit.[1]

Seine Eltern waren der Staats- und Konferenzrat Freiherr Cajetan Michael Joseph von Münch-Bellinghausen (1776–1831) und dessen erste Ehefrau die Freiin Theresia von Deuster (1783–1810). Sein Onkel war Joachim Graf Münch-Bellinghausen, der Eigentümer der Güter Merkenstein und Gainfarn in Bad Vöslau.

Er besuchte zunächst das Stiftsgymnasium Melk und das Schottengymnasium in Wien. Bereits mit 13 Jahren begann er an der Universität Wien ein Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften. Mit 20 Jahren trat er beim k. k. Fiskalamt in Linz in den Staatsdienst ein, heiratete und brachte es mit 34 Jahren bis zum Regierungsrat. Auf seine lange Zeit geheim gehaltenen literarischen und poetischen Bestrebungen hatte sein Lehrer, der Ästhetiker Michael Leopold Enk von der Burg, bedeutenden Einfluss. 1835 wurde von Münch-Bellinghausens Erstlingswerk Griseldis unter dem auch später beibehaltenem Pseudonym Friedrich Halm mit großem Erfolg aufgeführt.

1845 übernahm er mit dem Titel eines Hofrats die erste Kustosstelle an der k. k. Hofbibliothek, um die er sich mit wichtigen Reformen verdient machte. 1865 bis 1869 war er Vorsitzender des Verwaltungsrats der Deutschen Schillerstiftung. 1866 wurde er Geheimrat mit dem Titel Exzellenz, 1867 Präfekt der Hofbibliothek mit Aufsicht über die Sammlungen des Hofes. 1869 bis 1871 leitete er als Generalintendant die beiden Wiener Hoftheater und war mit der Burgschauspielerin Julie Rettich eng befreundet.

Er heiratete am 28. September 1826 Sophia von Schloißnigg (1804–1874), eine Tochter des Direktors der österreichischen Nationalbank Freiherren Franz von Schloißnigg (1777–1850) und der Freiin Anna Liedel de Well (* 25. März 1776; † 4. März 1822). Das Paar hatte eine jung verstorbenen Sohn, sowie eine Tochter:

Laut Augsburger Tagblatt wurde Halm 1846 vom französischen König Louis-Philippe I. zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.[2]

Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 100). Im Jahr 1876 wurde in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) die Halmgasse nach ihm benannt.

Eine von Viktor Tilgner angefertigte Marmorbüste Halms steht in der nördlichen Feststiege des Wiener Burgtheaters, eine ebenfalls von Tilgner angefertigte Porträtbüste Halms ist seit 1888 Teil der Fassadendekoration des Burgtheaters.

Als Dramatiker gehört er in der Nachfolge Franz Grillparzers zu den beliebtesten Bühnenautoren seiner Zeit. Er hatte auf dem Theater sogar mehr Erfolg als dieser und orientierte sich gleichfalls am spanischen Drama. Seine teils durchaus sensationellen Theaterstücke sind heute zum Großteil in Vergessenheit geraten, von Interesse bleiben nach wie vor die von Heinrich von Kleist und der italienischen Novellistik beeinflussten Erzählungen, vor allem die sehr frühe Novelle Das Auge Gottes über die seelische Selbstzerstörung eines gottverleumdenden Ritters, und das novellistische Meisterstück Das Haus an der Veronabrücke über den Verlust der Menschlichkeit infolge eines Wahnes. Die Gefahr der Monomanie ist eines der beständigen Kernthemen der Novellistik Friedrich Halms, und auf diesem novellistischen Felde ist er ein Meister der tiefschürfendsten seelischen Darstellung.

  • Gedichte, 1850. online
  • Gesammelte Werke, 8 Bde., 1856–1864
  • Erzählungen
  • Constantin von Wurzbach: Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Joseph Freiherr von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 19. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 421–441 (Digitalisat).
  • Anton Schönbach: Halm, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 718–725.
  • Hermann Schneider: Friedrich Halm und das spanische Drama. Mayer und Müller, Berlin 1909.
  • Hermann Petersen: Friedrich Halm „Der Fechter von Ravenna“. Marburg an der Lahn: Univ. Diss. 1910.
  • Gerhard Boden: Der Stil in den Dramen Friedrich Halms. Arbeiterdruckerei, Görlitz 1911 Dissertation Königliche Universität Greifswald, Philosophische Fakultät 1911.
  • Charlotte Reinecke: Studien zu Halms Erzählungen und ihrer Technik. Mohr, Tübingen 1912.
  • Paul Lambertz: Der fünffüßige Jambus in den Dramen Friedrich Halms (Eine metrische Untersuchung). Kassel 1914.
  • Rudolf Peltz: Halm und die Bühne. Münster i. W.: Univ. Diss. 1925.
  • Curt Vancsa: Neue Beiträge zur Würdigung Friedrich Halms. Wien: 1927.
  • Charlotte Muenster: Münch-Bellinghausen (Friedrich Halm) als Intendant des Wiener Burgtheaters. Wien: Univ. Diss. 1943.
  • Karl Nahlik: Friedrich Halm und das Burgtheater. Wien: Univ. Diss. 1948.
  • Dietrich Arendt: Das novellistische Werk Friedrich Halms. Marburg: Univ. Diss. 1953.
  • Kurt Vancsa: Halm, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 569 (Digitalisat).
  • Edward Henry Siebert: A Typology of Friedrich Halm's dramas. OCLC 34041601 (Thesis 4238 – Dissertation Phil. University of Connecticut 1973, 180 Seiten).
  • M. Enzinger: Münch von Bellinghausen Eligius Franz Josef Frh.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 434.
  • Tony Richard Page: Friedrich Halm's ‚Das Auge Gottes‘. An Analysis of the Complete Text. Oxford [1988], OCLC 43126328 (Dissertation Phil. University of Oxford 1988, 2 Bände, 373, 131 Seiten, englisch).
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 1874, S.476

Bestand in den Katalogen der Österreichischen Nationalbibliothek Wien

Commons: Friedrich Halm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Friedrich Halm – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Kurt Vancsa: Halm, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 569 (Digitalisat).
  2. Augsburger Tagblatt, No. 134. Samstag 16. Mai 1846, S. 593: "Der Verfasser der Griseldis, des Sohns der Wildniß u. s. w., Friedrich Halm (Freiherr v. Münch=Bellinghausen) ist von dem König der Franzosen an dessen jüngstem Namenstage zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden." Als Digitalisat [1], abgerufen am 31. August 2020.