Emil Racoviță

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Emil Racoviță
Emil Racoviță, 1935
Briefmarkenausgabe zum 100. Geburtstag Racovițăs (Rumänien 1968)

Emil Racoviță (* 15. November 1868 in Iași; † 17. November 1947 in Cluj) war ein rumänischer Biologe, Botaniker und Begründer der Biospeläologie (Höhlenforschung). Er war Mitglied und Präsident (1926–1929) der Rumänischen Akademie der Wissenschaften und Professor der Universität von Cluj.

Herkunft und Ausbildung

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Emil Racoviță entstammte der bedeutenden moldauischen Aristokratenfamilie Racoviță, deren Mitglieder im 18. Jahrhundert mehrfach den moldauischen und walachischen Thron bestiegen: Mihai Racoviță, Constantin Racoviță und Ștefan Racoviță. Emil Racoviță verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Sorănești, Vaslui, und war Schüler von Ion Creangă. Durch seinen Lehrer Grigore Cobălcescu am Lyceum „Institutele Unite“ in Iași entdeckte er seine Leidenschaft für die Naturwissenschaften.

Auf Wunsch seines Vaters studierte er zunächst Recht in Paris. Anschließend widmete er sich 1891 ganz den Naturwissenschaften an der Sorbonne. Er schloss 1896 seine Doktorarbeit bei Henri de Lacaze-Duthiers ab. Als Student leitete er viele Jahre lang den sozialistischen Studentenzirkel in Paris, wo die Grundthesen des wissenschaftlichen Sozialismus erörtert wurden. Aufgrund seiner politischen Überzeugung, dass „der Boden dem gehören muss, der ihn bebaut“, verteilte er den Großteil seiner ererbten Güter an die Bauern.

Belgica-Expedition

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Emil Racoviță nahm an der Belgischen Antarktisexpedition (1897 bis 1899) auf der Belgica als Biologe teil. Die Expedition stand unter der Führung von Adrien de Gerlache de Gomery; zweiter Offizier war der damals noch völlig unbekannte Roald Amundsen. Emil Racoviță legte während dieser Expedition eine beeindruckende botanische und zoologische Sammlung von über 1600 Spezies an. Seine Forschungen über Wale gelten heute als Klassiker. Sein Tagebuch der Expedition erwähnt die großen physischen und psychischen Qualen, welche die Teilnehmer erdulden mussten. Seine wissenschaftlichen Ergebnisse der Forschungsreise wurden 1900 unter dem Titel La vie des animaux et des plantes dans l’Antarctique („Das Leben der Tiere und Pflanzen in der Antarktis“) veröffentlicht. In Erinnerung an seine Leistungen bei dieser Forschungsreise tragen seit 1958 die Racoviță-Inseln in der Antarktis seinen Namen.

Weiteres Leben und Wirken

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Henri de Lacaze-Duthiers berief ihn als stellvertretenden Direktor an die Meeresforschungsstation „Arago“ in Banyuls-sur-Mer und der Sorbonne. Emil Racoviță wurde Mitherausgeber der internationalen Zeitschrift Archives de zoologie experimentale et generale.

Bei einem Besuch auf Mallorca 1904 entdeckte er in der Cueva del Drach eine neue Krebsart und widmete sich fortan der Erforschung unterirdischer Ökosysteme. 1907 veröffentlichte er das Essai sur les problemes biospeologiques, die weltweit erste wissenschaftliche Arbeit zur Biospeläologie, die zur Geburtsstunde der neuen Wissenschaft wurde.

An der Universität von Klausenburg, der heutigen Babeș-Bolyai-Universität Cluj, gründete er 1920 das weltweit erste Institut für Speläologie. Emil Racoviță definierte die Biospeläologie als die Wissenschaft vom Leben in Höhlen und unterirdischen Gewässern. Seine Forschungen über die Ökologie und die Evolution, der Anpassung der Tierwelt an die Lebensbedingungen im Untergrund und Systematik der Tierwelt sind Meilensteine der Wissenschaft.

Die Ergebnisse seines biosphäologischen Programmes sind bemerkenswert: Es wurden über 1.400 Höhlen in Europa und Afrika erforscht und eine Sammlung von 50.000 Höhlentieren angelegt und 66 Publikationen mit zusammen fast 6.000 Seiten über die unterirdische Tierwelt verfasst.

1940 musste Rumänien aufgrund des zweiten Wiener Schiedsspruchs den Norden und Osten Siebenbürgens an Ungarn abtreten. Daraufhin zogen Emil Racoviță und das speläologische Institut kurzzeitig nach Timișoara. Nach der Rückgängigmachung der Gebietsabtretungen wurde das Institut wieder nach Klausenburg verlegt. Racoviță konnte die Wiedererrichtung des Instituts in Klausenburg nicht mehr abschließen und starb 1947 im Alter von 79 Jahren.

Aufgrund seiner internationalen Reputation wurde er nicht wie viele Mitglieder der Familie von den kommunistischen Machthabern verhaftet und weggesperrt, obwohl er sich häufig kritisch zu den politischen Verhältnissen äußerte. In einer seiner letzten öffentlichen Vorlesungen fasste er sein Lebenswerk und Vermächtnis an die Jugend mit folgenden Worten zusammen: „Liebe zum Vaterland und zur rumänischen Sprache; Liebe zur Wissenschaft; unbegrenztes Vertrauen zu den wissenschaftlichen Forschungen; die Zivilcourage, jederzeit und allerorts die Wahrheit zu sagen; Schließlich ungetrübter Optimismus, dem Glauben entsprungen, dass die heutige Menschheit letzten Endes doch nicht so töricht sein wird, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln.“

Aus Respekt vor der Evolution und aus Idealismus setzte er sich zeit seines Lebens für den Umweltschutz, insbesondere den Klimaschutz, und den Erhalt der Naturdenkmäler in Rumänien ein und warnte früh vor den Gefahren des Fortschritts: „So geht es nicht weiter! Der Fortschritt auf diesem nicht allzugroßen Planeten bedarf einer Änderung, um die Vernichtung der Menschheit abzuwenden.“ (Der Fortschritt und seine Probleme, Astra, Klausenburg 1929)

  • 1922–1926: Senator und Vertreter der Universität von Klausenburg
  • 1929–1930: Rektor der Universität von Klausenburg
  • 1926–1929: Präsident der rumänischen Akademie der Wissenschaften
  • 1920–1947: Direktor des Institut für Speläologie

Daneben war er Mitglied vieler internationaler naturwissenschaftlicher Vereinigungen.

Veröffentlichungen

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  • La vie des animaux et des plantes dans l’Antarctique. („Das Leben der Tiere und Pflanzen in der Antarktis.“) 1900.
  • Essai sur les problemes biospeologiques. („Aufsatz über die Probleme der Biospäleologie.“) 1907.
  • Speologia. („Speläologie.“) 1927.
  • Evoluția și problemele ei. („Probleme der Evolution.“) 1929.
  • Dem Süden entgegen – Durch Patagonien zum Südpol. Jugendverlag, Bukarest 1960. (Reisebericht der Belgica-Expedition zum Südpol)