Evangelisches Klinikum Bethel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Epilepsiezentrum Bethel)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Evangelisches Klinikum Bethel (EvKB)

Logo
Rechtsform gGmbH
Gründung 1. Januar 2005
Sitz Bielefeld, Deutschland Deutschland
Leitung Thorsten Kaatze (Vorsitz), Matthias Ernst
Mitarbeiterzahl 5.000
Umsatz 347 Mio. Euro (2018)[1]
Branche Gesundheitswesen
Website Webpräsenz
Evangelisches Klinikum Bethel: Luftbild Haus Gilead I (2022)

Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB; bis März 2017 Evangelisches Krankenhaus Bielefeld) ist ein deutsches Krankenhaus in Bielefeld. Es bildet seit 2020 zusammen mit dem Klinikum Bielefeld und dem Klinikum Lippe das Universitätsklinikum OWL[2] der Universität Bielefeld.

Gesellschafter des Krankenhauses sind die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (97 Prozent) und das Evangelische Johanneswerk (3 Prozent), die beiden größten Diakonischen Einrichtungen Europas. Die Krankenhaus Mara gGmbH mit der Universitätsklinik für Epileptologie (Epilepsie-Zentrum Bethel) und der Universitätsklinik für Inklusive Medizin ist eine Schwestergesellschaft des Evangelischen Klinikums Bethel. Es ist ein Fachkrankenhaus der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die Geschäftsführung und alle weiteren Zuständigkeiten innerhalb der Verwaltung liegen beim EvKB.

In der Klassifizierung nach dem Krankenhausplan des Landes Nordrhein-Westfalen ist das EvKB (inklusive des Krankenhauses Mara) ein Haus der regionalen Spitzenversorgung mit insgesamt rund 1.755 (EvKB: 1.555, Mara 200) stationären Betten zuzüglich teilstationärer und ambulanter Angebote. Es verfügt über 24 bettenführende Fachabteilungen, drei Belegabteilungen und vier Institute. Die Häuser erwirtschafteten im Jahr 2007 einen Umsatz von 213 Millionen Euro (EvKB 189 Millionen Euro, Mara 24 Millionen Euro). 2008 waren es nach aktuellen Berechnungen 223 Millionen Euro (EvKB 198 Millionen Euro, Mara 25 Millionen Euro). Die Anzahl der stationär behandelten Patienten lag 2007 bei 50.300 Fällen (Fallzahl), 2008 bei 51.115 Fällen und 2015 bei 56.997 Fällen. Außerdem ist es das größte evangelische Akutkrankenhaus in Deutschland.[3]

Das Haus ist durch das Britische Verteidigungsministerium als Vertragskrankenhaus ausgewählt worden und zuständig für die medizinische Versorgung der britischen Streitkräfte und ihrer Angehörigen in der Region. Das EvKB und das Krankenhaus Mara beschäftigen insgesamt rund 4.600 Mitarbeiter. 475 Ärzte und annähernd 1.600 ausgebildete Krankenpfleger bilden die größten Berufsgruppen. Hinzu kommen 385 Auszubildende in der Krankenpflege, Altenpfleger und Pflegehelferinnen. In der Hauswirtschaft sind rund 200 Mitarbeiterinnen tätig. Ein großer Teil der Einrichtungen befindet sich im Bielefelder Stadtteil Gadderbaum in der Ortschaft Bethel. Ein weiterer zentraler Standort ist das Johannesstift in Bielefeld-Schildesche. Einige kleine Einheiten liegen dezentral im Stadtgebiet.

Das EvKB bildet angehende Mediziner aus: Das Klinikum ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, von 2011 bis 2016 war es ebenfalls Lehrkrankenhaus der Universität Pécs (Ungarn). Das EvKB arbeitet auch mit der Universität Bielefeld im Bereich der Gesundheitswissenschaften und der Klinischen Linguistik zusammen. Das Krankenhaus bildet mit den Gesundheitsschulen in den Bereichen Pflege (ab 2020 Generalisierte Pflege), Medizinisch-technische Radiologie-Assistenz (MTRA), Ergotherapie und Diätasistenz aus.[4]

Das EvKB selbst ist wiederum Mehrheitsgesellschafter folgender Tochtergesellschaften:

Im Jahr 2006 machte das Krankenhaus einen Verlust von 3,6 Millionen Euro, woraufhin am 20. Juni 2007 der Hauptgeschaftsführer Franz Streyl vom Aufsichtsrat „mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt entfernt“ wurde.[5] Man habe dem ehemaligen Geschäftsführer nicht länger vertrauen können, da Streyl die finanzielle Steuerung der neuen Groß-Klinik nicht in den Griff bekommen hätte. Später wurden jedoch auch die „bleibenden Verdienste“ erwähnt und dass Streyl „die hohe Reputation des Krankenhauses in der Bevölkerung und der Fachwelt wesentlich mit sichergestellt“ habe.[6]

Am 1. September 2007 wurde als Nachfolger Heiner Meyer zu Lösebeck eingestellt. Er hatte die Aufgabe, die Klinik innerhalb von drei Jahren wieder in die schwarzen Zahlen zurückzubringen[7] und brachte das EvKB zu einem Ergebnis von plus 4 Millionen Euro im Jahr 2010.

Im Januar 2012 wurde dann Rainer Norden zum Geschäftsführer des EvKB benannt. Der Kaufmann arbeitet seit 1996 für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und ist im Vorstand Bethels für den Bereich Betriebswirtschaft/Finanzen verantwortlich.

Seit dem 1. März 2017 firmiert das Krankenhaus als Evangelisches Klinikum Bethel (EvKB).[8]

Im Januar 2019 wurden Maren Thäter (Vorsitz) und Matthias Ernst als Geschäftsführung des EvKB benannt. Im Krankenhaus Mara liegt der Vorsitz bei Matthias Ernst. Der bisherige Geschäftsführer Rainer Norden wechselte als Vorsitzender in den Aufsichtsrat des Krankenhauses.[9] Im Juni 2020 schied Maren Thäter aus der Geschäftsführung aus. Seit April 2021 bilden Mathias Kreft und Matthias Ernst gemeinsam die Geschäftsführung, den Vorsitz hat Mathias Kreft inne. Seit Januar 2024 ist Thorsten Kaatze vorsitzender Geschäftsführer des EvKB.

Seit 2020 bildet das EvKB zusammen mit dem Klinikum Bielefeld und dem Klinikum Lippe das Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld.

Das Neurozentrum im EvKB behandelt fachübergreifend (interdisziplinär) Erkrankungen der Nerven, der Muskeln und des Gehirns. Bekannt ist das Epilepsie-Zentrum Bethel, dessen Kern die Universitätsklinik für Epileptologie für Kinder und Erwachsene im Fachkrankenhaus Mara bildet. Sowohl konservativ als auch operativ wird die Epilepsie hier behandelt. Anteil daran hat die Universitätsklinik für Neurochirurgie des EvKB. Das EvKB sichert mit seinen Standorten Johannesstift und Bethel (Haus Gilead I) die Versorgung im Fachgebiet Neurologie für die Stadt Bielefeld und das Umland. Im Haus Gilead I in Bethel steht eine zertifizierte Stroke Unit – Schlaganfallstation – für die Versorgung im Notfall bereit. Die Neuroradiologie und die Neuropathologie liefern die notwendigen diagnostischen Erkenntnisse.[10]

Perinatalzentrum Bielefeld (Level 1)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Herbst 2009 wurde nach entsprechenden Umbauarbeiten eine Frühgeborenen-Intensivstation im Haus Gilead I eröffnet. Sie ist räumlich direkt mit dem Kreißsaal der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe verbunden und bildet in Kooperation mit dieser, der Klinik für Kinderchirurgie sowie der Kinderanästhesiologie im EvKB ein Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1). In diesem Verbund werden Risikoschwangerschaften und -geburten in Bielefeld und in der gesamten Region betreut.[11]

Onkologisches Zentrum Bielefeld

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Onkologische Zentrum Bielefeld im EvKB behandelt Patienten mit Krebserkrankungen fachübergreifend in allen Altersstufen. Es wurde im März 2011 durch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO) als interdisziplinäres Onkologisches Zentrum zertifiziert. Durch die integrierte palliativmedizinische und onkologische Versorgung wurde von der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) die Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie, Stammzelltransplantation und Palliativmedizin als Zentrum akkreditiert.[12] Im März 2023 wurde das Onkologische Zentrum am EvKB durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert.

Kinderzentrum Bethel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kinderzentrum Bethel vereint vier Kliniken, die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, die Klinik für Kinderchirurgie und Kinder- und Jugendurologie, die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie[13] sowie die Abteilung für Kinderradiologie. Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin behandelt im Jahr mehr als 10.000 Patienten stationär. Damit ist sie eine der größten Kinderkliniken in Deutschland.[14] Im Oktober 2023 hat das Kinderzentrum nach 4-jähriger Bauzeit einen hochmodernen Neubau bezogen. Von den Kosten von 100 Millionen Euro wurden mehr als die Hälfte durch Spenden finanziert.[15]

Bielefeld gegen Krebs

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2014 hat das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) mit Bielefeld gegen Krebs ein breit angelegtes Aufklärungskonzept über die Krebserkrankung ins Leben gerufen. Es hat das Ziel, langfristig und insbesondere nachhaltiges Wissen zum Thema in der Öffentlichkeit zu vermitteln und so durch frühere Diagnosen bessere Therapiemöglichkeiten für die Patienten zu erreichen. Dabei kooperiert das Krankenhaus mit Unternehmen aus Bielefeld und der Region.[16]

Missbrauchsskandal

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang 2021 wurde bekannt, dass der Assistenzarzt Phillip G. im Klinikum Bethel eine große Anzahl Patientinnen mit dem Arzneistoff Propofol betäubt und anschließend vergewaltigt hat. Nach Darstellungen mehrerer Opfer und diverser Medien habe das Klinikum Bethel auf Verdachtsmomente ungenügend und verspätet reagiert. Die rechtlichen Ermittlungen wurden eingestellt, da sich der Arzt nach seiner Verhaftung in Untersuchungshaft erhängt hatte.[17]

Im November 2021 wies das Justizministerium in Düsseldorf an, die Ermittlungen gegen die Klinik-Verantwortlichen wieder aufzunehmen. Das Ministerium beauftragte jedoch nicht die eigentlich zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Hamm, sondern die 170 Kilometer von Bielefeld entfernte Staatsanwaltschaft in Duisburg – mit der Begründung, dass das Ministerium der lokalen Generalstaatsanwaltschaft misstraue: „Die zuständige Fachabteilung gelangte in einer Gesamtschau zu der Besorgnis einer möglichen Befangenheit auf Seiten der Generalstaatsanwaltschaft Hamm. Daher sollte mit der Staatsanwaltschaft Duisburg eine mit der Angelegenheit bislang nicht befasste Behörde beauftragt werden, um eine unvoreingenommene Prüfung zu gewährleisten“.[18] Erst daraufhin wurden die betroffenen Frauen, von denen viele infiziert worden waren, von den Behörden informiert.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Andrea Rolfes: Klinikum Bethel auf Expansionskurs. Abgerufen am 4. August 2022.
  2. Universitätsklinikum OWL
  3. Johanneswerk: Akutkrankenhaus (EvKB) (Memento des Originals vom 5. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/johanneswerk.de, abgerufen am 5. Februar 2017.
  4. Gesundheitsschulen. Abgerufen am 22. März 2019.
  5. Neue Westfälische vom 21. Juni 2007.
  6. Neue Westfälische vom 30. Oktober 2007.
  7. Neue Westfälische vom 13. September 2007.
  8. EvKB: Zusammenarbeit unter neuem Namen. (Memento des Originals vom 6. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/evkb.de, abgerufen am 5. Februar 2016.
  9. Neuordnung an der Spitze des EvKB. Abgerufen am 22. März 2019.
  10. Internetseite des Neurozentrums im EvKB, abgerufen am 22. März 2019.
  11. Internetseite des Perinatalzentrums im EvKB, abgerufen am 22. März 2019.
  12. Internetseite des Tumorzentrums Bielefeld im EvKB, abgerufen am 22. März 2019.
  13. Neue Kinder- und Jugendpsychiatrie: Altersgerechte Behandlung. Abgerufen am 22. März 2019.
  14. EvKB: Kinderzentrum Bethel, abgerufen am 17. Februar 2017.
  15. Soweit sind wir | Jubiläumsspendenprojekt: Kinderzentrum Bethel. Abgerufen am 21. Oktober 2022.
  16. Internetseite der Aufklärungskampagne Bielefeld gegen Krebs, abgerufen am 30. Oktober 2014.
  17. Neue Vorwürfe gegen Bielefelder Klinik im Fall des mutmaßlichen Vergewaltigers. Abgerufen am 22. September 2021.
  18. Neue Vorwürfe gegen Chefarzt. Abgerufen am 17. Februar 2022.

Koordinaten: 52° 0′ 46″ N, 8° 31′ 36″ O