Germerblättrige Stendelwurz
Germerblättrige Stendelwurz | ||||||||||||
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Germerblättrige Stendelwurz (Epipactis veratrifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Epipactis veratrifolia | ||||||||||||
Boiss. & Hohen. |
Die Germerblättrige Stendelwurz (Epipactis veratrifolia) ist eine Orchideen-Art, die zur Gattung Stendelwurzen (Epipactis) gehört.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 12 bis 100 cm, in seltenen Fällen auch bis 150 cm. Dieser Geophyt bildet ein kurzes kriechendes Rhizom als Überdauerungsorgan. Der Stängel besitzt drei bis vier scheidige Schuppenblätter. Am Grund des Stängels findet man drei bis neun schmale bis eiförmig-lanzettliche Laubblätter, die spitz zu laufen, 8 bis 25 cm lang und 1,2 bis 6 cm breit werden.
Der relativ lockere Blütenstand wird bis zu 60 cm lang, ist mit kurzen Haaren übersät und enthält vier bis 25 nickende Blüten. Typisch für diese Pflanzenart ist die Länge der Tragblätter, die länger sind als die Blüten. Die lang gestielten, zwittrigen, zygomorphen Blüten haben einen kurzhaarigen Fruchtknoten. Die Blütenhüllblätter sind grünlich mit einer braunroten Randzone gefärbt. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August. Die Fortpflanzung erfolgt über Fremdbestäubung.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 60.[1]
Verbreitung und Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Südost- und Südtürkei entlang der Levante bis zur Sinaihalbinsel. Auch auf Zypern und in Vorderasien ist diese Blume zu finden. Einige Exemplare hat man auch in der Nordtürkei und im Irak, in Persien und von Afghanistan und Pakistan bis Nepal, Indien und Myanmar gefunden.[2] Isolierte Vorkommen gibt es auch in Ostafrika (Somalia) und Äthiopien.[2]
Man findet diese Stendelwurz-Art an Quellfluren, Ufern, nassen Wiesen und wasserüberrieselten Felshängen in Höhenlagen zwischen 200 und 2100 Metern NN. Nasse basenreiche Böden mit viel Kalk werden bevorzugt.
Molekulare Mimikry
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Forscher des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie berichteten im Jahr 2010, dass die Germerblättrige Stendelwurz Schwebfliegen als Bestäuber anlockt, indem sie drei chemische Alarmsubstanzen von Blattläusen nachahmt. Diese Form der Mimikry verleitet Schwebfliegen dazu, ihre Eier neben den vorgetäuschten Blattläusen abzulegen, da Schwebfliegen-Larven sich von diesen ernähren.[3] [4]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Germerblättrige Stendelwurz wurde 1854 von Pierre Edmond Boissier und Rudolph Friedrich Hohenacker in Diagnoses Plantarum Orientalium novarum Serie 1, Band 13, Seite 11 als Epipactis veratrifolia erstbeschrieben.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Epipactis veratrifolia bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b Datenblatt Epipactis veratrifolia bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ Orchidee trickst Schwebfliegen aus: Germerblättrige Stendelwurz verkleidet sich chemisch als Blattlaus und lockt so Bestäuber an Pressemitteilung der Max Planck-Gesellschaft vom 14. Oktober 2010
Stökl, Jennifer Brodmann, Amots Dafni, Manfred Ayasse, Bill S. Hansson: Smells like aphids: orchid flowers mimic aphid alarm pheromones to attract hoverflies for pollination. In: Proceedings of the Royal Society B. Online-Vorabveröffentlichung, 13. Oktober 2010, doi:10.1098/rspb.2010.1770. - ↑ FAZ vom 10. November 2010, SeiteN2: Die fiesen Tricks der Orchidee