Ernest Karlowitsch Dresen
Ernest Karlowitsch Dresen; Russisch: Эрнест Карлович Дрезен, Esperanto: Ernest Karloviĉ Drezen; (* 14. November 1892 in Libau, Russisches Kaiserreich; † 27. Oktober 1937 in der Sowjetunion) war ein lettisch/russisch-sowjetischer Interlinguist und Esperantist, ein herausragender Fachmann für wissenschaftlich-technische Terminologie, Generalsekretär des Sovetlanda Esperantista Unuiĝo (SEU, Sowjetische Esperantovereinigung) und eine wichtige Person der sowjetischen Esperantobewegung der Vorkriegszeit.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dresen besuchte die Realschule in Kronstadt und das Polytechnische Institut Sankt Petersburg, wo er sich aktiv in einer Esperanto-Studentengruppe engagierte. 1915 bis 1917 diente er als Fähnrich in der russischen Armee und 1918 bis 1921 bekleidete er verschiedene Posten in der Roten Armee. 1918 trat er der Kommunistischen Partei Russlands bei. 1921 bis 1924 arbeitete er im Allrussischen Zentralen Exekutivkomitee. 1926 bis 1930 war er Leiter des Institutes für Kommunikation (Post, Telegrafie, Telefon, Radio), später stellvertretender Leiter des Konzernes Orgenergo, Sonderredakteur des Verlages für Verwaltungstechnik, Professor an der Moskauer Universität und verschiedener technischer Hochschulen, Vorstandsmitglied der Sowjetischen Gesellschaft für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland (WOKS, Всесоюзное общество культурной связи с заграницей) etc.
Dresen wurde 1910 Esperantist. 1917 bis 1919 war er Vorsitzender der Petersburger Gesellschaft Espero („Hoffnung“) und 1919 einer der Mitbegründer der ESKI (Esperanta Sekcio de la Tria Komunista Internacio, Esperantosektion der Kommunistischen Internationale).
Auf dem Dritten Allrussischen Esperantistenkongress in Petrograd 1921 wurde er zum Generalsekretär des eben gegründeten Sovetlanda Esperantista Unuiĝo (SEU). Sergei Kusnezow schreibt in seinem Vorwort zu Historio de la mondolingvo, dass Dresen den SEU als zentralistische Organisation mit strenger Disziplin und kämpferischer Ideologie aufbaute, einer kommunistischen Partei ähnlicher als einer Sprach- oder Kulturvereinigung. Anfangs war der SEU Teil des Sennacieca Asocio Tutmonda, schied jedoch 1932 nach einem Konflikt mit Eugène Lanti aus diesem aus und gründete die Internacio de Proleta Esperantistaro (IPE, Internationale der Proletarischen Esperantovereinigungen).
Am 17. April 1937 wurde Dresen verhaftet, aufgrund der falschen Anklage, eine antisowjetische Terrororganisation aus Esperantisten gegründet und angeleitet zu haben, um terroristische Sabotageakte und Spionage für Deutschland zu betreiben, zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1937 erschossen. Am 11. Mai 1957 wurde er rehabilitiert.
Terminologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dresen genehmigte 1936 die Gründung einer internationalen Expertengruppe für Terminologie (das heutige ISO/TC 37) im Rahmen einer internationalen Normungsorganisation (der heutigen Internationalen Organisation für Normung, ISO). Er leitete die Übersetzung der deutschsprachigen Dissertation von Eugen Wüster von 1931, ins Russische, die 1934 erschien, die wissenschaftliche Terminologielehre begründete und auf sowjetischen Vorschlag die Gründung der ISO zur Folge hatte.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Historio de la mondolingvo 1931.
- Analiza Historio de la Esperanto-Movado 1931.
- Skizoj pri teorio de Esperanto 1931.
- Zamenhof – bioideologia studo, SAT 1929.
- La Vojo de formiĝo kaj disvastiĝo de la lingvo internacia, SAT 1929.
- Pri problemo de internaciigo de science-teknika terminaro. Historio, nuna stato kaj perspektivoj, Saarbrücken 1983.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ernest Karlowitsch Dresen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Ernest Karlowitsch Dresen in der Plansprachensammlung der ONB
- En batalo por SEU, Ernest Drezen, La Ondo de Esperanto.
- Homo de kontrastoj en kruela epoko, Nikolaj Stepanov, Esperanto (UEA), 1992.
- Tri renkontiĝoj kun N.K.V.D, artikolo de NikSt kun biografiaj sciigoj, el „Sennaciulo“, Mai 1992.
- Ernest Drezen kiel historiisto de la Esperanto-movado Antaŭparolo de Nikolaj STEPANOV al „E. Drezen: Historiaj studoj“. - Jekaterinburg: Sezonoj, 1992.
- Drezen, Lanti kaj La Nova Epoko, Artikel von Ulrich Lins in „Sennacieca Revuo“, 1987.
- Za vseobŝĉim jazykom sprachwissenschaftliches Werk von Dresen auf Russisch im Katalog der UEA.
Personendaten | |
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NAME | Dresen, Ernest Karlowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Дрезен, Эрнест Карлович (russisch); Drezen, Ernest Karloviĉ |
KURZBESCHREIBUNG | lettisch-russischer und sowjetischer Interlinguist, Autor und Esperantist |
GEBURTSDATUM | 14. November 1892 |
GEBURTSORT | Liepāja, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 27. Oktober 1937 |
STERBEORT | Sowjetunion |