Ernst Kuhn (Indologe)
Ernst Wilhelm Adalbert Kuhn (* 7. Februar 1846 in Berlin; † 21. August 1920 in München)[1] war ein deutscher Indologe und Indogermanist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter dem Einfluss seines Vaters, des Indogermanisten Adalbert Kuhn (1812–1881), widmete sich Ernst Kuhn indologischen und sprachwissenschaftlichen Studien. Nach fünfjährigem Studium an den Universitäten Berlin und Tübingen wurde er 1869 mit einer Dissertation über den Pali-Grammatiker Kaccāyana in Halle promoviert.[2] Hier wurde er 1871 Privatdozent, 1872 in Leipzig und 1875 ordentlicher Professor in Heidelberg.[1] Von 1877 bis 1917 war er ordentlicher Professor zunächst für arische Philologie und vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft und ab 1909 auf dem neu geschaffenen Lehrstuhl für vergleichende indogermanische Sprachwissenschaften in München,[2] wo er auch im Jahr 1903/04 das Rektorat übernahm.[3] Der bayerischen Akademie der Wissenschaften gehört er seit 1878 als Mitglied und von 1900 bis 1920 als Sekretär der philologisch-historischen Klasse an.[2][4]
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grundlegend für die Erforschung der Sprache des Buddhismus wurden Kuhns Beiträge zur Pāli-Grammatik (1875). Auch den Sprachen des Hindukusch, Hinterindiens und Ceylons hat Kuhn wichtige linguistische Studien gewidmet. In mehreren Untersuchungen wies er den buddhistischen Einfluss auf christliche Legenden nach. Berühmt wurde seine Münchner Akademieabhandlung „Barlaam und Joasaph“ (1893), in der er Barlaam auf Bhagavān, Joasaph auf Bodhisattva zurückführte.[1]
Kuhn arbeitete seit 1873 an der von seinem Vater begründeten Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen (auch als Kuhns Zeitschrift [KZ] zitiert), mit und führte sie nach dessen Tod fort. Er wirkte auch an der von August Müller gegründeten Orientalischen Bibliographie (1893 ff.) und am Grundriß der iranischen Philologie (1895–1904) mit, den er gemeinsam mit Wilhelm Geiger herausgab.
Ehrungen und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1878 Mitglied der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften[5]
- 1898 Bayerischer Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst[6]
- 1902 Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien[7]
- Ritter des Verdienstordens der Bayerischen Krone[8]
- Verdienstorden vom Heiligen Michael 3. Klasse[8]
- Officier de l’Instruction publique[8]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe Karl G. Zistl: Bibliographie der Schriften Ernst Kuhns. In: Aufsätze zur Kultur- und Sprachgeschichte vornehmlich des Orients. Ernst Kuhn zum 70. Geburtstag am 7. Februar 1916 gewidmet von Freunden und Schülern. M. und H. Marcus, Breslau 1916, S. XII–XXV (Textarchiv – Internet Archive).
- Kaccayanappakaraṇae specimen. Halle 1869, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10250986-1 (Dissertation).
- Nachrichten über die Familie Kuhn 1549–1889. Straub, München 1890 Digitalisat
- mit Wilhelm Geiger (Hrsg.): Grundriß der iranischen Philologie. Trübner, Straßburg 1896.
- Beiträge zur Pali-Grammatik. Dümmler, Berlin 1875.
- Der Einfluß des arischen Indiens auf die Nachbarländer im Süden und Osten. Rede beim Antritt des Rectorats der Ludwig-Maximilians-Universität, gehalten am 21. November 1903. München 1903.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hanns Oertel: Ernst Kuhn zu seinem 70. Geburtstag. In: Aufsätze zur Kultur- und Sprachgeschichte vornehmlich des Orients. Ernst Kuhn zum 70. Geburtstag am 7. Februar 1916 gewidmet von Freunden und Schülern. M. und H. Marcus, Breslau 1916, S. IX (Textarchiv – Internet Archive).
- Wilhelm Friedrich: Kuhn, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 257–109 (Digitalisat).
- Rüdiger Schmitt: Ernst Kuhn und Vilhelm Thomsen. Aspekte ihres Forschens im Spiegel ihrer Korrespondenz. Kopenhagen 1990, ISBN 87-7304-215-3 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von Ernst Kuhn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von Ernst Kuhn in der Bayerischen Staatsbibliothek München
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Ernst Kuhn (Indologe) an der Universität Leipzig (Sommersemester 1873 bis Sommersemester 1875)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Friedrich Wilhelm: Kuhn, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 257–109 (Digitalisat).
- ↑ a b c Hanns Oertel: Ernst Kuhn zu seinem 70. Geburtstag. In: Aufsätze zur Kultur- und Sprachgeschichte vornehmlich des Orients. Ernst Kuhn zum 70. Geburtstag am 7. Februar 1916 gewidmet von Freunden und Schülern. M. und H. Marcus, Breslau 1916, S. IX (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert: Ludwig-Maximilians-Universität München – Online-Bibliographie. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München, abgerufen am 3. April 2012.
- ↑ Friedrich Wilhelm: Sanskrit und Völkerkunde – eine geglückte Symbiose. Zum 60. Todestag von Lucian Scherman, ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von 1929 bis 1938. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Akademie aktuell 04/2006. S. 29–30.
- ↑ Prof. Dr. Ernst Kuhn. Bayerische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 14. April 2012.
- ↑ Hans Körner: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Band 47, 1984, S. 299–398 (Online unter: periodika.digitale-sammlungen.de).
- ↑ Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Wien. Philosophisch-historische Klasse (Hrsg.): Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse – 39. Jahrgang 1902. S. 130 (archive.org).
- ↑ a b c Amtliches Verzeichnis der Lehrer, Beamten und Studierenden an der Königlich Bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1908/09. (PDF; 10,8 MB) Ludwig-Maximilians-Universität, S. 22, abgerufen am 14. April 2012.
Personendaten | |
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NAME | Kuhn, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Kuhn, Ernst Wilhelm Adalbert (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Indologe und Indogermanist |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1846 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 21. August 1920 |
STERBEORT | München |
- Indologe
- Indogermanist
- Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Hochschullehrer (Universität Leipzig)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Träger des Verdienstordens der Bayerischen Krone (Ritter)
- Ritter III. Klasse des Verdienstordens vom Heiligen Michael
- Nobilitierter (Bayern)
- Absolvent der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Deutscher
- Geboren 1846
- Gestorben 1920
- Mann