Ersatzkopf der Prinzessin Iabtet
Ersatzkopf der Prinzessin Iabtet | |
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Material | Kalkstein |
Maße | H. 27,7 cm; B. 14,2 cm; T. 24,2 cm; |
Herkunft | Gizeh, Nekropole |
Zeit | Altes Reich, 4. Dynastie, um 2550 v. Chr. |
Ort | Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, PM 2384 |
Der Ersatzkopf der Prinzessin Iabtet (auch Jabtet) aus dem Alten Reich, 4. Dynastie, um 2550 v. Chr., gehört zur ägyptischen Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim.[1] Die in der Ägyptologie als „Ersatzköpfe“ bezeichneten Objekte stellen eine verkürzende Variante der normalerweise im Grab als Ersatzkörper aufgestellten Statuen dar. Der Ersatzkörper der Prinzessin Iabtet ist auf ihren wesentlichen Teil, den Kopf, reduziert. Mehr als 30 Exemplare vor allem aus der 4. Dynastie, die zum überwiegenden Teil in Gizeh entdeckt wurden, sind bisher bekannt. Allein auf dem Westfriedhof an der Cheops-Pyramide wurden 22 Ersatzköpfe gefunden. Ersatzköpfe stellen in der Ägyptologie eine eigenständige Denkmälergruppe dar. Wie die glatte Standfläche am Hals belegt, kann man Ersatzköpfe nicht als Statuenfragmente erklären. Stattdessen handelt es sich um vollständige Objekte. Zumeist wurden die Ersatzköpfe im Schacht- und Sargkammerbereich der Grabanlagen von Privatgräbern vorwiegend aus der Regierungszeit von Cheops und Chephren gefunden. Man hat bisher keinen Ersatzkopf am originalen Aufstellungsort ausgegraben. Vermutlich wurden die Ersatzköpfe auf dem Sarg in unmittelbarer Nähe der Toten aufgestellt, oder aber auch im Durchgang zur Grabkammer in eine Nische eingesetzt. Auffällig ist, dass viele dieser Köpfe absichtliche Beschädigungen aufweisen, wozu eine Furche am Hinterkopf und vor allem die üblicherweise zunächst modellierten, dann aber abgeschlagenen Ohren gehören.
Fundort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ersatzkopf der Iabtet stammt aus der Grabung von Hermann Junker auf dem Westfriedhof der Nekropole von Gizeh aus der Mastaba G4650 aus dem Jahr 1914. Er wurde im Eingangsbereich der Sargkammer der Iabtet am Fuß des Grabschachtes gefunden. Die Bestattung in der Kammer dahinter war schon im Altertum geplündert und der Befund dadurch gestört worden. Durch Fundteilung gelangte der Ersatzkopf in den Besitz von Wilhelm Pelizaeus, der zur Hälfte die Kosten der Grabung getragen hatte und der ihn noch 1914 seiner Heimatstadt Hildesheim überstellte.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der aus feinem Kalkstein gearbeitete Kopf ist 27,7 cm hoch, 14,2 cm breit und 24,2 cm tief. Als einziger unter allen bekannten Ersatzköpfen weist dieser eine symmetrisch geschwungene Linie auf der Stirn auf, offenbar die Konturlinie einer in der Mitte gescheitelten Frauenfrisur. Darüber liegt eine weitere, jedoch dünnere Ritzlinie, die wohl auf eine andere, bei Männern und Frauen dargestellte Haartracht zurückgeht. Ob dadurch zuerst fälschlich eine andere Frisur dargestellt werden sollte, oder ob gar eine Usurpierung des Stückes vorliegt, ist unklar. Die Frisur ist nur bis zum oberen Rand der Ohrmuschel markiert; im Nacken ist sie dagegen nicht markiert. Die linke Schädelseite ist möglicherweise durch die Einwirkung von Kalksalpeter beschädigt. Hals, Kinn und Wangen sind sorgfältig modelliert und deuten wohl ebenso wie die geschwungene Stirnlinie auf die Darstellung einer Frau. Vielleicht dürfen auch die großen, fein modellierten Augen als weiterer Hinweis auf die Darstellung einer Frau gewertet werden. Das rechte Ohr fehlt. Die betonten Nasenflügel und die nicht ganz geschlossenen, in scharfen Konturen gearbeiteten Lippen, vermitteln einen ansprechenden, individuellen Eindruck. Kinn und Nase sind leicht angehoben und der Blick ist geradeaus gerichtet. Reste der an sich zu erwartenden Bemalung sind nicht erhalten.
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Halbrechtes Profil
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Frontalansicht
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Halblinkes Profil
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Günther Roeder, Albert Ippel: Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums zu Hildesheim (= Kunst und Altertum. Alte Kulturen im Lichte neuer Forschung. Band III). Curtius, Berlin 1921, S. 54 (Online-Abruf über das Internet Archive am 20. April 2024).
- Hans Kayser: Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1973, ISBN 3-8067-8002-1, S. 36 und Abb. 19.
- Martin von Falck: 9A-B Ersatzköpfe der Jabtet und eines anonymen Mannes. In: Katja Lembke (Hrsg.): Das Alte Ägypten in Hildesheim. Band 1: Das Alte Reich. Ägypten von den Anfängen zur Hochkultur. Von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-4073-1, S. 64–65.
- Wilfried Seipel (Hrsg.): 33 Ersatzkopf. In: Bilder für die Ewigkeit, 3000 Jahre ägyptische Kunst. Stadler, Konstanz 1983, ISBN 3-7977-0100-4, S. 52–54 (Katalog zur Ausstellung Konstanz, Konzil 25. März bis 23. Mai 1983).
- Matthias Seidel: AR7 Ersatzkopf der Prinzessin Jabtet. In: Arne Eggebrecht (Hrsg.): Das Alte Reich. Ägypten im Zeitalter der Pyramiden. Von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0936-8, S. 44–45.
- Regine Schulz: Ersatzkopf der Prinzessin Jabtet. In: Arne Eggebrecht (Hrsg.), Matthias Seidel: Die Ägyptische Sammlung / Pelizaeus-Museum Hildesheim, Von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1579-1, S. 20.
- Barbara Magen: Schönheit: Alter und Jugend, Wahrnehmung und Darstellung. In: Katja Lembke, Bettina Schmitz (Hrsg.): Schönheit im Alten Ägypten – Sehnsucht nach Vollkommenheit. Gebrüder Gerstenberg, Hildesheim 2006, ISBN 3-8067-8559-7, S. 53 u. Katalog-Abbildung 22. (Begleitbuch zur Ausstellung Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim vom 25. November 2006 bis 1. Juli 2007 und Badisches Landesmuseum Karlsruhe vom 28. Juli 2007 bis 27. Januar 2008).
- Bettina Schmitz: 057 Ersatzkopf der Prinzessin Jabtet. In: Katja Lembke, Bettina Schmitz (Hrsg.): Giza. Am Fuß der großen Pyramiden. Hirmer, München 2011, ISBN 978-3-7774-3481-0, S. 162 (Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim 16. April bis 21. August 2011).
- Eva Martin-Pardey: 101 Ersatzkopf der Prinzessin Jabtet. In: Bettina Schmitz (Katalogredaktion): Nofret – Die Schöne, Frau im Alten Ägypten, Wahrheit und Wirklichkeit. Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim 1985 / von Zabern, ISBN 3-8053-0858-2 (Museumsausgabe), S. 22. (Begleitbuch zur Ausstellung Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim 15. Juli 1985 – 4. November 1985).
- Eva Martin-Pardey: Plastik des Alten Reiches. Teil 2. (= Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum (CAA). Lose-Blatt-Katalog Ägyptischer Altertümer. Pelizaeus-Museum Hildesheim. Lieferung 4). Von Zabern, Mainz 1978, ISBN 3-8053-0340-8, S. 38–44 (Volltext als PDF; 55 MB); abgerufen über Digital Giza – The Giza Project at Harvard University.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag sowie Bilder und Beschreibung bei The Global Egyptian Museum
- Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Ägypten – Highlights ( vom 17. Februar 2022 im Internet Archive)
Einzelhinweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim:Inventarnummer PM 2384