Die Etage (Club)

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Die Etage in Bayreuth war ein Tanzlokal mit eingebundenem Live-Club. Sie bestand von 1986 bis 1996. Betreiber des Clubs war Jochen Schoberth (Artwork).

Schoberth war von 1986 bis 1988 Tontechniker in dem von mehreren Freunden betriebenen Club. Ab 1988 gehörte ihm der Club alleine.

Das Gebäude beherbergte mit den Etage Studios zudem ein Aufnahmestudio und zeitweilig eine Plattenfirma unter dem Namen Etage Records.

Das Veranstaltungszentrum befand sich in der Markgrafenallee 44 und wurde 1988 von Jochen Schoberth übernommen. Es war in der Regel halbwöchentlich geöffnet und widmete sich einem breiten Spektrum alternativer Musik.[1][2] Der Freitag war programmatisch auf Indie-Rock und Artverwandtes ausgelegt, während der Samstag im Zeichen düsterer Klanglandschaften stand.[3][4]

Die Etage erfuhr in den 1990er-Jahren für die Schwarze Szene in Süddeutschland zentrale Bedeutung. Im Winter 1990 noch als Dark Wave/Gothic Dancehall angekündigt, entwickelte sich im Folgejahr in Zusammenarbeit mit Danse Macabre Records die Danse Macabre Dancehall.[5][6]

Als DJ fungierte u. a. Oswald Henke (DJ Ossi), der dem Publikum mit dem Dark Saturday[2] eine Mischung aus Electro Wave, Gothic Rock, Neoklassik, Neofolk, Ethereal, NDT sowie mittelalterlich inspirierter und soundtrack-artiger Musik bot. Die Etage erlangte überregionale Bekanntheit und lockte Besucher aus der gesamten Republik an. Ungeachtet seiner geringen Größe galt der Club als „legendär“.[7][8]

„1991/92 kamen die Leute aus ganz Deutschland in die Diskothek Etage. Oft waren sie irritiert, weil es nicht so groß war, wie man offenbar überall erzählte, aber es war irgendwie Kult und hatte sich durch Mundpropaganda immer weiterentwickelt.“

Bruno Kramm, Danse Macabre Records[9]

Seinerzeit traten im Live-Club unterschiedliche Künstler wie Arts and Decay, Girls Under Glass, The Legendary Pink Dots,[10] Das Ich,[11] In the Nursery,[10] The Perc Meets the Hidden Gentleman, Heinrich Beats the Drum, Blurt, Three Chord Wonder, Bellybutton & The Knockwells sowie Bands des Etage-Records-Labels, wie Goethes Erben und Catastrophe Ballet, auf.

Die Etage wurde am 30. Mai 1996 geschlossen. Oswald Henke gab Jahre später u. a. an, er habe sich nicht mit dem Wandel des Publikums anfreunden können.[12]

Etage Records & Etage Studios

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Die Plattenfirma Etage Records wurde im Mai 1991 gegründet und diente vor allem als Auffangbecken für Bands, die mit der Veröffentlichungspolitik des Danse-Macabre-Labels zunehmend unzufrieden waren. Die Basis für Etage Records bildete der Zusammenschluss der Gruppen Goethes Erben, Catastrophe Ballet, Preachers of Sadness und The Electric Avantgarde.[13]

In den Etage Studios produzierten neben Catastrophe Ballet, Preachers of Sadness und Artwork vorwiegend Goethes Erben einen Teil ihrer Frühwerke.[1] Nachdem sämtliche Bands später eigene Wege gingen, trat Etage Records ab 1993 nicht mehr aktiv in Erscheinung. Das Studio selbst ging 1997 nahtlos in das von Schoberth neu gegründete Label Etage Music über.

In unregelmäßigen Abständen erschienen unter dem Namen Pièces d'Étage vier Teile einer clubeigenen Compilation-Reihe. Teil IV wurde drei Jahre nach der Schließung des Clubs veröffentlicht.

  • 1991: Pièces d'Étage 1 (LP, Etage Records)[14]
  • 1992: Pièces d'Étage 2: Bizarre Kristalle (CD, Dark Star)
  • 1994: Pièces d'Étage 3: Zwei Welten (CD, Dark Star)
  • 1999: Pièces d'Étage 4: Janus (CD, Etage Music)
im Club Etage alias „Danse Macabre Dancehall“ (Bayreuth)
  • 17.03.1991: Nights of Dawn and Decay (Vorläufer des Festival d'Étage)
mit Das Ich, Catastrophe Ballet, Le Coup Sauvage und Preachers of Sadness.
  • 31.08.1991: Festival d'Étage[14]
mit Goethes Erben, Catastrophe Ballet, Preachers of Sadness, The Electric Avantgarde
in der Diskothek Zwischenfall (Bochum-Langendreer)
  • 31.10.1991: Etage Festival of Darkness (Festival d'Étage auf Tour)[14]
mit Goethes Erben, Catastrophe Ballet, Preachers of Sadness, The Electric Avantgarde
im Bürgerhaus Stollwerck (Köln Altstadt-Süd)
  • 22.08.1992: Danse Macabre & Etage Records Festival (PopKomm 1992)
mit Das Ich, Goethes Erben, Catastrophe Ballet, Printed at Bismarck’s Death,
im Jugendkulturzentrum „Das Zentrum“ (Bayreuth)
  • 02.10.2000: Festival d´Étage
mit Catastrophe Ballet, Erblast, Artwork, The Beautiful Disease
  • 26.10.2002: Festival d´Étage II
mit Goethes Erben, Deine Lakaien, Artwork und Care Company

Einzelnachweise

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  1. a b Joe Asmodo: Interview mit Artwork. In: Zillo Musikmagazin, Ausgabe 9/93, September 1993, S. 40.
    „Dazu mußt du wissen, daß ich mit der ‚Etage‘ in Bayreuth ein Tonstudio und einen kleinen Live-Club betreibe. Für Goethes Erben habe ich fast alle Aufnahmen im Studio gemacht. Das, was jetzt Artwork ist, hat sich ganz allmahlich mit meiner Übernahme der ‚Etage‘ 1988 entwickelt. Die ‚Etage‘ ist so etwas wie ein Forum, auf dem Musiker sich treffen und Ideen austauschen. (Jochen Schoberth)“
  2. a b Alexander Nym: Woher und wohin? Ein Gespräch mit Goethes Erben. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel: Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 286.
    „Die ‚Etage‘ gehörte Jochen Schoberth, ich fungierte dort nur als DJ, und diesen Club gab es lange, bevor sich der ‚Dark Saturday‘ etablierte. Sie war von Anfang an ein Alternativclub, in dem in unregelmäßigen Zeitsabständen auch Konzerte stattfanden.“ (Oswald Henke)
  3. Etage: Werbeanzeige. In: Sub Line Musikmagazin, Ausgabe 2/94, Februar 1994, S. 40.
  4. Alexander Nym: Woher und wohin? Ein Gespräch mit Goethes Erben. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel: Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 287.
    „Die Etage hatte damals den Ruf, extrem düster, ernst und melancholisch zu sein.“ (Alexander Nym)
  5. Danse Macabre: Werbeanzeige. In: Zillo Musikmagazin, Ausgabe 12/90-1/91, Dezember 1990/Januar 1991, S. 26.
  6. Judith Platz: Die schwarze Musik. In: Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14353-0, S. 258.
    „Ein neues Epizentrum entstand in Bayreuth 1990 mit der Gründung des Labels Danse Macabre durch Bruno Kramm und der Eröffnung der Diskothek ‚Etage‘.“
  7. Volkmar Kuhnle: Goethes Erben. In: Das Gothic-Lexikon, Imprint Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89602-203-2, S. 117.
  8. Peter Matzke, Tobias Seeliger: Goethes Erben. In: Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-277-6, S. 175.
  9. Bruno Kramm: Danse Macabre – Die Neue Deutsche Todeskunst. In: Peter Matzke, Tobias Seeliger (Hrsg.): Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-332-2, S. 219.
  10. a b Thomas Manegold: 10 Jahre Goethes Erben. In: Orkus Musikmagazin, Ausgabe 12/98, Dezember 1998, S. 111.
    „Zu ‚Danse Macabre‘ gehörten damals im Wesentlichen Bruno Kramm, Stefan Ackermann und Oswald Henke. Gemeinsam begannen sie, düstere Musik und kaputte Texte von sich und anderen auf Tonträgern zu verewigen. Nebenbei schleppten sie alte Bäume und sackweise Laub in die ‚Etage‘ und machten daraus die ‚Danse Macabre Dancehall‘. Der kleine Club wurde zur Kultstätte. Noch bis 1994 wurden dort am ‚Dark Saturday‘ Dark Wave, Gothic, Mittelalter und Neofolk aufgelegt. […] Den ersten „Pièces d'Étage“-Sampler gab es noch als Vinyl. Umbra et Imago hießen noch The Electric Avantgarde und Catastrophe Ballet spielten noch Gothic Rock. Und sie alle spielten in der ‚Etage‘. In the Nursery waren auch dort und die Legendary Pink Dots. […] Inhaber des Clubs war Jochen Schoberth. In seinem Studio wurden die ersten Goethes-Erben-CDs aufgenommen.“ (Thomas Manegold)
  11. Danse Macbre: Nights of Dawn and Decay, In: Danse Macabre Magazin, Ausgabe Februar/März 1991, S. 13.
  12. Robert Rosowski: Interview mit Goethes Erben. In: Entry Musikmagazin, Ausgabe April/Mai 1998, S. 46.
  13. Wolfgang Schreck: Etage Records. In: EB/Metronom, Ausgabe 36, Februar/März 1992, S. 34.
    „Seit Mai 1991 besteht das in Bayreuth ansässige Label ‚Etage Records‘. Vier Bands sind zur Zeit unter Vertrag: Catastrophe Ballet, Preachers of Sadness, The Electric Avantgarde und Goethes Erben. Ein Teil der Bands war vorher bei ‚Danse Macabre‘ unter Vertrag, bevor sie sich entschlossen, ‚Etage Records‘ zu gründen. Bekannt geworden ist das Label durch die in ganz Deutschland veranstalteten Etage-Festivals.“ (Wolfgang Schreck)
  14. a b c Eric Burton: Ich möchte nicht eine Sekunde missen. In: Peter Matzke, Tobias Seeliger (Hrsg.): Gothic II. Die internationale Szene aus der Sicht ihrer Macher. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-396-9, S. 25.
    „Denkwürdig ist aus dieser Zeit ein Abend in Bayreuth, als sich […] in der dortigen Szene-Disco ‚Etage‘ die Herren Burton, Henke und Mozart im Treppenhaus an der Kasse trafen, sich unterhielten und sehr spontan beschlossen, zusammen Festivals in Bayreuth und Bochum zu organisieren sowie zusammen eine Compilation zu produzieren (für die Sammler unter euch: Falls ihr irgendwo auf Vinyl den „Pièces d'Étage“-Sampler findet, haltet ihn gut fest, denn davon gibt's nur sehr wenige!).“ (Eric Burton)