Euler-Ziegel

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Ein Euler-Ziegel ist ein Quader, bei dem die Längen der Kanten und Flächendiagonalen ganzzahlige Werte haben. Dieses spezielle Parallelepiped wurde nach Leonhard Euler benannt. Es wird von drei Dreiecken aufgespannt, deren Kantenlängen Pythagoreische Tripel sind, und deren rechte Winkel an einer Ecke zusammenstoßen.

Euler-Ziegel mit Kanten a,c,b und Flächendiagonalen d,e,f
Euler-Ziegel mit Kanten a,c,b und Flächendiagonalen d,e,f

Ein Euler-Ziegel ist primitiv, wenn die drei Kantenlängen keinen gemeinsamen Teiler haben.

Die geometrische Definition des Euler-Ziegels ist äquivalent zu einer Lösung des folgenden Systems von diophantischen Gleichungen:

wobei a, b, c die Kanten und d, e, f die Flächendiagonalen sind. Euler fand mindestens zwei parametrische Lösungen des Problems[1], aber keine liefert alle Lösungen.[2]

Wenn (a, b, c) eine Lösung ist, dann ist auch (ka, kb, kc) eine Lösung für irgendein k. Folglich erhält man die Lösungen in rationalen Zahlen durch Multiplikation von ganzzahligen Lösungen mit einem Faktor k.

Für einen Euler-Ziegel mit den Kantenlängen (a, b, c) liefert das Tripel (bc, ac, ab) ebenfalls einen Euler-Ziegel.[3]:p. 106

  • Mindestens zwei Kantenlängen eines Euler-Ziegels sind durch 3 teilbar[3]:p. 106, wobei mindestens eine dieser beiden Kantenlängen sogar durch 9 teilbar ist.
  • Mindestens zwei Kantenlängen eines Euler-Ziegels sind durch 4 teilbar.[3]:p. 106
  • Mindestens eine Kantenlänge eines Euler-Ziegels ist durch 5 teilbar.
  • Mindestens eine Kantenlänge eines Euler-Ziegels ist durch 11 teilbar.[3]:p. 106

Generierende Formeln

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Unendlich viele Euler-Ziegel können mit folgender Formel generiert werden: Sei (u, v, w) ein Pythagoreisches Tripel (das heißt, ). Dann[3]:p. 105 hat ein Quader mit den Kanten

die Flächendiagonalen

Diese Formeln wurden 1740 von Nicholas Saunderson hergeleitet.[4]

Aufgabe Nr. 289 bei Paul Halcke mit der Lösung 442=1936, 2402=57600, 1172=13689
Die fünf primitiven Euler-Ziegel mit Kantenlängen unter 1000

Die ersten primitiven Lösungen (siehe die OEIS-Folgen OEIS A031173, A031174, A031175) sind:

(a, b, c) (d, e, f)
(44, 117, 240) (125, 244, 267) 1
(85, 132, 720) (157, 725, 732)
(140, 480, 693) (500, 707, 843)
(160, 231, 792) (281, 808, 825)
(187, 1020, 1584) (1037, 1595, 1884)
(195, 748, 6336) (773, 6339, 6380)
(240, 252, 275) (348, 365, 373)
(429, 880, 2340) (979, 2379, 2500)
(495, 4888, 8160) (4913, 8175, 9512)
(528, 5796, 6325) (5820, 6347, 8579)
1 
Die Quadrate der Kantenlängen des kleinsten Euler-Ziegels wurden bereits 1719 von Paul Halcke angegeben.[5]

Perfekter Euler-Ziegel

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Euler-Ziegel mit Kanten a,c,b, Flächendiagonalen d,e,f und Raumdiagonale g
Euler-Ziegel mit Kanten a,c,b, Flächendiagonalen d,e,f und Raumdiagonale g

Ein Euler-Ziegel heißt perfekt, wenn zusätzlich auch die Raumdiagonale eine ganzzahlige Länge hat, das heißt dem obigen System wird noch folgende diophantische Gleichung hinzugefügt:

wobei g die Raumdiagonale ist.[A 1] Es wurde bisher noch kein Beispiel für einen perfekten Euler-Ziegel gefunden, und es wurde auch nicht bewiesen, dass keiner existiert. Computergestützte Suchen zeigen, dass bei einem perfekten Euler-Ziegel eine der Kanten größer als 3·1012 sein müsste.[6][7] Außerdem müsste seine kleinste Kante größer als 1010 sein.[8]

Ein primitiver perfekter Euler-Ziegel, falls er denn existierte, müsste folgende Eigenschaften haben:

  • Die Längen einer Kante, zweier Flächendiagonalen und die der Raumdiagonalen müssen ungerade sein; eine Kantenlänge und die Länge der verbleibenden Flächendiagonale müssen durch 4 teilbar sein, und die Länge der dritten Kante muss durch 16 teilbar sein.
  • Zwei Kantenlängen müssen durch 3 teilbar sein, und wenigstens eine dieser Kantenlängen muss durch 9 teilbar sein.
  • Eine Kantenlänge muss durch 5 teilbar sein.
  • Eine Kantenlänge muss durch 7 teilbar sein.
  • Eine Kantenlänge muss durch 11 teilbar sein.
  • Eine Kantenlänge muss durch 19 teilbar sein.
  • Eine Kantenlänge oder die Länge der Raumdiagonalen muss durch 13 teilbar sein.
  • Eine Kanten-, Flächendiagonalen- oder Raumdiagonalenlänge muss durch 17 teilbar sein.
  • Eine Kanten-, Flächendiagonalen- oder Raumdiagonalenlänge muss durch 29 teilbar sein.
  • Eine Kanten-, Flächendiagonalen- oder Raumdiagonalenlänge muss durch 37 teilbar sein.
  • Die Raumdiagonalenlänge kann keine Zweierpotenz oder das fünffache einer Zweierpotenz sein.[3]:p. 101

Für abgeschwächte Bedingungen wurden Lösungen gefunden, zum Beispiel haben bei

die Raumdiagonale und nur zwei der drei Flächendiagonalen ganzzahlige Längen, oder bei

und

haben zwar alle vier Diagonalen, aber nur zwei der drei Kanten ganzzahlige Längen.

Es gibt keinen Quader mit ganzzahliger Raumdiagonallänge und aufeinanderfolgenden Kantenlängen.[3]:p. 99

Der Beweis,[9] dass es keinen perfekten Euler-Ziegel gibt, ist möglicherweise unvollständig.[10]

Perfektes Parallelepiped

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Ein perfektes Parallelepiped ist ein Parallelepiped mit ganzzahligen Längen der Kanten, Flächendiagonalen und Raumdiagonalen, das aber nicht unbedingt lauter rechte Winkel hat. Ein perfekter Euler-Ziegel ist ein Spezialfall eines perfekten Parallelepipeds. 2009 wurde gezeigt, dass Dutzende perfekter Parallelepipede existieren,[11] was eine offene Frage von Richard Guy beantwortete. Einige dieser Parallelepipede haben zwei rechteckige Flächen.

Einzelnachweise

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  1. L. Euler: Fragmenta commentationis cuiusdam maioris, de invenienda relatione enter latera triangulorum, quorum area rationaliter exprimi possit. (PDF) In: Opera posthuma. Abgerufen am 12. Juli 2015.
  2. Eric W. Weisstein: Euler Brick. In: MathWorld (englisch).
  3. a b c d e f g Waclaw Sierpinski: Pythagorean Triangles. Dover Publications, 2003 (orig. ed. 1962).
  4. Nicholas Saunderson, John Saunderson, Abraham de Moivre: Diophantine Problems. In: The Elements of Algebra, in Ten Books, Volume the Second. University Press, Cambridge 1740, 257. To find three square numbers such, that the sum of every two of them shall be a square, S. 429 ff. (englisch, google.com – Art. 257, Problem 27, Being a case of the thirtieth of the fifth book of Diophantus).
  5. Halcken, Paul: Deliciae mathematicae oder Mathematisches Sinnen-Confect. bestehend in Fünfhundert vier und siebentzig auserlesenen, zum Theil gar kunstreichen Algebrai- Geometri- und Astronomischen Aufgaben, mit vielen künstlichen Solutionen und Reguln gezieret ... Nicolaus Sauer, Hamburg 1719, S. ca. 420 (mpg.de [abgerufen am 12. Juli 2015] S. 256, Problem Nr. 289, angegeben sind die Quadrate 1936, 57600, 13689).
  6. Bill Durango: The “Integer Brick” Problem.
  7. Eric W. Weisstein: Perfect Cuboid. In: MathWorld (englisch).
  8. Randall Rathbun: Perfect Cuboid search to 1e10 completed - none found. NMBRTHRY maillist, 28. November 2010 [abgerufen am 16. Juli 2017]
  9. Walter Wyss: No Perfect Cuboid. arxiv:1506.02215
  10. Ruslan Abdulovich Sharipov: On Walter Wyss’s No Perfect Cuboid Paper. arxiv:1704.00165v1
  11. Jorge F. Sawyer, Clifford A. Reiter: Perfect parallelepipeds exist. In: Mathematics of Computation. 80. Jahrgang, 2011, S. 1037–1040, doi:10.1090/s0025-5718-2010-02400-7, arxiv:0907.0220.
  1. Man spricht dann auch von einem perfekten Quader.