André Jordan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Fa. Gebr. Jordan)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Aus Chrysopras gefertigte und mit Edelsteinen besetzte Prunk-Tabatiere aus der Sammlung Friedrich des Großen. Hersteller unbekannt.

André Jordan (* 20. Dezember 1708 in Berlin; † 13. September 1778 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, Hofjuwelier und Wechselhändler in Berlin.[1] Jordan betrieb ein bekanntes[2] Ladengeschäft sowie eine Bijouteriefabrik in Berlin, war Gildeältester und wichtigster Lieferant der berühmten und kostbaren Tabatieren für den preußischen König Friedrich dem Großen.

In den 1680er Jahren war der Apotheker und Schmuckhändler Charles Jordan nach Preußen eingewandert. Der Hugenotte aus Südfrankreich war vor den Verfolgungen unter Ludwig XIV. geflohen[3] und unter dem Großen Kurfürsten in Preußen aufgenommen worden.[4] Einer seiner Nachkommen[5] war der in Berlin geborene André Jordan, der 1731 Madeleine Susanne Perreault (1710–1748) heiratete. Aus der Ehe gingen die Söhne Paul André Jordan (1732–1807) und Pierre Jordan (1737–1791) hervor.[6] Paul André war Stadtverordneter und Oberst der Bürgerwehr.[7] Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Jordan am 22. November 1750 Rachel Madeleine Collin (1713–1782).[1] Ein Sohn von Paul André war Pierre Jean Jordan (1761–1838), ein Mitbegründer der Singakademie in Berlin.[8]

Jüngere Brüder von André Jordan [d. Ä.] waren Jean Louis Jordan (1712–1759) und Peter Johann Jordan (ebenfalls Gildeältester). Weitere Nachkommen von André Jordan [d. Ä.] und seinen Brüdern waren Pierre Antoine Jordan (1764–1827)[3] und der Diplomat Johann Ludwig von Jordan.[9]

Fa. Gebr. Jordan

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

André Jordan war Juwelier und errichtete in Berlin eine Bijouteriefabrik, in der sogenannte „Pariser Artikel“ gefertigt wurden.[4] Zu dem Geschäft gehörte auch eine Goldwaschmühle. Neben dem Schmuckgroß- und -einzelhandel wurden auch Geld- und Wechselgeschäfte getätigt.[10] Da das Unternehmen prosperierte, traten bald die jüngeren Brüder von Jordan als Mitgesellschafter ein; es wurde die Firmierung Fa. Gebr. Jordan angenommen. Söhne und Enkel der Brüder führten die Geschäfte fort, weshalb die Firmierung bis 1833 beibehalten wurde.[10]

Das Ladengeschäft befand sich zunächst in Alt-Berlin (gegenüber der Post) und später in der Jägerstraße in Berlin-Friedrichstadt.[2] 1772 wurde die Fa. Gebr. Jordan als Königliche Hofjuweliere zum Hoflieferanten des preußischen Hofes ernannt.[10]

Friedrich II., ein Sammler hochwertiger Tabakdosen, tätigte die meisten seiner entsprechenden Einkäufe bei den Jordans. Das Unternehmen hatte dem König jährlich etwa zwei vergoldete und emaillierte, häufig mit Edelsteinen besetzte Tabatièren nach dessen Geschmack zu liefern.[4] Von 1743 bis 1765 waren es 39 Dosen, die er dort erwarb.[11] Die für den König gefertigten Tabatieren waren ungewöhnlich in Größe und Wert. Nach den Belegen der Hofjuweliere Baudesson (ein weiterer Lieferant) und der Gebrüder Jordan lag ihr Wert je zwischen 4.200 und 12.000 Talern.[12] In den im Jahr 2011 digitalisierten Schatullrechnungen Friedrichs des Großen werden mehrfach hochpreisige Ankäufe vermerkt.[13] Auch nach dem Tode Friedrichs belieferten die Jordans weiterhin den königlichen Hof. So wird in einer Mitteilung der Juweliere an den Hofstaatssekretär Ernst Friedrich Bussler vom März 1809 eine Schmucklieferung im Wert von 35.000 Reichstalern angesprochen, die der König [gemeint: Friedrich Wilhelm III.] auf eine Reise nach St. Petersburg mitgenommen habe.[14]

Eine Zeitlang war der Hofjuwelier Pierre Lautier mit den Jordans assoziiert.[15] André Jordan vermittelte ab 1771 kleinere Aufträge des Königs an Daniel Chodowiecki.[16]

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Ekhart Berckenhagen, Anton Graff: Leben und Werk, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft (Hrsg.), Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1967, S. 221.
  2. a b Irene Tritt, Der kulturgeographische Einfluss der Glaubensvertriebenen in Berlin, Inaug.-Dissertation an der Freien Universität Berlin, 1966, S. 38 (Snippet).
  3. a b Rudolf Mingau, Personenregister der Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 8, Grosse Brandenburger Ausgabe, Gotthard Erler und Rita Reuter (Hrsg.), ISBN 978-3-35103-1-046, Aufbau-Verlag, 1997.
  4. a b c Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur, 2. Band (F-L), F. A. Brockhaus, Leipzig 1833, S. 596.
  5. Ein anderer Nachkomme war der Vertraute Friedrich II., Charles Étienne Jordan.
  6. Wilhelm Treue, Wirtschafts- und Technikgeschichte Preussens, Band 56 von: Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin, ISBN 978-3-11009-5-982, Walter de Gruyter, 1984, S. 68.
  7. Nadja Stulz-Herrnstadt, Berliner Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert: Unternehmerkarrieren und Migration, Familien und Verkehrskreise in der Hauptstadt Brandenburg-Preussens, Die Ältesten der Korporation der Kaufmannschaft zu Berlin, Band 99 von: Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin, ISBN 978-3-11016-5-609, Walter de Gruyter, 2002.
  8. Jordan (Memento vom 13. März 2017 im Internet Archive) bei Perspectivia.net (Schatullrechnungen Friedrichs II.), abgerufen am 17. April 2024.
  9. Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 26, Verlag von Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1850, S. 588.
  10. a b c Hugo Rachel, Johannes Papritz und Paul Wallich, Berliner Grosskaufleute und Kapitalisten: Die Zeit des Merkantilismus 1648-1806, Band 2, Veröffentlichungen, Verein für Geschichte der Mark Brandenburg, ISSN 0936-2754, Johannes Schultze (Hrsg.), de Gruyter, 1967, S. 82 (Snippet).
  11. Johann Georg Prinz von Hohenzollern, Friedrich der Grosse: Sammler und Mäzen, ISBN 978-3-77745-9-103, Hypo-Kulturstiftung (Hrsg.), Kunsthalle Verlag/Hirmer Verlag, 1992, S. 212.
  12. Helmut Börsch-Supan, Die Kunst in Brandenburg-Preussen: ihre Geschichte von der Renaissance bis zum Biedermeier dargestellt am Kunstbesitz der Berliner Schlösser, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, ISBN 978-3-78611-2-730, Mann, 1980, S. 171 (Snippet).
  13. Andreas Kilb, Friedrich der Große: Ein Asket war er nicht, 12. Juni 2011, Frankfurter Allgemeine Zeitung.
  14. Mitteilung der Juweliere Gebr. Jordan, Hoflieferanten, an den Hofstaatssekretär Ernst Friedrich Bussler, Berlin, 11. und 28. März 1809, in: Gaby Huch, Zwischen Ehrenpforte und Inkognito: Preußische Könige auf Reisen: Quellen zur Repräsentation der Monarchie zwischen 1797 und 1871, ISBN 978-3-11040-9-253, Walter de Gruyter, 2016, Mitteilung S. 396.
  15. Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Band 43, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft (Hrsg.), Der Verein, 1989, S. 105.
  16. Pantheon, Band 37, Bruckmann Verlag, 1979, S. 350 (Snippet).