Halotrichit
Halotrichit | |
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Haarförmiger Halotrichit aus der Golden Queen Mine, Soledad Mountain, Golden Queen, Kern County, Kalifornien, USA (Größe: 5,2 × 4,2 × 3,3 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Hth[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Fe2+Al2[SO4]4·22 H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (und Verwandte) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VI/C.12 VI/C.12-020 7.CB.85 29.07.03.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P21/a[2] (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 21,26 Å; b = 24,26 Å; c = 6,19 Å β = 100,3°[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 1,5 bis 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 1,89; berechnet: 1,95[3] |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Bruch; Tenazität | muschelig |
Farbe | weiß, grau, grün |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,480 nβ = 1,486 nγ = 1,490[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,010[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 35°[4] |
Pleochroismus | nicht vorhanden |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich; bitterer, adstringierender Geschmack[3] |
Halotrichit, auch als Bergbutter, Eisenalaun, Federalaun bzw. -salz oder Haarsalz bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“.
Halotrichit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Al2[SO4]4·22 H2O[2] und entwickelt meist faserige Aggregate und krustige Überzüge, seltener auch nadelförmige Kristalle von grauweißer bis apfelgrüner Farbe.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Benannt wurde Halotrichit nach dem lateinischen Wort halotrichum für Haarsalz, ursprünglich aus altgr. ἅλς háls „Salz“ und θριξ thríx, Genitiv τρίχος tríchos „Haar“. Erstmals gefunden und beschrieben wurde das Mineral 1839 von Ernst Friedrich Glocker.
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Halotrichit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „ Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Apjohnit, Bílinit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Halotrichit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Halotrichitgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.85 und den weiteren Mitgliedern Apjohnit, Bílinit, Caichengyunit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Halotrichit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls Namensgeber der „Halotrichitgruppe (monoklin mit 22 H2O)“ mit der System-Nr. 29.07.03 und den weiteren Mitgliedern Apjohnit, Bilinit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit A(B)2(XO4)4 × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Halotrichit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 21,26 Å; b = 24,26 Å; c = 6,19 Å und β = 100,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Halotrichit ist wasserlöslich. Aus diesem Grund können Kristalle bei hoher Feuchtigkeit zerfließen. Unter trockenen Bedingungen kann das Kristallwasser, ähnlich wie bei anderen Sulfaten, abgegeben werden, wobei das Mineral zerfällt.
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Halotrichit bildet sich normalerweise sekundär durch Oxidation aus Pyrit. Er wird aber auch in Solfataren und Thermalquellen gefunden. Begleitet wird Halotrichit von verschiedenen anderen Sulfaten.
Als eher seltene Mineralbildung kann Halotrichit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2014) rund 370[5] Fundorte, so unter anderem Catamarca, Salta und San Juan in Argentinien; in einigen Regionen von Australien; Departamento Oruro und Departamento Potosí in Bolivien; bei Chaskowo in Bulgarien; in vielen Regionen von Deutschland; Finnland; an der Solfatara von Pozzuoli in Italien; Iran; Nova Scotia, Québec und Yukon in Kanada; Chile; Volksrepublik China; Kärnten, Salzburg und Steiermark in Österreich; sowie in vielen Regionen von Ungarn und den USA.[6]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Friedrich Glocker: 18. Halotrichit, in Grundriß der Mineralogie, mit Einschluß der Geognosie und Petrefactenkunde, Verlag von Joh. Leonh. Schrag, Nürnberg 1839, S. 691–691 (PDF 197,6 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 145.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 609.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 386.
- ↑ a b Halotrichite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB]).
- ↑ a b c Mindat – Halotrichite. In: mindat.org. Abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Mindat – Anzahl der Fundorte für Halotrichit. In: mindat.org. Abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Halotrichit beim Mineralienatlas und bei Mindat