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Arisaema

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Arisaema

Dreiblättriger Feuerkolben (Arisaema triphyllum)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Aronstabgewächse (Araceae)
Unterfamilie: Aroideae
Tribus: Arisaemateae
Gattung: Arisaema
Wissenschaftlicher Name
Arisaema
Mart.

Die Arisaema, Kobralilien oder Feuerkolben genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Die 150 bis 180[1] Arten sind überwiegend auf der Nordhalbkugel, aber hauptsächlich in Asien verbreitet.

Illustration von Arisaema fargesii
Fruchtstand mit reifen roten Beeren von Arisaema bockii

Vegetative Merkmale

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Arisaema-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen.[1] Diese Geophyten bilden unterirdische, fast kugelige Knollen oder Rhizome als Überdauerungsorgane aus.[2] Tropische Arten mit Rhizomen sind immergrün und wachsen ohne Ruhephase; die laubabwerfenden Arten produzieren jedes Jahr je Exemplar meist ein oder zwei, selten drei Laubblätter, die meist während der Blütezeit vorhanden sind. Die aufrechten Laubblätter sind deutlich in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist länger als die Blattspreite. Die Blattspreiten sind oft drei- oder mehrteilig zusammengesetzt.[2]

Generative Merkmale

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Die meisten Arten blühen im Frühling und Frühsommer, wobei Laubblätter und Blütenstand gleichzeitig erscheinen. Der Blütenstand besteht aus dem Blütenstandsschaft, dem Spadix, einer Verlängerung der Blütenstandsachse und aus der Spatha, die den Spadix einhüllt und im unteren Abschnitt röhrenförmig zusammengerollt ist. Der aufrechte Blütenstandsschaft ist meist etwa so lang wie der Blattstiel oder bei wenigen Arten sehr kurz. Die meisten Arten sind zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch), die Blütenstände besitzen also nur männliche oder nur weibliche Blüten. Das Geschlecht einer Pflanze ist jedoch nicht genetisch fixiert und kann von einer Saison zur anderen wechseln, abhängig von Alter und Zustand der Pflanze. Einige Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), dann sind im Kolben Abschnitte mit weiblichen und männlichen Blüten vorhanden. Der Spadix besitzt einen fertilen, mit Blüten besetzten und einen sterilen Abschnitt. Letzterer kann sehr unterschiedlich geformt und verlängert sein. Es sind keine Blütenhüllblätter vorhanden.[2] Männliche Blüten enthalten zwei bis fünf Staubblätter.

Die bei Reife glänzend orangefarbenen bis leuchtend roten Beeren enthalten wenige (ein bis sechs) Samen.[2]

Die Chromosomengrundzahlen betragen x = 13 oder 14.[2]

Arisaema-Arten fallen vor allem durch ihre attraktiven Blütenstände auf, die jeweils aus einem Hochblatt (Spatha) und der Spadix bestehen. Die Spatha ist je nach Art sehr unterschiedlich geformt und gefärbt. Wie viele ihrer Verwandten zählt Arisaema blütenökologisch zu den Kesselfallenblumen, d. h., es werden Insekten angelockt, die in den kesselartig geformten Blütenständen gefangen werden und dort die Blüten bestäuben. Die häufigsten Bestäuber sind Pilzmücken; die Arisaema-Arten werden deshalb als Pilzmückenblumen (Myiophilie) bezeichnet.

Wenn die Art zweihäusig getrenntgeschlechtig ist, ist zur Befruchtung und Samenbildung mindestens ein weibliches und ein männliches Individuum notwendig. Die hauptsächlichen Bestäuber sind Pilzmücken aus den Familien Mycetophilidae und Sciaridae. Diese werden durch Duftstoffe angelockt, die vom sterilen Teil des Spadix abgegeben werden. Die Beschreibungen des Geruchs verschiedener Arisaema-Arten reichen von Urin über frischen Meeresfisch bis zu Rhabarber oder Pilzaromen.

Für eine erfolgreiche Bestäubung müssen die Insekten zuerst in einen männlichen Blütenstand geraten. Sie werden vom Geruch des Spadix angelockt, fallen dann in die kesselförmige Spatha und kriechen am Boden der Falle umher, wobei sie sich mit Pollen beladen, der von den männlichen Blüten ausgestreut wird. Die männlichen Blütenstände besitzen einen Ausgang, eine Öffnung in der Spatha, durch den die Tiere wieder ins Freie kommen.

Wenn die mit Blütenstaub beladenen Insekten nun in einen weiblichen Blütenstand geraten, können sie dort beim Umherkrabbeln den mitgebrachten Pollen auf den Narben der weiblichen Blüten abstreifen. Im Unterschied zu den männlichen Blütenständen besitzen die weiblichen jedoch keine Öffnung in der Spatha. Die Insekten bleiben gefangen und sterben in der Kesselfalle.

Evolution und Standorte

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Der vermutete Ursprung der Gattung Arisaema liegt im östlichen Himalayagebiet und in China, dies ist heute mit etwa 91 Arten das Zentrum der Artenvielfalt.

Je nach Art gedeihen sie auf trockenen bis feuchten Standorten.[2] Die besiedelten Lebensräume reichen von gemäßigten-tropischen Bergregenwäldern bis zu Rasen oberhalb der Baumgrenze.

Verbreitung der Gattung Arisaema

Systematik und Verbreitung

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Das Zentrum der Artenvielfalt sind die gemäßigten Gebiete Asiens.[2] In Asien kommt die Gattung Arisaema von Afghanistan bis Japan vor. Mit 78 Arten kommen fast die Hälfte der 150 bis 180 Arten in China vor, 45 davon nur dort.[1] Die südliche Verbreitungsgrenze liegt im südlichen Indien und Java. Es kommen auch Arten im Jemen und in Ostafrika vor. In Nordamerika kommen nur zwei Arten, eine davon bis Mexiko und eine Art nur in Mexiko natürlich vor.[2]

Die Gattung Arisaema wurde 1831 durch Carl Friedrich Philipp von Martius in Flora, Bd. 14, S. 459 aufgestellt.[3] Synonyme für Arisaema Mart. sind. Alocasia Neck. ex Raf. nom. rej. non (Schott) G.Don, Dochafa Schott, Muricauda Small, Flagellarisaema Nakai, Heteroarisaema Nakai, Pleuriarum Nakai, Ringentiarum Nakai.[4] Der Gattungsname Arisaema setzt sich zusammen aus dem griechischen Namen aris für diese Pflanze, der bereits von Plinius verwendet wurde, und aus dem griechischen Wort haima für Blut, dies bezieht sich auf die roten Flecken auf den Blättern mancher Arten.[2]

Die Gattung Arisaema gehört zur Tribus Arisaemateae in der Unterfamilie Aroideae innerhalb der Familie Araceae.[4] Die Gattung Arisaema wird in Sektionen gegliedert. In China kommen die Sektionen Arisaema sect. Anomala, Arisaema sect. Arisaema, Arisaema sect. Clavata, Arisaema sect. Decipientia, Arisaema sect. Dochafa, Arisaema sect. Fimbriata, Arisaema sect. Franchetiana, Arisaema sect. Nepenthoidea, Arisaema sect. Pistillata, Arisaema sect. Sinarisaema, Arisaema sect. Tenuipistillata, Arisaema sect. Tortuosa vor.[1]

Je nach Autor gibt 150 oder 170[2], 180[1] bis zu 195[5] Arisaema-Arten:

Laubblätter und Fruchtstände von Arisaema amurense
Blütenstand von Arisaema bockii
Blütenstand von Arisaema candidissimum
Blütenstand von Arisaema ciliatum
Laubblatt und Blütenstand des Drachen-Feuerkolbens (Arisaema dracontium)
Habitus von Arisaema erubescens
Blütenstand von Arisaema filiforme
Blütenstände von Arisaema fimbriatum
Laubblätter und Blütenstand von Arisaema flavum
Habitus und Laubblätter von Arisaema franchetianum
Habitus und Laubblätter von Arisaema heterophyllum
Fruchtstand von Arisaema iyoanum
Laubblätter und Blütenstand von Arisaema jacquemontii
Unterirdische und oberdische Pflanzenteile mit Blütenstand von Arisaema leschenaultii
Laubblätter und Blütenstand von Arisaema murrayi
Arisaema nepenthoides
Habitus und Fruchtstand von Arisaema peninsulae
Habitus, Laubblatt und Blütenstand von Arisaema polyphyllum
Habitus und Blütenstände von Arisaema propinquum
Japanischer Feuerkolben (Arisaema ringens)
Arisaema sazensoo
Arisaema serratum var. mayebarae
Arisaema sikokianum
Arisaema thunbergii
Arisaema tortuosum
Blattspreite des Dreiblättrigen Feuerkolben (Arisaema triphyllum)
Arisaema yamatense

Einige Arten werden angebaut. Man kann ihre Laubblätter und unterirdischen Pflanzenteile gekocht essen. Das Essen dieser Pflanzenteile kann auf Grund von Calciumoxalat-Kristallen problematisch sein. Die Droge einiger Arten wird auch medizinisch genutzt.[10]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd Heng Li, Guanghua Zhu, Jin Murata: Arisaemam S. 43 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3.
  2. a b c d e f g h i j k l Muricauda Small: Arisaema – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9.
  3. Arisaema bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 14. August 2014.
  4. a b c d e f g h Arisaema im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. August 2014.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb Arisaema. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 6. Mai 2019.
  6. a b c d e f Z. Ma, H. Li: The genus Arisaema (Araceae: Aroideae: Arisaemateae) in China – A taxonomic revision and annotated list of species. In: Aroideana, Volume 40, 2017, S. 49–134.
  7. a b c d e f Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Bd. 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  8. V. D. Nguyen, T. C. Vu, H.Q. Bui: Arisaema lidaense J.Murata & S.L. Wu (Araceae): a new record for the flora of Vietnam. In: Aroideana, Volume 39, Issue 1, 2016, S. 20–25.
  9. Zheng-Xu Ma: Arisaema longitubum (Araceae), a new species from northwestern Yunnan, China. In: Phytotaxa, Volume 358, Issue 3, 2018, S. 295–299. doi:10.11646/phytotaxa.358.3.7
  10. Einträge zu Arisaema bei Plants For A Future

Weiterführende Literatur

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  • S. Vogel: A survey of the function of the lethal kettle traps of Arisaema (Araceae), with records of pollinationg fungus gnats from Nepal. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 133, 2000, S. 61–100.
  • G. Gusman, L. Gusman The genus Arisaema: A monograph for botanists and nature lovers. 2003.
  • S. S. Renner et al.: A chloroplast phylogeny of Arisaema (Araceae) illustrates tertiary floristic links between Asia, North America, and East Africa. In: American Journal of Botany, Volume 91, 2004, S. 881–888.
  • J. Murata, H. Nagamasu, H. Ohashi: A nomenclatural review on the infrageneric classifications of Arisaema (Araceae). In: Journal of Japanese Botany, Volume 88, 2013, S. 36–45.
Commons: Arisaema – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien