Zusammengedrücktes Rispengras
Zusammengedrücktes Rispengras | ||||||||||||
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Zusammengedrücktes Rispengras (Poa compressa), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Poa compressa | ||||||||||||
L. |
Das Zusammengedrückte Rispengras (Poa compressa), auch als Platthalmrispe, Platthalm-Rispengras oder Flaches Rispengras bezeichnet, ist eine weit verbreitete Art aus der Gattung der Rispengräser (Poa) innerhalb der Familie der Süßgras (Poaceae). Ein besonderes Merkmal dieser Pflanze sind seine hohlen, seitlich abgeflachten und damit im Querschnitt ovalen Halme, worauf das Art-Epitheton compressa Bezug nimmt.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zusammengedrückte Rispengras ist eine steife und graugrüne, ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 40, zuweilen bis zu 70 Zentimetern erreicht. Der sommergrüne Hemikryptophyt wächst locker horstig und breitet sich über drahtige Rhizome aus. Die glatten und seitlich zusammengedrückten und damit im Querschnitt ovalen Halme wachsen vom Grund an knickig aufsteigend. Sie tragen vier bis sechs Knoten. Die glatten Blattscheiden sind ebenso zusammengedrückt, gekielt und daher zweischneidig. Die weißen Blatthäutchen (Ligulae) sind stumpf und werden 0,5 bis 4 Millimeter lang. Die starren Blattspreiten sind schmal linealisch, oberseits rau und in eine kapuzenförmige Spitze auslaufend. Neben der Blattrippe befindet sich je eine Rinne (Skispur). Die Blattspreiten werden 3 bis 12 Zentimeter lang und 1 bis 3,5 (bis 5) Millimeter breit.[1] Der Blattgrund ist stets unbewimpert.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütenstände sind kompakte, schmal pyramidenförmige Rispen. Diese messen 1,5 bis 10 Zentimeter in der Länge und zwischen 0,5 und 3 Zentimetern in der Breite. Sie sind grün, gelbgrün oder purpurn gefärbt. Die leicht eckigen und rauen Rispenäste stehen in Paaren oder Büscheln. Die drei- bis zehnblütigen, bis zu 8 Millimeter langen Ährchen stehen ihrerseits dicht büschelig an den Rispenästen. Sie sind eiförmig bis elliptisch geformt und zusammengedrückt. Alle Spelzen sind unbegrannt, gekielt und an den Kielen rau. Die dreinervigen Hüllspelzen sind etwas ungleich geformt. Die Deckspelzen sind undeutlich fünfnervig, kahl, schwach behaart oder zuweilen am Grund wollig behaart. Die Karyopsen werden von den verhärteten Deck- und Vorspelzen fest umschlossen. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 35, 42, 45, 49, 50, 56.[2]
Verbreitung und Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zusammengedrückte Rispengras ist von Europa bis zum westlichen Sibirien und vom Mittelmeerraum mit Nordafrika bis China verbreitet.[3] Es kommt in Europa ist fast allen Ländern vor und fehlt nur in Portzugal, Island, Lettland und Nordmazedonien.[4] Es kommt vom Flachland bis in Höhen von 2000 Meter (Alpen) vor. Am Berninapass in Graubünden erreicht es 2229 Meter Meereshöhe.[1] Es wurde nach Nordamerika eingeführt und ist dort als „Canada Bluegrass“ bekannt.
In Deutschland kommt das Gras zerstreut bis häufig vor. Es fehlt streckenweise im Norden. Es wächst vor allem in Pioniergesellschaften auf Dämmen, auf Mauern, in Kiesgruben, auf Bahnanlagen[1], auf Schuttplätzen und an Wegen auf offenen, trockenen und mageren, meist kalkreichen, aber humus- und feinerdearmen Sand-, Kies- und Steinböden.
Nach Ellenberg ist es eine Volllichtpflanze, subozeanisch verbreitet, ein Trockniszeiger, ein Basen- und Kalkzeiger, stickstoffarme Standorte bevorzugend. Das Zusammengedrückte Rispengras ist auch eine Ordnungscharakterart Halbruderaler Pionier- und Halbtrockenrasen (Elymetalia (= Agropyretalia) repentis) und kommt z. B. im Poo-Tussilaginetum oder im Poetum ancipiti-compressae vor. Es gedeiht aber auch im Gesellschaften der Ordnung Corynephoretalia.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+w+ (trocken aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]
Taxonomie und Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zusammengedrückte Rispengras wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum Tomus I, S. 69 als Poa compressa erstbeschrieben.
Man kennt zwei Unterarten:
- Poa compressa subsp. compressa : Ährchen 3-6(-7)-blütig.
- Poa compressa subsp. langiana (Rchb.) Hegi (als Art: Poa langiana Rchb.[4]): Diese Unterart, die sich durch 7-11-blütige Ährchen und nicht behaarte Deckspelzen unterscheidet, wurde bisher nur vom Isteiner Klotz im südlichen Baden-Württemberg bekannt. Sie ist heute verschollen.[2]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zusammengedrückte Rispengras ist ein ausdauernder Hemikryptophyt (einschließlich der Zweijährigen) und ein Kriechpionier. Die Samen verbreiten sich durch den Wind als Ballonflieger, auch Fortpflanzung durch Apomixis ist nachgewiesen. Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer.
Nutzung, Gefährdung und Status
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mitteleuropa ist es als Futter- oder Weidegras ohne Bedeutung, kann aber zur Berasung trockener Böschungen eingesetzt werden. Das Zusammengedrückte Rispengras ist in Europa nicht gefährdet und genießt keinen gesonderten gesetzlichen Schutz (CITES, Berner Konvention, BArtSchV).
In Nordamerika hat das Gras einigen Wert als Weidegras auf armen und trockenen Böden. In einigen Staaten der USA, vor allem Wisconsin, gilt das Gras jedoch als invasive beziehungsweise potenziell invasive Art (Virginia, New England). So dringt es beispielsweise in Prärien und andere natürliche oder renaturierte Grasländer ein. Aufgrund seines kräftigen Rhizomwachstums und der effektiven Samenausbreitung werden negative Auswirkungen auf die natürlichen Artenzusammensetzungen (Verdrängung der heimischen Flora) sowie weitere direkte und indirekte ökologische Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften oder Biotope befürchtet.[6][7][8]
Quellen und weiterführende Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelquellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Seite 707–708. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1996. ISBN 3-489-52020-3.
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 225.
- ↑ Poa compressa. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 12. November 2016.
- ↑ a b B.Valdés & H.Scholz; with contributions from E. von Raab-Straube & G.Parolly (2009+): Poaceae (pro parte majore). Datenblatt Poa In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Poa compressa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Wisconsin Department of Natural Resources ( vom 2. Mai 2008 im Internet Archive)
- ↑ Invasive Plant Atlas of New England ( vom 10. September 2006 im Internet Archive)
- ↑ Invasive Alien Plant Species of Virginia
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Charles Edward Hubbard: Gräser – Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8001-2537-4
- E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7
- Wilhelm Opitz von Boberfeld, Ernst Klapp: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung. Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, 13. überarbeitete Ausgabe, ISBN 3-8001-4775-0
- Schmeil-Fitschen: Die Flora von Deutschland interaktiv, ISBN 3-494-01368-3
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen zum Zusammengedrückten Rispengras bei FloraWeb
- Verbreitung in Deutschland
- Zusammengedrücktes Rispengras. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Karte zur weltweiten Verbreitung
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- GrassBase - The Online World Grass Flora, KEW
Bilder: [1] [2] Platthalm-Rispengras ( vom 15. Oktober 2006 im Internet Archive) [3]