MehlWelten Museum
Das privat geführte MehlWelten Museum in Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern) präsentiert als Kern seiner Sammlung fast 4.000 Mehlsäcke aus 150 Ländern auf allen Kontinenten. Darüber hinaus widmet sich das Museum in einer Dauerausstellung dem kulturhistorischen Aspekt des Mehls. Das MehlWelten Museum ist eine Initiative der Mühlenchemie, einem Unternehmen der Stern-Wywiol Gruppe.
Museumsgründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hamburger Unternehmer Volkmar Wywiol entdeckte 1998 am Strand von Dubai den Mehlsack eines mit seinem Unternehmen handelnden arabischen Mühlenbetriebs. Hiervon inspiriert, ließ der Unternehmer den Mehlsack von dem Hamburger Maler und Grafiker Armin Sandig künstlerisch überarbeiten. Dieser Mehlsack, jetzt im Foyer des Museums, ist der Grundstein der Museumidee.
Im Juni 2008 wurde das Museum in Anwesenheit des damaligen Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, Harald Ringstorff, eingeweiht. Es wurde von der Kulturwissenschaftlerin Angela Jannelli konzipiert und anfänglich kuratiert. In der Folge entstand die größte Mehlsacksammlung der Welt.
Mit der detaillierten Erforschung von zwei im Mantelsaum der Gletschermumie Ötzi entdeckten Körnern des Einkorns begann 2012 die zweite Stufe des MehlWelten Museums, die Kulturgeschichte des Getreides. Kuratiert durch den Berliner Kulturhistoriker Oliver Seifert ist seitdem eine Geschichte der Entwicklung des Getreides seit der Neolithischen Revolution vor über 11 000 Jahren entstanden. Im Museum befindet sich eine Reproduktion von Ötzi sowie eine Kornmumie aus der Ägyptischen Pharaonenzeit.
Ergänzt wird das MehlWelten-Museum durch die Forschungs- und Technikgeschichte der industrialisierten getreidebasierten Nahrung bis hin zu einem Überblick über die Vielfalt und den Genussreichtum der Getreideprodukte in aller Welt.
Museumsgebäude in Wittenburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Amtsberg, dem ursprünglichen Standort einer mittelalterlichen Burg- und Schlossanlage, wurde 1848 ein Amtsgericht im neoklassizistischen Stil erbaut und als solches bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges genutzt. Anschließend diente es als sowjetische Kommandantur und bis 2007 als Schule. Wywiol pachtete das der Stadt Wittenburg gehörende Gebäude und ließ das denkmalgeschützte Haus durch den Architekten Carsten Falkenberg aufwändig restaurieren und durch die Museumskuratorin Angela Jannelli einrichten. Damit wurde ein kulturhistorisches Gebäude für die Stadt Wittenburg und für Mecklenburg-Vorpommern erhalten.
World Flour Day
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Initiative des MehlWelten Museums registrierte die amerikanische „National Day Calendar“ Institution den 20. März als WORLD FLOUR DAY. Er ist weltweit der Namenstag aller Müller. Auf der nördlichen Halbkugel ist der 20. März Frühlingsanfang, die Landleute bitten um eine gute Fruchtbarkeit ihrer Aussaat. Auf der südlichen Halbkugel beginnt am 20. März der Herbst; die Landleute hoffen auf eine gute Ernte.
Ausstellungsbereiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Erdgeschoss des Museums widmet sich weitestgehend der Sammlung von Mehlsäcken. Anhand der Motive auf den Säcken, die teilweise Mythen, Märchen, Legenden und Traditionen lebendig werden lassen, wird eine kulturhistorische Betrachtung des Grundnahrungsmittels Mehl vorgenommen.
Im so genannten Mythenraum wird über Mozart und das Mehl, über Charly Chaplins „Brötchentanz“ aus dem Filmklassiker Goldrush, die „Altweibermühle“, den chinesischen Mondkuchen, das Pariser „Moulin Rouge“, den „Tjiwara“ aus Mali, oder über das mexikanische Totenbrot „Pan de Muertos“ berichtet.
Im Symbolraum wird deutlich, welch hohe kulturelle Bedeutung der Weizen beziehungsweise das Getreide überall auf der Erde für die Ernährung der Menschheit hat. So erfährt der Besucher in diesem Raum etwas über Sonnen- und Herrschersymbole, über Tiersymbole, Kraftsymbole über Heilige und Gottheiten und über Traditionen.
Im Raum Sackothek werden die über 3600 Mehlsäcke aus aller Welt aufbewahrt und katalogisiert.
In dem Raum „Historische Säcke“ erinnert zum Beispiel ein Mehlsack aus der Zeit der Berliner Luftbrücke daran, wie die Stadt während der sowjetischen Blockade Berlin von den westlichen Alliierten aus der Luft versorgt wurde.
Die Berliner Künstlerin Kathinka Willinek hat für das Museum aus 10.843 Knoten bunten Garns, an Nylonfäden geknüpft, eine Demeter geschaffen, die griechische Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus.
Im Raum Der Mann aus dem Eis wird eine Kopie der Gletschermumie Ötzi ausgestellt. Dieser ist für das Thema Mehl insofern bedeutend, als sich in seinem Mantelsaum zwei Körner des Urkorns Einkorn fanden, ein Beweis, dass bereits vor über 5300 Jahren auch in Mitteleuropa Getreide angebaut wurde.
Der Raum der Getreidekulturen stellt die Geschichte des Getreides als Basis der Hochkulturen seit der Neolithischen Revolution vor ca. 10.000 Jahren dar.
Der Raum der Religionen zeigt anhand von vier Beispielen auf, wie das Getreidekorn zum zentralen Symbol lebensschaffender göttlicher Macht wurde: der ägyptische Osiris-Mythos, in dem das „begrabene“ und neu aus der Erde hervorsprießende Getreidekorn ein Symbol geistigen Lebens war; die Bedeutung des Brotes als Zeichen der Fürsorge Jahwes für sein Volk; die Selbstaussage Jesu Christi, „Ich bin das Brot des Lebens“ und Allah, der als der „Barmherzige“ dem Menschen zur Nahrung das Korn schuf.
Außerdem wird eine 2000 Jahre alte ägyptische Kornmumie (eine Leihgabe des Paneum Asten) ausgestellt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- art and flour – Eine weltumspannende Galerie der Mehlsäcke. Robert Wenzel Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-00-021538-4
- flour art museum – Ausstellungsbegleiter. Juni 2008
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 53° 30′ 51,8″ N, 11° 4′ 20,8″ O