Kistner & Siegel

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Kistner & Siegel ist ein Musikverlag, der 1923 durch die Verschmelzung der Verlage „C. F. W. Siegel“ und „Fr. Kistner“ in Leipzig entstand. Namensgeber dieses Verlags sind Carl Friedrich Kistner (1797–1844) und Carl Friedrich Wilhelm Siegel (1819–1869).

Die Geschichte von Kistner & Siegel begann, als Carl Friedrich Kistner am 1. Juni 1831 eine Musikalienverlagshandlung, die von Heinrich Albert Probst 1823 in Leipzig gegründet wurde, kaufte und diese in den ersten Jahren unter der Firma „H.A. Probst-F. Kistner“ führte. 1836 benannte Kistner den Musikverlag in „Fr. Kistner“ um. Nachdem Carl Friedrich Kistner gestorben war, führte sein Bruder Julius Kistner den Verlag als Prokurist der Witwe von Friedrich Kistner, Amalie Friederike Clementine, geb. Karthauß, zusammen mit Carl Gurckhaus und Bartholf Senff. 1866 kaufte Carl Friedrich Ludwig Gurckhaus (1821–1884) den Verlag von den Erben. Als dessen Sohn Carl Otto Ludwig Gurckhaus 1918 starb, verkaufte seine Witwe und Erbin Magdalena Gurckhaus den Verlag an Carl und Richard Linnemann, die Inhaber von C.F.W. Siegel.

C. F. W. Siegel

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Am 1. Januar 1846 gründete Carl Friedrich Wilhelm Siegel zusammen mit Edmund Stoll die „Buch- und Musikalien-Verlags und Sortimentshandlung Siegel & Stoll“ in Leipzig. Vier Jahre darauf trennten sich Siegel und Stoll. Siegel übernahm den Verlag allein. Er kaufte mehrere Verlage hinzu, so beispielsweise 1852 einen Teil des Verlages J. G. Haecker, ein Jahr später den Verlag „Ernst ter Meer“ in Aachen. 1870 übernahm Richard Linnemann sen. den Verlag und änderte die Firma in „C.F.W.Siegel’s Musikalienhandlung (R. Linnemann)“. Seine Söhne Carl und Richard Linnemann traten 1901 in den Verlag ein. Im Jahre 1903 übernahmen sie den Buch- und Musikverlag E.W. Fritzsch, den Ernst Wilhelm Fritzsch vor 1870 gegründet hatte. 1923 fusionierten die Verlage Kistner und Siegel.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

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Im Dezember 1943 wurden die Verlagsräume ausgebombt, wodurch der Verlag zunächst zum Erliegen kam. Zuletzt wurde der Verlag in Leipzig von Dr. Walter Lott geleitet, nach dessen Tod von seiner Witwe und Erbin Theodora Lott. Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse gründeten sein Bruder Rudolf Lott und Theodora Lott 1948 den Verlag in Lippstadt neu. Die Tochter von Rudolf Lott, Marianne Feder, führte den Verlag sodann ab 1965 in Köln. Ihre Tochter und Erbin Annette Feder übernahm den Verlag 2004. Seit 2008 befindet sich der Verlag unter der Firmierung „Fr. Kistner & C.F.W. Siegel & Co. KG“ in Brühl bei Köln und wird von dem persönlich haftenden Gesellschafter Dr. Ulrich Andryk geleitet.

Komponisten und Werke

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Zu den Verlagsautoren zählen unter anderem: Bennett, Bortkiewicz, Bruch, Burgmüller, Chopin, Czerny, Franz, Gade, Goetz, Grabner, Hiller, Jadassohn, Kalkbrenner, Kretschmer, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Moscheles, Onslow, Raff, Reinecke, Rubinstein, Smetana, Svendsen, Wagner.

Bekannt ist der Verlag auch durch seine ORGANUM-Reihe.

  • Verzeichnis des Musikalien-Verlags von Fr. Kistner in Leipzig. Leipzig 1894–1905; Ergänzungen 1907, 1909, 1911, 1913.
  • Linnemann, ed.: Verlags-Verzeichnis von C. F. W. Siegels Musikalienhandlung (Leipzig, 1903).
  • Linnemann: Fr. Kistner 1823/1923: ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Musik-Verlages (Leipzig, 1923).
  • Lott, ed.: Musik aus vier Jahrhunderten, 1400–1800: Katalog aus Veröffentlichungen des Verlags Kistner & Siegel in Leipzig (Leipzig, 1932).
  • Geschichte der Firma C. F. W. Siegel’s Musikalienhandlung (R. Linnemann) in Leipzig. In: Musikhandel und Musikpflege 6 (1903/04) S. 288.
  • Karl Hesse: Richard Linnemann sen. †. In: Musikhandel u. Musikpflege 11 (1909) S. 250.
  • Ludwig Gurckhaus †. In: Musikhandel und Musikpflege 20 (1918) S. 133.
  • Max Schumann: Fr. Kistner. Zum Gedächtnis an Ludwig Gurckhaus, * 18. Januar 1862, † 21. Juli 1918. In: Musikverlag und Musikleben Nr 12 (1919) S. 2–3.
  • Max Schumann: C. F. W. Siegels Musikalienhandlung (R. Linnemann). Zum 75 jähr. Bestehen. In: Musikalienhandel 22 (1920) S. 208–209.
  • Zum 75-jährigen Jubiläum der Firma C. F. W. Siegel’s Musikalienhandlung (R. Linnemann). In: Musikverlag und Musikleben Nr 17 (1921) S. 2–6.
  • Richard Linnemann: Fr. Kistner. 1823/1923. Ein Beitrag zur Geschichte d. dt. Musik-Verlages. Leipzig: Kistner 1923. VIII, 139 S., 1 Titelb.
  • Rudolf Tanner: Fr. Kistner (1823–1923). In: Musikalienhandel 25 (1923) S. 174–176.
  • Hellmuth von Hase: Richard Linnemann. 1874–1932. o. O. u. J. 10 S. mit 1 Portr. – Aus: Adressbuch d. Dt. Buchhandels 96 (1934).
  • Richard Linnemann (5. Nov. 1974 – 6. April 1932). In: Musikalienhandel 34 (1932) S. 123.
  • Carl Linnemann 60 Jahre. In: Musikalienhandel 34 (1932) S. 214.
  • Zum 50. Geburtstag von Dr. Walter Lott. In: Musikalienhandel 44 (1942) S. 43–44.
  • Carl Linnemann zu seinem 70. Geburtstag am 25. Sept. 1942. In: Musikalienhandel 44 (1942) S. 125.
  • Felix Mendelssohn Bartholdy. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Briefe an deutsche Verleger Band 1 (1968) S. 299–333.