Franz Tschischka
Franz Tschischka (auch: Žiška, Ziska; * 18. November 1786 in Wien; † 15. November 1855 ebenda) war ein österreichischer Kulturhistoriker und Volksliedsammler. Spätestens ab 1832 publizierte er nur noch unter der Namensform Tschischka.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tschischka besuchte das Josefstädter Gymnasium und trat 1804 in den Kanzleidienst des Magistrats der Stadt Wien ein. 1811 erhielt er das taxfreie Bürgerrecht[1] der Stadt Wien.
Angeregt durch die Brüder Grimm, Johann Gustav Gottlieb Büsching, Friedrich Heinrich von der Hagen und Bernhard Joseph Docen, beschäftigte er sich mit germanistischer Sprachforschung. Mit Julius Maximilian Schottky unternahm er 1817/18 eine Forschungsreise zur Sammlung österreichischer Volkslieder und Märchen. Die 1819 von Tschischka und Schottky herausgegebene Volksliedsammlung, die noch 1967 von Leopold Schmidt als „Kronjuwel unserer Volksliedsammlung“ bezeichnet wurde,[2] hatte nachhaltige Wirkung. Sie vermochte mehrere zeitgenössische Schriftsteller und Musiker, darunter Ludwig van Beethoven, Ignaz Franz Castelli, Anton Diabelli und Johann Gabriel Seidl, zu motivieren, sich auch der mündlichen Überlieferung zuzuwenden.[2] 1822 legte Tschischka seine Sammlung österreichischer Volksmärchen vor. Es folgten Veröffentlichungen über den Wiener Stephansdom sowie zur Geschichte Wiens.
1828 wurde Tschischka Direktor des Wiener Stadtarchivs. 1832 bis 1834 redigierte Tschischka die Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich unter der Enns, in denen er auch selbst verschiedene Arbeiten zur Mundartkunde veröffentlichte. 1847, im Jahr seiner Pensionierung, veröffentlichte er seine Geschichte der Stadt Wien.
Er starb kurz vor seinem 69. Geburtstag an der Cholera und wurde auf dem Grinzinger Friedhof beerdigt.[3]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Julius Max Schottky: Oesterreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen. Pest 1819 (Digitalisat in der Google-Buchsuche); 2. Auflage (hier Singweisen geschrieben) ebd. 1844 (Digitalisat in der Google-Buchsuche). Nachdruck der 1. Aufl. Wien 1969, OCLC 68235799 (mit biographischem Nachwort von Leopold Schmidt).
- Oesterreichische Volksmärchen. 1822 (Digitalisat in der Google-Buchsuche), Neuausgabe hrsg. von Emil Karl Blümml 1906.
- Der St. Stephans Dom in Wien und seine alten Kunstdenkmale. 1832 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Der Gefährte auf Reisen in dem österreichischen Kaiserstaate. F. Beck, 1834 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate. Beck, 1836 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Die Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien. Gerold, Wien 1843 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Geschichte der Stadt Wien. 1847 (Digitalisat in der Google-Buchsuche), 2. Auflage 1853.
- als Hrsg.: Johann Pezzl: Beschreibung von Wien. 6.–8. Auflage 1823–41 (Digitalisat der 7. Auflage 1826; Digitalisat der 8. Auflage 1841).
- als Hrsg.: Johann Pezzl: Chronik von Wien. 1824 (Digitalisat in der Google-Buchsuche), 2. Auflage 1842.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 5. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kremayr & Scheriau, Wien 2004, ISBN 3-218-00749-6, S. 484 (Online).
- Joseph Feil: Franz Tschischka. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 1. Gerold, Wien 1856, S. 311–314 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Franz Gräffer, Johann Jakob Czikann: Oesterreichische National-Encyklopädie. Fünfter Band (Seeauer bis V). Beck, Wien 1836, S. 431–433 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Alexander Rausch: Ziska (Tschischka), Franz. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
- Karl Weiß: Tschischka, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 726–728.
- Constantin von Wurzbach: Tschischka, Franz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 48. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1883, S. 52–57 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Franz Tschischka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Franz Tschischka in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Franz Tschischka bei Open Library
- Franz Tschischka im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bürgerrecht im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ a b E. Lebensaft, M. Martischnig: Schottky, Julius Max(imilian). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 153 f. (Direktlinks auf S. 153, S. 154).
- ↑ Kirchbuch-Wieden
Personendaten | |
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NAME | Tschischka, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Žiška, Franz; Žiška, Ferenc; Ziska, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kulturhistoriker und Volksliedsammler |
GEBURTSDATUM | 18. November 1786 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 15. November 1855 |
STERBEORT | Wien |